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FIA WEC
20.11.2017

Der dreifache Le Mans-Sieger verabschiedet sich aus der WEC

Das Porsche LMP Team verabschiedet sich mit zwei Podestplätzen beim letzten Lauf in Bahrain aus der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft. Bei dem ereignisreichen und hoch emotionalen Finale 2017 belegten die bereits vor zwei Wochen zu Weltmeistern gekürten Fahrer Earl Bamber (NZ), Timo Bernhard (DE) und Brendon Hartley (NZ) nach einer Aufholjagd Platz zwei. Die diesjährigen Le-Mans-Sieger waren durch einen Zwischenfall in der Anfangsphase zurückgeworfen worden. Das Schwesterauto mit Neel Jani (CH), André Lotterer (DE) und Nick Tandy (GB) startete von der Poleposition, fiel durch eine Kollision mit anschließender Strafe ebenfalls zurück. Lotterer drehte die schnellste Rennrunde und kam nach sechs Stunden auf Platz drei ins Ziel. Der Sieg im Nachtrennen ging an Toyota.

Matthias Müller, der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, schwenkte bei diesem Rennen die Startflagge. Mit dem Zieleinlauf endete eines der erfolgreichsten Kapitel der Porsche Motorsport-Geschichte: Von 2015 bis einschließlich 2017 erzielte das Porsche LMP Team drei Le-Mans-Gesamtsiege in Folge, drei Weltmeistertitel in der Herstellerwertung und drei WM-Titel für die Fahrer des Porsche 919 Hybrid. Seit dem Debüt zur Saison 2014 gelangen in 34 Renneinsätzen 17 Siege, darunter sieben Doppelsiege, außerdem 20 Polepositions und 13 schnellste Rennrunden.

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Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG: „Drei Le-Mans-Siege in Folge – das hat bislang noch kein anderes Porsche Team erreichen können. Diese Mannschaft hat es geschafft. Dafür bedanke ich mich sehr. Ich bin unheimlich stolz auf jeden in diesem Team. Hier wurde mit harter Arbeit, Konsequenz und der richtigen Einstellung eine Mammutaufgabe bewältigt. Das macht für mich den Porsche Spirit aus, der unsere Marke seit fast siebzig Jahren prägt. Jetzt steht das Team um Fritz Enzinger und Andreas Seidl vor einer neuen Herausforderung: dem erfolgreichen Einstieg in die Formel E ab der Saison sechs, die Ende 2019 beginnt.“

Michael Steiner, Entwicklungsvorstand der Porsche AG: „Mit dem letzten Renneinsatz des Porsche 919 Hybrid geht eine Ära zu Ende. Wir haben wie schon oft in unserer Historie gezeigt, wie Ideenreichtum, Erfahrung und Mut zu einem hoch komplexen, erfolgreichen Rennwagen führen können. Der 919 hat in seinen vier Einsatzjahren nahezu alles erreicht und die Überlegenheit des Hybridantriebs demonstriert. Die Kombination aus hocheffizienten Verbrennungsmotor und leistungsstarkem Elektroantrieb hat mit dem 919 Hybrid ein neues Niveau erreicht. Wir gehen diesen Weg mit unseren Straßensportwagen konsequent weiter.“

So lief das Rennen für die Nummer 1:

Startfahrer Neel Jani – der ebenso wie Timo Bernhard bei allen vier Le-Mans-Einsätzen den Start fuhr – verteidigt die Führung gegen die Toyota und hält sie auch beim Restart nach einer Safety-Car-Phase Ende der fünften Runde. Im 19. Umlauf kann er den Nummer-8-Toyota nicht mehr halten, in der 20. Runde zieht auch der Toyota mit der Nummer 7 an ihm vorbei. Nach 30 Runden kommt Jani an dritter Position fahrend zum Nachtanken. Danach ist er Zweiter, weil beim Nummer-7-Toyota auch Reifen und Fahrer gewechselt werden. In der 48. Runde gewinnt der Toyota auf frischen Pneus aber wieder die Oberhand. Jani übergibt das Auto an Position drei liegend nach 61 Runden an Nick Tandy. Der Brite tankt nach 92 Umläufen und geht am Nummer-7-Toyota vorbei, weil dort auch Fahrer und Reifen gewechselt werden. Als Zweitplatzierter tankt er nach 124 Runden zum zweiten Mal auf, verzichtet auf den Reifenwechsel und übernimmt die Führung. Nur sechs Runden später kommt es zu einer Kollision beim Überrunden. Ein Reifenschaden vorne links ist die Folge; Tandy humpelt zur Box, auch die Front wird getauscht und André Lotterer steigt ein. Beim Wechsel hat der Porsche 131 Runden komplettiert. Lotterer sitzt nach 161 Runden eine Stop-and-Go-Strafe für Tandys Kollision ab und kommt nach 162 Umläufen erneut zur Box; diesmal für einen Tankstopp mit Reifenwechsel. Ende der 193. Rennrunde hält Lotterer nochmal zum Tanken und bringt Rang drei mit einer Runde Rückstand ins Ziel, als der Führende nach 199 Runden abgewinkt wird.

So lief das Rennen für die Nummer 2:

Timo Bernhard verbessert sich beim Start vom dritten auf den zweiten Platz, überfährt allerdings in der dritten Runde einen auf der Strecke liegenden Poller, der sich unter dem Auto festsetzt. Während einer Safety-Car-Phase fällt dies zunächst nicht auf, erst nach der Freigabe zur sechsten Runde. Ende des siebten Umlaufs kommt Bernhard zum Tankstopp: Der Poller wird entfernt und der Vorderbau gewechselt. Der Deutsche verliert fast eine Runde. Nach 37 Umläufen übergibt er den 919 auf Rang vier an Brendon Hartley. Der Neuseeländer tankt nach 68 Runden und ist weiterhin Vierter. Während einer Neutralisationsphase nach 96 Runden übergibt Hartley an Earl Bamber, der auf frischen Reifen weiterfährt – mittlerweile an dritter Position, weil der Nummer-7-Toyota nach einer Kollision repariert wird. Bamber tankt nach 127 Runden nach und fährt weiter. Ende der 150. Rennrunde übernimmt Bernhard wieder das Steuer. Er tankt nach 177 Umläufen zum letzten Mal. Der Fahrer, der 2013 die allerersten Meter mit dem ersten Testchassis des Porsche 919 Hybrid fuhr, legt auch das letzte Stück Weg mit dem Prototyp zurück. Mit einer Runde Rückstand bringt er Platz zwei ins Ziel.

Stimmen nach dem Rennen

Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Heute geht eine sehr erfolgreiche Ära zu Ende, und das ist der richtige Zeitpunkt, um sich zu bedanken. Zuallererst möchte ich dem Vorstand danken, der mir dieses Projekt anvertraut hat, mich enorm unterstützte und mir immer das Gefühl gab, dass ich der Richtige für die Aufgabe sei. Davon war ich selbst erst nach unserem ersten Sieg in São Paulo 2014 überzeugt. Danke an alle unsere Fahrer, die ihre Chancen nutzten und höchste Leistungen ablieferten – letztlich 17 Siege in 34 Rennen. Danke an jeden im Team für unermüdlichen Einsatz und die Euphorie für dieses Projekt. Nichts war schöner, als am Renntag den Siegeswillen in ihren Augen zu sehen! Heute ist auch ganz sicher der richtige Zeitpunkt, um mich bei unserem Teamchef Andreas Seidl zu bedanken: Andreas hat in den vergangenen zwei Jahren die Doppelrolle als Teamchef und Technischer Direktor souverän bewältigt und wurde mit dem ersten unter seiner Leitung entwickelten 919 Hybrid gleich Weltmeister. Sein Anteil am Erfolg ist enorm. Und schließlich: Schön, dass es ein Unternehmen wie Porsche gibt. Wenn ich die sechs Jahre, die ich zu Porsche gehöre, auf einen Satz reduzieren müsste, dann würde der lauten: Ich durfte meinen Traum leben. Danke für das Projekt und danke für die Gestaltungsfreiheit.“

Andreas Seidl, Teamchef: „Toyota war in den vergangenen vier Saisons ein großartiger Gegner, herzlichen Glückwunsch zum Sieg heute. Danke an das ganze Team hier und in Weissach, an unsere Fahrer und unsere Partner für vier sensationelle Jahre auf den Rennstrecken dieser Welt. Das war heute definitiv der letzte Renneinsatz des 919 Hybrid. Wir sind sehr stolz auf die Erfolge, die wir mit diesem Technologieträger eingefahren haben – wir werden sie im kommenden Jahr mit einigen besonderen Veranstaltungen nochmal extra feiern. Worum es dabei geht, können wir erst zu einem späteren Zeitpunkt verraten.“

Neel Jani (33, Schweiz): „Der Start war gut, anfangs konnten wir das Tempo der Toyota mehr oder weniger halten. Aber sobald die Überrundungen begannen, waren sie einfach dieses kleine bisschen schneller, sodass wir sie langfristig ziehen lassen mussten. Ich habe es noch einmal ganz bewusst genossen, mit dem Boost und den taktischen Möglichkeiten zu arbeiten. Mir war klar, dass wir alles zum letzten Mal machen. Es war eine ganz phantastische Erfahrung, an diesem riesigen Projekt teilzuhaben und mit diesem großartigen Team arbeiten zu dürfen.“

André Lotterer (35, Deutschland): „Meine Stints verliefen eher ruhig. Der 919 lag gut und ich habe meinen letzten Einsatz wirklich genossen. Nur beim Überrunden eines LMP2 gab es ein kleines Missverständnis, dabei habe ich mir kurz vor Schluss noch dicke Bremsplatten in den Reifen eingehandelt. Sehr schade, dass wir zuvor den Kontakt mit einem anderen Teilnehmer hatten – aber Pech begleitete unsere Crew das ganze Jahr. Ich bin sehr glücklich, 50 WEC-Rennen bestreiten und diese Autos fahren zu dürfen. Der 919 war ein unheimlich erfolgreicher Rennwagen und ich habe mich sehr gefreut, diese Saison mit Porsche erleben zu dürfen.“

Nick Tandy (33, Großbritannien): „Ich habe das Rennen genossen. Es waren tolle Kämpfe, es ging hart zur Sache. Unser Ehrgeiz wuchs und wir sind mit einem Satz Reifen drei Stints gefahren, es sah alles gut aus. Dann hatte ich leider eine Kollision mit einem anderen Auto zur Rennmitte. Es war ein Missverständnis, das uns beiden einen Reifenschaden eingebracht hat. Wir wussten, dass wir uns heute extrem strecken mussten, um mit Toyota kämpfen zu können. Der Rückfall im Rennen und dann auch noch die Strafe sind schwer zu verdauen, aber wir haben alles gegeben. Es war eine Freude, diese Saison mit Neel und André zu bestreiten und Teil des Teams zu sein.“

Earl Bamber (27, Neuseeland): „Nachdem Timo den frühen Boxenstopp machen musste, lagen wir zurück. Aber wir haben nicht aufgegeben, sondern sauber weitergearbeitet. Ich hatte auf meinen Stints keine Schwierigkeiten. Ich konnte einfach jede Runde in diesem Monster genießen. Es war eine Wonne – so wie die ganze Zeit im 919-Programm. Porsche hatte die verrückte Idee, so einen jungen Typen aus dem Carrera Cup in Le Mans in den 919 Hybrid zu setzen. Ich muss mich bei allen bedanken, die an das System der Porsche Motorsport-Pyramide zur Talentförderung glauben. In Weissach wurde unglaublich hart gearbeitet. Es ist für mich eine Ehre, für Porsche in dieser Liga fahren zu dürfen. Glückwunsch auch an Toyota zu ihrem beeindruckenden Sieg heute, die Truppe hat wirklich mächtig aufgeholt in den zurückliegenden Rennen.“

Timo Bernhard (36, Deutschland): „Ich hatte heute einen guten Start, konnte einen Toyota überholen und mit Neel mithalten. Aber dann habe ich leider diesen Poller aufgesammelt, der extra Boxenstopp warf uns weit zurück. Das war sehr schade für uns. Aber das Resultat ist heute fast nebensächlich. Eine große Ära geht zu Ende. Ich war von Anfang an und bis zur letzten Runde dabei, das ist mir eine Ehre. Ein tolles Team, tolle Menschen, tolle Teamkollegen: Ich werde das alles vermissen. Diese fünf Jahre markieren den Höhepunkt meiner Karriere.“

Brendon Hartley (28, Neuseeland): „Wir waren heute ziemlich früh raus aus dem Kampf an der Spitze. Timo hatte wirklich Pech, dass er außerplanmäßig an die Box musste. Er konnte überhaupt nichts dafür, dass er diesen Poller mitten auf der Straße traf. Das warf uns zurück, aber wir haben bis zum Schluss gekämpft und die Stints liefen gut. Es ist schön, dass heute beide Crews auf dem Podium standen, aber uns bewegen natürlich gemischte Gefühle. Es ist mir eine Ehre, zu diesem Programm gehört zu haben. Ich werde es vermissen.“
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