Armin, deine WRC Profi-Karriere hast du ja eigentlich 2005 an den Nagel gehängt. Dennoch bist du immer noch sehr aktiv hinter dem Steuer. Was machst du genau?
„Für mich war es immer wichtig, auch nach meiner Profi-Karriere aktiv in der Rallye involviert zu sein. Die Autos ändern sich, die Schüler und die Herangehensweise ändern sich... Wenn du da nicht selbst regelmäßig im Auto sitzt, verlierst du den Praxisbezug. Da ich viele Coachings und Rallye-Trainings gebe, muss ich einfach wissen, was der letzte Stand der Dinge ist. Zudem mag ich den Wettbewerb, auch wenn es nur eine kleine Competition bei meinem Winter-Training in Lappland ist. Seit 2006 fahre ich in den USA Off-Road Rennen. Das hat nur bedingt mit Rallye zu tun, aber sehr wohl etwas mit Auto-Einstellung, Vorbereitung, Fahrzeugkontrolle. Und wenn es die Zeit zulässt, fahre ich VLN. Es ist mir einfach wichtig, im Thema zu bleiben.”Was fasziniert dich an den Off-Road Rennen in den USA?
„Die Baja Off-Road fahre ich seit 2006. Ich habe nach der WRC-Zeit etwas gesucht, wo ich ohne große Zwänge fahren konnte. Und gleich beim ersten Event hat mir die Atmosphäre sehr gut gefallen. So war es im europäischen Motorsportsport vor 20 Jahren. Der Fahrer macht dort noch vieles selbst. In Europa, gerade bei der Rundstrecke, hat der Fahrer für alles Unterstützung. Vom Material, über die PR bis hin zur Terminkoordinierung. Das ist für mich nur bedingt gut, denn dadurch weiß ein junger Fahrer gar nicht, was alles nötig ist, damit er im Auto sitzen kann. Selber einen Überblick zu haben, ist wichtig.”Du bist auch hinter den Kulissen des Rallye-Geschehens in Deutschland sehr aktiv, zum Beispiel in der Nachwuchsförderung des DSK. Was machst du hier genau?
„Mir fiel auf, dass den deutschen Rallye-Fahrern sehr die Übung und Erfahrung fehlt, wenn es um das Fahren auf losem Untergrund ging. Deshalb habe ich zusammen mit dem DSK passende Terrains gesucht und ein erstes Programm für Schotter zusammengestellt. Das war 2013. Kurz darauf wollten einige Teilnehmer des Schotter-Trainings weitere Fahrkenntnisse erwerben oder bestimmte Fahrfehler beheben. So entstand sozusagen als Weiterbildung das Performance-Training. Wir haben mittlerweile mehrere Terrains in ganz Deutschland, damit niemand eine zu lange Anreise hat. Das Interesse ist hoch für die drei bis vier Termine, die wir im Jahr anbieten.”Welche Erfolge konnten mit dem DSK-Rallye-Programm bereits erzielt werden?
„Die Trainings bauen aufeinander auf und sind auf jeden Fall ein guter Einstieg in die Rallye, egal, ob als Amateur oder für den Profibereich. Ich schaue mir die Teilnehmer genau an, fahre auf dem Beifahrersitz mit. Wenn ich dann erkenne, dass ein junger Fahrer ein besonderes Talent für den Rallye-Sport hat, nimmt der DSK ihn in seine Nachwuchsförderung auf. Diese Unterstützung ist nicht in erster Linie finanzieller Art, sondern der Fahrer profitiert hauptsächlich von meiner Rallye-Erfahrung sowie dem großen Netzwerk und Kontakten des DSK. Dies ist eine gute Grundlage, um im Motorsport Fuß zu fassen oder weiterzukommen.Roman Schwedt, der dieses Jahr in der Junior-Europameisterschaft fährt, ist ein gutes Beispiel, denn er war vor zwei Jahren im DSK-Fahrerkader. Dieses Jahr fördern wir Björn Sartorius in der Deutschen Rallyemeisterschaft, Jan Potthast im DMSB-Rallyecup oder Jan Eriksson im Schotter-Rallyecup. Die Rallyecups sind Breitensport-Aktivitäten, die dem DSK sehr wichtig sind. Oft sieht man in der Öffentlichkeit nur, dass der DSK junge Fahrer in der Deutschen Rallyemeisterschaft unterstützt, was allerdings nur ein Teil unserer Nachwuchs-Arbeit ist.”