In der Gesamtwertung wird es dennoch zunehmend spannend: Müller führt die Meisterschaft mit 257 Zählern an. Frijns kommt auf 243 Punkte. Mit nur noch 34 Punkten Rückstand (223) auf den Führenden komplettiert Rast das triumphale Trio. Damit ist auch klar: DTM-Champion 2020 wird ein Audi-Fahrer sein. Mit 96 Zählern ist Sheldon van der Linde (RSA/BMW) weiterhin Vierter in der Meisterschaft, das Audi-Trio kann er allerdings nicht mehr einholen. Bester BMW-Pilot im Samstagrennen war Timo Glock, der als Vierter über die Ziellinie fuhr und damit das Podium allerdings verpasste.
Bereits beim Qualifying am Vormittag ging es bei kühlen acht Grad Celsius in Zolder heiß her: Teile der Strecke waren noch nicht abgetrocknet. Alle Fahrer entschieden sich deshalb für Regenreifen statt Slicks, was sich im Verlauf des Zeittrainings auch nicht änderte. Im Kampf um die Pole-Position hatte Timo Glock in seinem BMW lange die Nase vorn. Es hätte die erste Pole für die Münchner in dieser Saison werden können, hätte nicht zwölf Sekunden vor Ende sein Landsmann René Rast im Audi RS 5 DTM mit 1:28,987 Minuten die beste Rundenzeit verbucht. Für Audi war es die zwanzigste Pole-Position in Folge, BMW sammelte immerhin die ersten Qualifying-Zusatzpunkte der Saison.
René Rast dominiert vom Start weg
Obwohl Rast vom ersten Startplatz auf leicht feuchtem und Glock von der zweiten Position auf trockenem Asphalt gestartet waren, setzte sich Rast beim Start gegen den ehemaligen Formel-1-Piloten durch. Vom Start weg hatte er die Führung inne, die er bis zum Schluss nicht mehr abgab. Glocks vermeintlicher Vorteil auf trockener Strecke war nach der ersten Kurve verpufft: Frijns und Mike Rockenfeller (GER, Audi) zogen vorbei. Aufgrund seiner Boxenstopp-Strategie konnte Glock zeitweise erneut Platz zwei übernehmen, den er nach einem spannenden Zweikampf am Ende der 23. Runde und drei Kurven später jedoch erneut verlor. Das Scharmützel kostete beide rund zwei Sekunden. Philipp Eng (AUT, BMW) und Jamie Green (GBR, Audi) stiegen in Runde 21 in den Zweikampf um Platz acht ein, bei dem es zu mehreren Zwischenfällen kam. Nach einem unerlaubten Überholmanöver abseits der „Track Limits“ musste Green den achten Platz wieder Eng überlassen. Wenige Runden später wurde Eng verwarnt, da er mehrfach unerlaubt die Spur gewechselt hatte. In Folge des aufgeheizten Zweikampfs kam es zu einem Kontakt zwischen dem BMW und dem Audi. Der aus der Kollision resultierende Frontschaden zwang Green dazu, seinen Wagen in der Box abzustellen.
Packende Zweikämpfe im Mittelfeld
Unterdessen hatte sich Nico Müller, der zunächst lange mit seiner Position vorliebnehmen musste, vom siebten auf den vierten Platz vorgekämpft. Im letzten Renndrittel attackierte er Glock, dicht gefolgt von BMW-Fahrer Marco Wittmann (GER) und Harrison Newey (GBR, Audi). In Runde 31 zog Müller nach einem harten, aber fairen Kampf an Glock vorbei. In der 33. Runde erhöhten auch Wittmann und Newey den Druck. Wittmann musste den DTM-Rookie schließlich passieren lassen, kurz darauf versagte nach einer harten Curb-Überfahrt das Getriebe des BMW M4 DTM, und der zweimalige DTM-Champion rollte in der Boxengasse aus.Nach einem misslungenen, 26,4 Sekunden dauernden Boxenstopp aufgrund eines technischen Problems beim Wechsel der Fronträder, fiel Mike Rockenfeller in Runde 13 vom vierten auf den letzten Platz zurück. In einer spektakulären Aufholjagd gelang es dem ehemaligen DTM-Champion jedoch, am Ende noch als Achter und somit in den Punkterängen die Ziellinie zu überqueren. Loïc Duval (FRA, Audi), der vom zehnten Platz gestartet war, bekam eine Fünf-Sekunden-Boxenstopp-Strafe wegen Frühstarts auferlegt und überquerte die Ziellinie letztlich als Zehnter.
Das 14. Saisonrennen am Sonntag, 11. Oktober, überträgt SAT.1 ab 13:00 Uhr.
Stimmen zum ersten Rennen in Zolder
René Rast (GER), Audi, Sieger: „Das war ein tolles Comeback heute. Ich hatte im gesamten Rennen eine sehr gute Pace, was natürlich unabdingbar ist, wenn man eine Meisterschaft gewinnen möchte. Wir hoffen, dass es in den nächsten fünf Rennen genauso weitergeht. Wenn man vorwegfährt und die Konkurrenz nicht im Rückspiegel sieht, beschäftigen einen viele Gedanken. Es ist also wichtig, dass man dann einen klaren Kopf bewahrt und fokussiert bleibt. Sonst passiert es schnell, dass man Fehler macht. Wenn man mit Abstand führt, ist es schwer, anhaltend ans Limit zu gehen. Aber heute lief einfach alles perfekt.“Robin Frijns (NED), Audi, 2. Platz: „Ich denke, der Tag war ziemlich okay. Ich habe nicht gedacht, dass ich Timo schon am Start überholen kann, da es links feuchter als rechts war. Der Start ist also sehr gut gewesen. Am Anfang habe ich versucht, Land zu gewinnen, dabei habe ich meine Reifen stark beansprucht. Der Kampf mit Timo Glock hat mich Zeit gekostet. Als ich aus der Box kam, hatte Timo warme Reifen, meine waren eiskalt. Ich hatte in den ersten zwei Runden nach dem Stopp also einige Probleme, weil Nico Müller auch sehr nah war. Ich habe versucht, die Reifen schnell auf Temperatur zu bringen, was schwierig war. René Rast fuhr unterdessen immer weiter voraus, und auch hinter mir wurde der Abstand größer. Ich habe also nur versucht, den zweiten Platz zu verteidigen und musste dann nicht mehr so sehr ans Limit gehen. Ich freue mich über Platz zwei, hoffe aber, dass es am Sonntag noch etwas besser geht.“
Nico Müller (SUI), Audi, 3. Platz: „Wir haben uns das Leben mit dem Qualifying selbst schwer gemacht. Das Auto und ich waren heute einfach nicht Eins. Das war einfach einer dieser Tage. So musste ich vom siebten Platz starten. Obendrein waren die Startplätze sieben und neun die schlechtesten heute, weil sie am feuchtesten waren. Ich hab also den ‚Joker‘ gezogen. Ich habe beim Start erstmal einen Platz an Harrisson Newey verloren, da er rechts gestartet ist. Das hat mich geärgert, weil er nicht gerade der Schnellste im ersten Stint war, sich aber gut verteidigt hat. Ich habr dem Zug also erstmal beim Abdampfen zugeschaut, mit meinen beiden Freunden René Rast und Robin Frijns. Ich musste mich also durch das Feld kämpfen – mit guter Strategie und Tricks. Zum Glück kam ich später noch an Glock vorbei. Die Pace war am Ende gut, was mir Vertrauen für Sonntag gibt. Wir müssen aber weiter vorn starten.“