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DTM
26.09.2019

Interview mit Jenson Button vor DTM-Gaststart

Der aktuelle SUPER-GT-Titelträger Jenson Button verstärkt das DTM-Teilnehmerfeld in Hockenheim, wo er seinen Team-Kunimitsu-Honda-NSX-GT fahren wird, zusammen mit zwei weiteren Fahrzeugen aus der SUPER-GT-Serie. Im November startet er dann beim „SUPER-GT x DTM Dream Race“, bei dem beide Serien zusammen zwei Rennen auf dem legendären Fuji Speedway in Japan austragen werden.

Der Auftritt der SUPER GT beim DTM-Saisonfinale sorgt in Europa natürlich für viel Aufmerksamkeit, aber Buttons Status als aktueller Champion der Serie und Formel-1-Weltmeister des Jahres 2009 bedeutet natürlich, dass er bei der Veranstaltung am ehesten im Mittelpunkt stehen wird.

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Vor seiner Rückkehr nach Europa und nach Hockenheim, wo er 2016 zuletzt an den Start ging, sprach DTM.com mit dem 39-Jährigen und fragte ihn nach seinen Ansichten vor der bedeutsamen Veranstaltung in der kommenden Woche.

Was sagst du zum „SUPER GT x DTM“-Konzept, bei dem sechs verschiedene Hersteller gegeneinander antreten?
Jenson Button: „Ich würde sagen, es ist fantastisch. Ich fahre seit zwei Jahren in der japanischen SUPER GT und muss wirklich sagen, dass ich jede einzelne Minute davon genossen habe! Der Rennsport ist großartig. Ich glaube, viele sind der Meinung, dass es im GT- und Sportwagen-Rennsport weniger zur Sache geht als im Formelsport, aber ich kann dazu nur sagen, dass es genauso hart, genauso ernsthaft zugeht. Es gibt mehr Kontakt, es gibt erheblich mehr Verkehr auf der Strecke, besonders in der SUPER GT, man fährt jede Runde voll. Ich finde die Idee, SUPER GT und DTM zusammenzuführen, großartig. Solche Sachen sind nicht einfach zu umzusetzen und die Detailarbeit ist sogar noch schwieriger. Daher würde ich sagen, vielleicht klappt es nicht auf Anhieb zu hundert Prozent, aber habt bitte ein wenig Geduld, denn wir versuchen, daraus einen Erfolg zu machen. Klar, für uns ist es spannend, auf einem neuen Kontinent und auf einer neuen Rennstrecke zu fahren. Für mich heißt es: zurück nach Europa. Außerdem betrachte ich es als eine tolle Chance, gegen Audi und BMW und die Power der DTM anzutreten. Für die SUPER GT ist das eine ganz große Sache, das wird sicherlich ganz toll! Vor allem: Wir haben keine Ahnung, wie es laufen wird. Sind die SUPER-GT-Autos schneller? Werden wir mit den Hankook-Reifen zurechtkommen? Es ist spannend, ich kann es kaum erwarten!“

Was bedeutet es für dich, erstmals nach so langer Zeit wieder in Deutschland zu fahren?
„Also, ich bin schon so alt, dass ich sogar noch auf dem alten Hockenheimring gefahren bin. Das werde ich nie vergessen: die wahnsinnig langen Geraden, mit Vollgas in den Wald, mit dem kreischenden V10 im Rücken. Andererseits mag ich auch die neue Strecke in Hockenheim. Dort habe ich einige wirklich schöne Rennen erlebt. 2004 stand ich dort auf dem Podium. Zuvor war ich wegen eines Motorwechsels zurückversetzt worden. Im Rennen gab es Probleme mit meinem Helm, da sich das Band während der Fahrt gelöst hatte. Das war, sagen wir mal, interessant. 2012 hatte ich ein tolles Rennen gegen Seb (Vettel), das habe ich sehr genossen. Damals wurde ich Zweiter. Wir hatten in dem Jahr ein hervorragendes Auto. Die klassische Fahrt in den Wald gibt es also nicht mehr, aber was wir mit dem Umbau erhalten haben, ist eine Strecke, auf der man wirklich tolle Rennen austragen kann. Die erste Kurve ist schnell und macht Spaß, aber die Kurven nach der Spitzkehre sind die besten. Dort kann man sein Auto schön anstellen für den Kampf mit anderen Fahrern. Egal, ob man angreift oder verteidigt: man kann die Strecke sozusagen als Waffe nutzen. Es ist eine tolle Strecke zum Fahren. Ich freue mich auf die Rückkehr!“

Welche DTM-Fahrer kennst du?
„Natürlich kenne ich Paul (Di Resta), weil wir zusammen in der Formel 1 gefahren sind. Als ich noch in Monaco lebte, sind wir uns oft begegnet. Damals haben wir recht oft zusammen trainiert. Er fährt auch gerne Rad und somit war er bei unseren Touren von Monte Carlo nach Ventimiglia in Italien, wo wir immer eine Kaffeepause eingelegt haben, oft mit dabei. Darüber hinaus haben wir zusammen den gleichen Job als Experte bei den Formel-1-Übertragungen auf Sky, also haben wir vieles gemeinsam. Aber in Hockeheim fahren wir erstmals seit Le Mans 2018, wo wir beide an den Start gingen, mal wieder in einem Rennen gegeneinander. Auch Timo (Glock) kenne ich von der Formel 1 und ich erinnere mich noch an Jamie Green aus dem Kartsport. Ich freue mich sehr, auch andere Fahrer aus der DTM kennenzulernen. Seit ich denken kann, gilt die DTM als eine äußerst professionelle Serie mit einem hohen fahrerischen Niveau. Ich kann mich noch daran erinnern, als Mika Häkkinen und David Coulthard dort fuhren. Für sie war es alles andere als einfach. Von meinen Einsätzen in der SUPER GT weiß ich, wie hoch das Niveau in diesen Serien ist: Professionelle Fahrer, die Besten ihres Fachs. Wirklich sehr beeindruckend. Ich weiß, dass René Rast gerade den Titel gewonnen hat, und dass sowohl Gerhard Berger als auch Keke Rosberg eine sehr hohe Meinung von ihm haben. Daher ist es sehr interessant, einen Einblick in die Welt der DTM zu erhalten. Da bekommt man sicherlich nichts geschenkt!“

Du fährst mit der Startnummer 1. Was bedeutet das für dich?
„Also, das ist, als ob man mit einer größeren Zielscheibe auf dem Rücken fahren würde, das weiß ich schon! Aber das habe ich alles schon erlebt und es ist immer ein Privileg, mit dieser Nummer fahren zu dürfen. Ich wusste gar nicht, dass ich die Nummer 1 bekomme, das ist also wirklich cool. Natürlich will man jedes Rennen gewinnen, bei dem man an den Start geht. In der SUPER GT sind wir in dem Bereich nicht so schlecht unterwegs, aber offen gesagt, muss ich in Hockenheim nicht um jeden Preis gewinnen. Ich bin dort schon einige Jahre nicht mehr gefahren, somit wird es einfach guttun, mal wieder im europäischen Rennsport-Umfeld zu sein und einige bekannte Gesichter wiederzusehen. Hockenheim ist natürlich DTM-Land, somit gehen wir dort nicht mit zu großen Erwartungen an den Start. Außerdem müssen wir noch herausfinden, wie die Autos zusammen auf der Strecke fahren. Hoffentlich blicken wir nach Hockenheim auf ein schönes Wochenende zurück und haben dann auch einige nützliche Daten gesammelt. Dann können wir im November mal so richtig Spaß haben, wenn die DTM uns in unserem Wohnzimmer in Fuji besuchen kommt. Ich weiß, dass dieser ganze Prozess, die beiden Serien zusammen zu bringen, viel Arbeit bedeutet hat. Daher wäre es fantastisch, wenn es auch tatsächlich funktioniert.“

Seitdem du SUPER GT fährst, und auch in der WEC gestartet bist, hast du ein wachsendes Interesse für Sportwagen- und GT-Rennen feststellen können? Und möchtest du weiterhin mit geschlossenen Autos im Rennsport aktiv bleiben?
„Als ich noch Formel 1 fuhr, habe ich immer gesagt, dass ich Rallyecross fahren wollte, denn das war, was mein Vater immer gemacht hat. Es sah auch immer nach Spaß aus. Dazu ist es bislang nicht gekommen – noch nicht, wohlgemerkt –, aber ich habe schon Off-Road-Rennen und Veranstaltungen mit Rocket in den USA bestritten. Das ist etwas, was ich vertiefen möchte. Als die Chance aufkam, mit Honda SUPER GT zu fahren, sagte mir das auch sofort zu. Der Rennkalender ist nicht so umfangreich, besonders im Vergleich zum vollgepackten Plan der Formel 1, der natürlich eine Vollzeitbeschäftigung bedeutet. Aber wichtiger noch: Die Autos sind genial, und das Konzept einer GT-Langstreckenserie gefällt mir sehr. Natürlich stellt die Formel 1 immer alle anderen Serien in den Schatten, aber ich bin davon überzeugt, dass es für Serien wie SUPER GT, WEC und DTM noch Möglichkeiten gibt, eine größere Reichweite zu erzielen. Ich glaube, dass Fahrer und Fans schnelle, PS-starke Autos wollen, was wiederum Fahrer und Sponsoren von einem höheren Niveau anzieht. Ich würde mich absolut freuen, wenn diese Serien international noch beliebter werden.“

Was erhoffst du dir als Nächstes von der Partnerschaft zwischen SUPER GT und DTM?
„Da bin ich vielleicht nicht ganz der richtige Ansprechpartner, da sollte man vielleicht besser Bandoh-san oder Gerhard fragen. Ich weiß, wie lange sie schon zusammen daran arbeiten, das zu realisieren. Und ich weiß, wie schwierig und komplex es war, es umzusetzen. Ich freue mich jedenfalls auf unsere gemeinsamen Rennen in Hockenheim und Fuji, diese werden bestimmt Spaß machen. Vielleicht werden sie auch etwas chaotisch sein, aber das ist ja nichts Schlechtes. Und dann, ja, warum nicht? Ich würde es begrüßen, wenn die Serien nebeneinander wachsen können, wobei sie jeweils voneinander profitieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Potenzial für eine internationale GT-Tourenwagenserie gibt, und dass die SUPER GT und die DTM über die Autos, die Fahrer und die Qualität verfügen, genau dieses zu erfüllen. Also, wer weiß, hoffen wir einfach, dass es weiterhin wächst und gedeiht.“