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Automobilsport
23.04.2018

25.000 Zuschauer genießen historische Rennen und ehren Jim Clark

Leidenschaft für historischen Rennsport in all seinen Facetten – davon ließen sich 25.000 Zuschauer bei der Klassikveranstaltung „Bosch Hockenheim Historic – Das Jim Clark Revival“ anstecken. Rund 500 historische Rennwagen aus allen Klassen und Epochen boten von 20. bis 22. April auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg ein großartiges Spektakel – sowohl optisch als auch akustisch.

Im Fahrerlager, in den Teamgaragen und auf dem Boxendach genossen sichtlich begeisterte Besucher das reichhaltige Rahmenprogramm. Das Motodrom vibrierte förmlich. Und auch das Interesse an den Autogrammstunden „historischer Promis“ wie Jochen Mass, Christian Danner, Kurt Brixner, Marco Werner oder Ellen Lohr war bei großen und kleinen Fans riesig. Die ehemalige DTM-Fahrerin und -Siegerin Ellen Lohr urteilte: „Das ist hier schlicht die beste historische Veranstaltung, die es gibt!“


Ausstellungen, Gesprächsrunde, Kranzniederlegung als Würdigung Jim Clarks

Im Mittelpunkt der Bosch Hockenheim Historic stand traditionsgemäß auch jener Rennfahrer, zu dessen Ehren die Veranstaltung jedes Jahr stattfindet: Jim Clark. Am 7. April 2018 jährte sich der Unfalltod des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters auf dem Hockenheimring zum 50. Mal. Die Würdigung des Fahrgenies und liebenswerten Menschen Clark zog sich gleichsam wie ein roter Faden durch die drei Tage. Aus Anlass des Todestages waren Weggefährten und Zeitzeugen geladen, darunter auch zwei nahe Verwandte aus Schottland sowie Clive Chapman, Sohn des Lotus-Gründers und Clark-Förderers Colin. Die Kranzniederlegung am Jim-Clark-Memorial war in Anwesenheit der Gäste extrem berührend. „Wir sind erstmals und mit gemischten Gefühlen nach Hockenheim gereist“, sagte Clarks Cousin Doug Niven. „Zu sehen, wie die Erinnerung an Jimmy hier wachgehalten wird, beeindruckt uns sehr.“ Die Gäste aus Schottland durften am Ende einen Scheck der Hockenheim-Ring GmbH und des Badischen Motorsport Clubs in Höhe von 5.000 Euro mitnehmen, um den Aufbau eines neuen Jim-Clark-Museums in seiner Heimat zu unterstützen. Zur Gedenkminute am Sonntagnachmittag erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen – wie schon vor 50 Jahren.

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Bewegend war auch die Gesprächsrunde mit Zeitzeugen am Sonntag – mit Clarks Cousin Doug Niven, seinem Neffen Ian Calder, dem ehemaligen Lotus-Finanzchef Warren King, dem Renn-Stewart von 1968, Grahame White, dem Ex-DTM-Piloten Roland Asch und dem ehemaligen Formel-1-Piloten Jochen Mass. Auch der deutsche Fotograf Werner Eisele war dabei. Er kam damals zusammen mit einem Streckenposten als Erster an den Unfallort. „Wir haben gedacht, Jim sei nur bewusstlos“, erinnert sich der bald 80-Jährige. „Ich habe Fotos gemacht, um sie ihm zu zeigen, wenn er aufwacht.“ Auch Grahame White sagt: „Wir konnten es einfach nicht glauben. Jim Clark konnte nicht tot sein. Nicht er, der Beste überhaupt!“

Die traditionelle Jim-Clark-Ausstellung berührte auch 2018 mit neuen Fundstücken zu Clark, etwa Aufsätzen schottischer Schulkinder. Auch ein von Colin Chapmans Sohn Clive zur Verfügung gestellter Original-Renn-Lotus war Teil der Exponate. „Ich war einige Jahre nicht bei der Veranstaltung“, sagte Clive Chapman, „und ich bin positiv überrascht, wie großartig sie sich entwickelt hat.“ Sein Besuch krönte außerdem die öffentliche Präsentation des neuen Lotus Exige Type 25 im Fahrerlager. Das Auto ist eine Referenz der Marke an einen der erfolgreichsten und einflussreichsten Rennwagen aller Zeiten – den Lotus 25.

Mitten ins Herz zielte auch die stark vergrößerten Fotos aus dem Buch „Jim Clark Racing Hero“ sowie der Film „Das letzte Rennen eines Stars“ über jenen 7. April 1968. Auch im Fahrerlager erinnerte eine kleine, aber feine Fahrzeugausstellung an Clark.


Pure Leidenschaft auf dem Grand-Prix-Kurs – mit Formel- und Tourenwagen

Eines der Highlights auf dem Grand-Prix-Kurs war die BOSS-GP-Serie (Big Open Single Seater). Die Zehnzylinder der Formel-1-Boliden und die Achtzylinder der GP2-Monoposti sorgten beim fliegenden Start für einen Höllenlärm, wie ihn eingefleischte Fans lieben. Die Favoriten Ingo Gerstl (Toro Rosso STR) und Phil Stratford (Benetton B197) wurden ihrer Rolle gerecht mit Kopf-an-Kopf-Duellen in den ersten beiden von zehn Saisonläufen. Gerstl gewann samstags mit 0,3 Sekunden Vorsprung! Die BOSS GP wird im Juli erstmals im Rahmen des Formel-1-Grand-Prix in Hockenheim starten. Laut, böse, spektakulär – das war der CANADIAN AMERICAN Challenge Cup. Samstags holte sich Felix Haas im Lola T 294 den Sieg, sonntags Georg Hallau im Lola T310. McLaren eroberte die weiteren Podestplätze. Ein weiterer Höhepunkt: die Saisonauftaktrennen der Historischen Formel 2 mit ihrer faszinierenden Fahrzeug-Vielfalt (Ralt, March, Chevron, Brabham, Lotus u.a.). Die F2 galt stets als Sprungbrett in die Königsklasse. Der Zieleinlauf war in beiden Rennen identisch: Peter Hans (Ralt) vor Robert Simac und Torgny Johansson (beide March). Mit einem gelungenen Mix von Formel-Nachwuchsklassen – F3, VAU, Ford, Renault – begeisterte die „Historic Racecar Association“. Und auch die 1958 als Nachwuchsschmiede gegründete FIA Lurani Trophy sorgte für Stimmung – mit einem stolzen Starterfeld von 33 Fahrzeugen!

Mehr als 40 Fahrzeuge tummelten sich bei der Youngtimer Touring Car Challenge. Drei Rennen gab’s – und stets einen Sieger: Ex-DTM-Teamchef Peter Mücke ließ im Ford Zakspeed Turbo Capri den Gegnern keine Chance. In der „Spezial-Tourenwagen-Trophy“ gingen die Rennsiege an Jürgen Alzen (Ford GT) und Jürgen Bender (Chevrolet Corvette). Mit Spannung erwartet: die Premiere der „Tourenwagen Classics“ im Rahmen der Bosch Hockenheim Historic. Das Feld besteht vor allem aus DTM-Fahrzeugen. Es gewannen als Duo Jörg Hatscher und Thorsten Stadler, Meister und Vizemeister des Vorjahres, in einer Mercedes AMG C-Klasse. Stefan Rupp im traumschönen Alfa 155 V6, den einst Christian Danner pilotierte, wurde Zweiter. Hatscher und Stadler hatten sich zusammengespannt, weil das reguläre Einsatzauto von Stadler – eine ehemalige C-Klasse von Ellen Lohr – wegen Motordefekts ausfiel. Das ist Teamwork à la Klassik-Racing! Liebhaber britischer Fahrzeugkunst kamen gleich zweimal auf ihre Kosten: beim Lotus Cup Europe und der Triumph Competition/British GT. Im Lotus Cup geht es stets engagiert rund, wenn die unterschiedlichsten Lotus-Modelle aufeinandertreffen. Die Verbindung zu Jim Clark, der die Strahlkraft der Marke begründete, liegt auf der Hand.

Bei den Präsentationläufen des Raceclub Germany stachen viele Spyder ins Auge. Zum 50. Firmenjubiläum und 80. Geburtstag des Firmengründers Kurt Brixner reisten 16 Besitzer der in Heilbronn gefertigten Renner nach Hockenheim. Der agile Chef sagte gerührt: „So viele unserer Autos an einem Ort gab’s noch nie.“ Auch der Raceclub Germany powered by FNT servierte Rennwagen-Highlights, wie etwa den F1-Toyota von Timo Glock, den frisch restaurierten 1984er-Williams-Honda von Keke Rosberg sowie den 1997er-Ferrari von Michael Schumacher. Voller Enthusiasmus war der Leiter der Sparte „Bosch Classic“, Fritz Cirener: Als Vertreter des Hauptsponsors und Namensgebers Bosch zeigte er interessierten Gästen persönlich Fahrerlager und Boxen – und führte sie auch zum FNT-Raceclub. „Einige der Kids durften in den F1-Toyota klettern und sich fotografieren lassen“, freute sich Cirener. „So etwas gibt es nirgendwo sonst! Und so wachsen neue Fans heran.“


Moped-Garage, historischer Jahrmarkt, Party: Rabatz auf dem Boxendach

Wie in jedem Jahr wurde auf dem Boxendach alles an weiterer Unterhaltung geboten, was das Herz begehrt: von den kultigen Mofa-Sause-Fahrten der Moped-Garage, die unverkennbar Zweitakt-Duft und Knattern verbreiteten (Norbert Edinger, Inhaber der Moped-Garage: „Hockenheim ist unser traditioneller Start in die Sommersaison“), zig verschiedene Spielangebote für Kinder, Stände mit historischen Devotionalien bis hin zur Party mit Live-Musik am Samstagabend. Entsprechend voll war’s!
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