Die DTM-Saison 2020 hat damit nach zwei Saisonläufen schon richtig Fahrt aufgenommen. Der erste Double-Header in der bewegten DTM-Geschichte seit 1984, also zwei Rennen innerhalb einer Woche an gleicher Stelle, lässt Teams und Fahrern keine Verschnaufpause. Nach dem Herzschlagfinale am Sonntag mit der spektakulären 0,089-Sekunden-Entscheidung um den Sieg könnten die Voraussetzungen für die Saisonrennen fünf und sechs auf dem Lausitzring kaum besser sein.
SAT.1 überträgt beide Rennen wie gewohnt live (Samstag und Sonntag ab 13:00 Uhr) im deutschsprachigen Raum. Die Streaming-Plattform DTM Grid (grid.dtm.com) bietet live und auf Abruf eine umfassende Berichterstattung zu den Qualifikationssessions, den Rennen der DTM Trophy und der GTC-Race sowie verschiedene Onboard-Perspektiven – direkt ins Wohnzimmer oder aufs Smartphone. Die Rennen am Lausitzring, südlich von Cottbus zwischen Berlin und Dresden gelegen, werden planmäßig ohne Zuschauer ausgetragen. Beim vierten Saisonlauf vom 04.–06. September im niederländischen Assen sind am Samstag und Sonntag nach aktuellem Stand jeweils bis zu 10.000 Zuschauer zugelassen. Tagestickets gibt es für 49 Euro im DTM-Ticketshop (tickets.dtm.com) und über die DTM-Tickethotline (+49 1806 386 386).
Vizemeister Nico Müller: drei Siege, 100 Punkte
Nico Müller liegt nach vier Rennen deutlich an der Spitze. Schon das Auftaktrennen am ersten August-Wochenende in Spa-Francorchamps hat der Schweizer souverän gewonnen. Im zweiten Rennen wurde er nur von Titelverteidiger René Rast geschlagen, bekam den Sieg aber am Grünen Tisch zugesprochen, weil sich der Deutsche als Führender einen unerlaubten Vorteil verschafft hatte. Am Lausitzring wiederum siegte Müller im ersten Durchgang, den zweiten Lauf entschied dann Rast mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,089 Sekunden für sich. Damit hat Nico Müller bereits 100 Punkte auf seinem DTM-Konto.Gleich nach dem Rennen am Lausitzring eilte der 28-jährige Müller zurück nach Bern, wo seine Lebensgefährtin in diesen Tagen das erste gemeinsame Kind erwartet. Wer nun aber auf die alte Rennfahrer-Weisheit setzt, dass jedes Kind eine Zehntelsekunde langsamer macht, der könnte sich im Fall von Nico Müller irren. Hochkonzentriert und motiviert fokussiert sich der siebenmalige DTM-Sieger auf den Gewinn dieser Meisterschaft. 2019 hat er den prestigeträchtigen DTM-Titel im Schlussspurt noch verpasst, 2020 soll ihm das nicht mehr passieren.
Seine stärksten Gegner kommen aus dem eigenen Audi-Lager, wo er vor allem Titelverteidiger René Rast zu fürchten hat. Dieser war zwar nicht optimal in die neue Saison gestartet, sollte aber nie unterschätzt werden, wie sein Sieg am Sonntag zeigte. Mit 18 Siegen – genauso viele wie der Italiener Nicola Larini als Sechster der Bestenliste – ist der 33 Jahre alte Mindener der aktuell erfolgreichste Pilot im Feld. Angeführt wird die ewige Bestenliste von Bernd Schneider (43 Siege) und Klaus Ludwig (37).
In der aktuellen Tabelle der DTM 2020 liegt Rast mit 61 Zählern an zweiter Stelle, allerdings 39 Punkte hinter dem klar führenden Müller. Der Dritte Robin Frijns, ebenfalls in Diensten von Audi, kommt auf 58 Zähler. Der Niederländer konnte bisher drei von vier möglichen Pole-Positions erobern, diese aber noch nicht zu seinem ersten DTM-Sieg nutzen. Mit den Plätzen zwei und drei schaffte er es aber schon zweimal auf das Podium. Doch der 28-Jährige aus Maastricht ist scharf auf seinen ersten DTM-Sieg, und wenn es ihm nicht beim zweiten Auftritt an der Lausitz gelingt, dann am besten bei seinem Heimspiel am ersten September-Wochenende in Assen.
Viel Feind, viel Ehr – Prestigeduell Audi vs. BMW spitzt sich zu
Vorjahressieger Audi kann sich auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen, denn BMW hat sich von der Enttäuschung in Spa schnell erholt. Der erst 21 Jahre alte Südafrikaner Sheldon van der Linde steuerte am vergangenen Samstag seinen BMW clever auf den zweiten Platz und setzte Nico Müller zeitweise stark unter Druck. Am Sonntag sorgte der zweimalige DTM-Champion Marco Wittmann als Dritter für einen Erfolg. Damit konnten die Münchner ihre insgesamt 300. Podiumsplatzierung in der DTM einfahren.Für die Teams bedeuten die Double-Header des diesjährigen Rennkalenders jede Menge Stress. Mit Assen und zweimal Nürburgring folgt im September sogar ein Triple-Header, mit zweimal Zolder im Oktober ein weiterer Double-Header. Dabei bleiben nur Tage, um die bis zu 640 PS starken DTM-Boliden in ihre wesentlichen Bauteile zu zerlegen und mit größter Akribie wieder perfekt vorzubereiten. Keine Zeit für Lagerkoller, auch nicht für die Fahrer, die größtenteils gleich in der Lausitz geblieben sind. Neben dem obligatorischen Fitness-Programm tüfteln sie in detaillierten Analysen mit ihren Ingenieuren an der optimalen Fahrzeug-Abstimmung. Denn Lausitzring ist nicht gleich Lausitzring, auf den Sprintkurs folgt die Grand-Prix-Variante, also 4,570 statt 3,478 Kilometer pro Runde. Das bedeutet, dass 30 Prozent der Strecke wieder neu sind, vor allem aufgrund der längeren Gegengerade und einem längeren Abschnitt im Infield. Das Set-up vom vergangenen Wochenende passt also nicht zwingend auf den GP-Kurs mit seinen 13 Kurven. Mit bislang 25 Veranstaltungen gehört die Lausitz schon seit Jahren zum festen Bestandteil des DTM-Kalenders. Häufiger gastierte die DTM bislang nur bei den Klassikern in Hockenheim, auf dem Nürburgring und dem Norisring.
„Wild bunch“: Neue Fahrergeneration punktet in der DTM und bei den Fans
Nicht nur die Spitze sorgt für jede Menge Spannung, auch das Mittelfeld ist hart umkämpft, wie das kurzweilige Rennen am Sonntag zeigte. Dabei setzten den Werkspiloten von Audi und BMW auch die privaten Teams zu. Vor allem Ferdinand Habsburg sorgte mit Startplatz vier am Samstag für Aufsehen und fuhr mit dem Audi des belgischen WRT-Teams zweimal in die Punkteränge. Teamkollege Harrison Newey, Sohn des Formel-1-Topdesigners Adrian Newey, erzielte seinen ersten DTM-Punkt. Mit Anlaufschwierigkeiten kämpft dagegen Robert Kubica, der aus der Formel 1 in die DTM gewechselt ist. Das erging allerdings einigen anderen F1-Fahrer vor ihm genauso. Es bleibt also spannend, wann sich der BMW-Pilot aus Polen auch in der DTM erstmals durchsetzen kann.Faszinierende Motorsport-Action liefern neben der DTM der Grand-Turismo-Cup (GTC-Race) und vor allem die DTM-Trophy. Der neugeschaffene Unterbau der DTM-Dachorganisation ITR präsentiert sich in der Lausitz mit einem Starterfeld aus 21 seriennahen GT-Sportwagen. Dabei sorgt das Debüt des neuen Toyota Supra für Aufsehen, mit dem die Japaner den dreimaligen Tourenwagen-Weltmeister José-María Lopez (ARG) ins Feld schicken. Sieger der Auftaktrennen in Spa waren die beiden britischen BMW-Piloten Ben Tuck und Ben Green, Tim Heinemann (Mercedes) geht als Tabellenführer an den Start.