Das Straßenrennen auf Sizilien gehört zu den ältesten Langstreckenveranstaltungen im Motorsport und hat sogar noch eine längere Geschichte als die 24 Stunden von Le Mans, die Mille Miglia oder die Rallye Monte Carlo. Bereits im Jahr 1900 fand das Rennen erstmals statt, damals allerdings noch unter der Bezeichnung ‚Coppa Brescia'. 1905, fortan unter der Schirmherrschaft von Vincenzo Florio, wurde das Rennen in ‚Coppa Florio' umbenannt und wurde in dieser Form bis 1929 zwölf Mal ausgetragen. Nun, 91 Jahre später und nach erheblichen Umbaumaßnahmen am Autodromo di Pergusa, hat Chico Pallandino Florio, der Enkelsohn von Vincenzo Florio, Creventic die offizielle Genehmigung erteilt, den Titel des ‚Coppa Florio' für 2020 und den Folgejahren im Rahmen der 24h Series wieder aufleben zu lassen.
Der Coppa Florio steht vom 9.-11. Oktober im Kalender der 24h Series 2020 und erstetzt damit die Hankook 12h Imola. Das Rennen zählt zur diesjährigen 24h Series Europe.
Ole Dörlemann, Sportkoordinator von Creventic, erklärt: „Es ist dies eine großartige Gelegenheit, die Bände spricht für das Vertrauen, das Signore Chico Pallandino Florio in Creventic stellt, wenn es um die Wiederbelebung einer der ältesten Langstreckenrennen in der Geschichte des Motorsports geht. Außerdem sind wir sehr erfreut, das Autodromo di Pergusa im Kalender der 24h Series begrüßen zu dürfen. Es ist eine Anlage, die eine sehr reiche Geschichte und sehr viel Charakter aufweist. Die Liste der ehemaligen Sieger liest sich wie ein ‚Who is who' der Motorsportlegenden. Wir sind sehr zuversichtlich, dass sich der neue Coppa Florio in den kommenden Jahren zu einem der Rennen der 24h Series entwickeln wird, für das die Erwartungen am Größten sind. Wir freuen uns sehr auf tollen Rennsport im kommenden Oktober auf Sizilien, sowohl in der GT-Division als auch in der TCE-Division.“
Änderungen im Kalender des Autodromo Enzo e Dino Ferrari sowie strengere Lärmbeschrenkungen haben es für Imola unmöglich gemacht, im Jahr 2020 einen Lauf der 24h Series durchzuführen.
Das Autodromo di Pergusa
Das Autodromo wurde 1951 gebaut und umschließt den Lago di Pergusa, der der Rennstrecke seinen Namen gab. Der Kurs ist eine 4,950 Kilometer lange Kombination von schnellen Geraden und fließenden Kurven. Anders als bei vielen anderen italienischen Rennstrecken jedoch, dauerte es in Pergusa bis Anfang der Sechzigerjahre, bis der Rennsport so richtig Fuß fasste. Zu den ersten großen Veranstaltungen gehörte der Mittelmeer-Grand-Prix, ein Rennen nach Fomel-1-Reglement das nicht zu einer Meisterschaft zählte, aber von 1962 bis 1967 regelmäßig ausgetragen wurde. Danach war Pergusa ein fester Bestandteil des Kalenders der Formel 2 und später der Formel 3000. Im Jahr 1998 fand die letzte Auflage des Grand Prix statt.Zu den bekannten Siegern des Mittelmeer-Grand-Prix gehören die früheren Formel-1-Weltmeister Sir Jackie Stewart, John Surtees, Jochen Rindt und Keke Rosberg, die ehemaligen Indy-500-Sieger und IndyCar/CARTTitelträger Gil de Ferran und Juan Pablo Montoya sowie die Le-MansLegenden Hans-Joachim Stuck und Henri Pescarolo.
In späteren Jahren, 2002 und 2003, fanden in Pergusa auch zwei Rennen der FIA-GT-Meisterschaft statt. 2012 wurde dort ein Rennen der nur kurz bestehenden International GTSprint Series ausgetragen. Dank Creventic wird im Jahr 2020 somit erstmals seit fast einem Jahrzehnt auf dem Autodromo di Pergusa wieder eine internationale Motorsportveranstaltung ausgetragen.
Creventic und die Teilnehmer sind auch die Ersten, die in den Genuss der unlängst renovierten Anlage der Boxen und des Fahrerlagers in Pergusa kommen werden. Im vergangenen Jahr wurde die Strecke nicht nur komplett neu asphaltiert, sondern wurde auch die Renovierung der Boxen in Angriff genommen. Alle Boxen werden mit einer neuen Stromanlage sowie WLAN und LAN-Verbindungen für die Teams ausgestattet.
Der Coppa Florio: Ein Rennen und ein Pokal
Nach den ersten beiden Probeläufen in den Jahren 1900 und 1901 – mit Vincenzo Lancia, Gründer der gleichnamigen Automarke, als Sieger im zweiten Jahr, fand am 4. September 1905 die erste offizielle Auflage des ‚Coppa Florio' statt. Aus diesem Anlass stiftete Vincenzo Florio, der 1906 auch die Targa Florio ins Leben rief, die beachtliche Summe von 50.000 italienische Lira als Preisgeld für jenen Hersteller, der bei den ersten sieben Veranstaltungen die meisten Siege einfahren würde. Erstaunlicherweise gab es in diesen ersten sieben Rennen, die zwischen 1905 und 1924 ausgetragen wurden, jedes Mal einen anderen siegreichen Hersteller! Erst als es Peugeot 1925 bei der achten Auflage des Coppa Florio gelang, zum zweiten Mal den Sieg einzufahren, konnte das Preisgeld endlich ausgezahlt werden. In den späten 1970er Jahren wurde der Coppa Florio für kurze Zeit als Lauf der Sportwagen-WM wiederbelebt. 1981 stand das Rennen zum bislang letzten Mal im Kalender.Zu den namhaften Gewinnern des ursprünglichen Coppa Florio gehören Giovanni Battista Raggio, der 1905 den ersten offiziellen Sieg einfuhr; Felice Nazzaro, ein zweimaliger Targa-Florio-Sieger, der als Erster von insgesamt nur drei Fahrern das unfassbar schwierige Straßenrennen auf Sizilien mehrmals für sich entscheiden konnte, sowie Albert Divo, ebenfalls zweimaliger Targa-Florio-Sieger und der Fahrer, nach dem Bugatti 2019 seinen 1.500 PS starken und in nur kleiner Stückzahl gebauten Hypercar benannte.
Der Coppa Florio 2020 ist ein 12-Stunden-Rennen für Teilnehmer in den Divisionen GT und TCE. Die ersten sechs Stunden des Rennens finden am Samstag, 10. Oktober statt. Die restlichen sechs Stunden werden nach einer nächtlichen Unterbrechung am Sonntag, 11. Oktober ausgetragen. Ein genauer Zeitplan wird demnächst veröffentlicht.
Creventic belebt nicht nur eine Veranstaltung mit einer über 90-jährigen Historie wieder, sondern plant auch, den jeweiligen Gesamtsiegern in den GT- und TCE-Divisionen eine exakte Nachbildung des ursprünglichen ‚FlorioPokals’, wie sie die Sieger der Veranstaltung in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts erhielten, zu überreichen.
Parade auf der Bergstrecke zur Eröffnung der Veranstaltung
Zur Eröffnung der Veranstaltung am Wochenende vom 9.-11. Oktober gibt es eine Parade der GT-Fahrzeuge und Tourenwagen, die die 15 Kilometer lange Strecke vom Autodromo durch die Berge in die benachbarte Stadt Enna zurücklegen werden. Mit Zeitintervallen von jeweils einer Minute werden die Fahrzeuge von der Rennstrecke losfahren. Die lokale Carabiniere sorgt für die Überwachung der Kreuzungen, so dass die Rennfahrer auf der kurvigen Bergstrecke Geschwindigkeiten von bis zu 75 km/h erreichen können, ohne dass dabei der Antriebsstrang der Autos überhitzt oder beschädigt wird. Am zentralen Platz in der Mitte der Stadt wird der Bürgermeister von Enna, Herr Maurizio Dipietro, jeden Teilnehmer persönlich begrüßen.Im Anschluss gibt es eine Autogrammstunde mit den Fahrern sowie Fotomöglichkeiten, darunter die berühmte Vulkan Ätna sowie die fast 3.000 Jahre alte Stadt Enna selbst. Im Nenngeld für das Rennen ist die Überfahrt von Genua nach Palermo und zurück enthalten, so dass die Teams sich die Spritkosten für eine Strecke von etwa 3.000 Kilometer sowie die Mautgebühren für ihre Lkws sparen können.