Formelsport Allgemein
06.06.2018
Rene Binder beim Chevrolet Grand Prix in Detroit
Um es gleich vorweg zu nehmen: Auf der Buckelpiste von „Belle Isle“ gab es nichts zu verschenken, und zwar vor allem nicht für einen Rookie, der immer noch mit einem eklatanten Testhandicap kämpft. Rene Binder: „Wenn man wochenlang nicht mehr in einem Formelauto gesessen hat, muss man auf einer derart schwierigen Strecke erst einmal Vertrauen aufbauen. Das hat bei mir bis zum ersten Rennen gedauert. Wer das nie live erlebt hat, kann nur schwer nachvollziehen, wie man auf einer solchen Strecke durchgeschüttelt wird. Immerhin hat mir in meiner schnellsten Runde nur sechs Zehntel auf die besten Chevy-Piloten gefehlt. Wir waren zumindest schneller als sechs andere Autos, damit darf man – abgesehen von einem kleinen Ausrutscher in den Notausgang – schon sehr zufrieden sein.“
Nachdem ein heftiger Regenschauer am Sonntagvormittag für grenzwertige Streckenverhältnisse gesorgt hatte, verzichteten Rene und sein Team, Juncos Racing, auf einen Start im Qualifying. „Darüber kann man natürlich diskutieren, aber es war ganz einfach ein großes Risiko da, das Auto schwer zu beschädigen und nicht mehr bis zum Rennen reparieren zu können.“
Vor dem fliegenden Start zum zweiten Rennen kam es dann zu einer Situation, die bei Rene und seiner Mannschaft Kopfschütteln auslöste: „Das Rennen wurde nach einem Unfall des Safetycars abgebrochen, worauf sich meine Motorelektronik in den Sicherheitsmodus schaltete. Wir konnten das Auto leider nicht mehr starten, mussten die ECU tauschen und wurden dafür noch in der Boxengasse mit einer Plus-2-Runden Strafe belegt. Das hat mich leider um alle Chancen gebracht, denn man bekommt als Überrundeter ja ständig blaue Flaggensignale und verliert dadurch noch einmal sehr viel Zeit.“ Dabei waren seine Rundenzeiten, sobald der Chevrolet-Dallara mit der Startnummer 32 wieder frei fahren konnte, durchaus ermutigend.
Vor dem Rückflug nach Europa fasste der 26-jährige Juncos-Pilot noch einmal zusammen: „Mein Hände sind durch die ständigen Schläge und Vibrationen voller Blasen und auch auf meinem Rücken habe ich etliche blaue Flecken. Trotzdem haben wir bis zum Schluss gekämpft und zumindest noch ein paar gute Rundenzeiten abgeliefert. Indycar ist beinharter Motorsport, aber ich sehe das als eine Prüfung und bin bereit, alles in diese Herausforderung zu investieren. Mir ist klar, dass es per Reglement nicht möglich ist, aber wenn wir nur überall einmal einen Tag testen könnten, würde die Sache schon ganz anders aussehen. Unter den gegebenen Umständen ist es ein permanenter Kaltstart, und das auf völlig unterschiedlichen und höchst anspruchsvollen Rennstrecken.“