Zum zweiten Rennen der SRC GT3 Digital World Challenge lud die Simrace Community auf die traditionsreiche Rennstrecke nach Silverstone ein. Nach einem packenden drei Stunden Rennen belegten die beiden BMW M6 GT3 #16 mit Nico Welle und Nick Westphal und #18 mit Samuel Drews und Niclas Laubisch von MRS Sim-Racing die ersten beiden Plätze vor WUD Multigaming e.V. im McLaren 650S GT3 #44 pilotiert von Matthias Weber und Michael Marquardt. Knapp am Podium vorbei und auf dem vierten Rang schloss das Real-Racer-Duo Nicole Holzer und Jens Klingmann im BMW M6 GT3 #19 ebenfalls für MRS Sim-Racing das Rennen ab, Klingmann gab an diesem Tag sein Debüt auf der Plattform rFactor2.
Vor genau 70 Jahren fand in Silverstone – dem „Home of British Motorsport“ das erste Formel 1 Rennen statt. Die Strecke mit schnellen Kurvenpassagen und zwei langen Geraden schien wie gemacht für die GT3 Boliden des Wettbewerbs. Nach dem Saisonauftakt in Brands Hatch mit zwei komplett trockenen Rennen überraschte die Simulation das Feld in Silverstone mit einsetzendem Regen nach einer dreiviertel Stunde und sorgte für zusätzliche Spannung und Taktikspiele auch bei später abtrocknender Strecke.
Nick Westphal baut mit seinem Sieg die Tabellenführung in der Fahrer- und Teamwertung aus
Nachdem das Duo Nico Welle und Nick Westphal von MRS Sim-Racing mit den meisten Punkten in der Teamwertung antrat, war der Fokus natürlich auf sie gerichtet. Nick Westphal startete im BMW M6 GT3 #16 aus der dritten Reihe und ging das Langstreckenrennen mit besonnener Taktik an, was sich letztendlich auszahlte. Denn als nach etwa 45 Rennminuten der Regen einsetzte und die Strecke bis etwa eine Stunde vor Schluss nass war, kam Westphal auf Regenreifen bis an die Spitze vor und verteidigte die Führung bis zur Zielflagge, die er mit einer Minute Vorsprung vor dem Schwesterauto #18 passierte. Durch ein technisches Problem gelang der Fahrerwechsel auf Nico Welle nicht, somit bestritt Westphal die drei Stunden alleine am Steuer.Sein persönliches Rennfazit: „Das Qualifying hatten wir ziemlich verkorkst und keine wirklich schnelle Runde geschafft, daher starteten wir von Platz sechs was bei einem drei Stunden Rennen jedoch noch recht egal ist. Der Start verlief soweit okay, wobei es in den Kurven drei und vier zu leichten Kontakten kam, die jedoch keinen Einfluss auf das Fahrzeugverhalten hatten. Wir beschlossen dann, da wir im Verkehr steckten, die Taktik anzupassen und Sprit zu sparen, damit wir mit der Tankfüllung über eine Stunde fahren können und um damit zum Rennende hin einen „splash and dash“ – also einen kurzen Tankstopp zu vermeiden.“
Westphal führt weiter aus: „Als dann der Regen einsetzte wurde es mit abgefahrenen Slicks schon sehr tricky auf der Strecke, doch das Problem hatten ja alle. Nach dem Wechsel auf Regenreifen versuchte ich keine Fehler zu machen, um keine unnötige Strafe zu kassieren. Von einem technischen Defekt eines Gegners profitierten wir ebenfalls. Dramatisch wurde es etwa eine Stunde vor Schluss als ich in die Box kam, um auf Slicks zu wechseln und das Auto an Nico zu übergeben da der Regen aufhörte und die Strecke abtrocknete. Nico konnte jedoch das Auto wegen Problemen am Simulator nicht übernehmen. Gut, dass ich noch nicht ausgestiegen war, so fuhr ich den letzten Stint auch. Mit dem Glück auf unserer Seite und der spritsparenden Taktik freue ich mich sehr über diesen Sieg. Die nächste Herausforderung wartet dann beim 1000km Rennen in Paul Ricard.“
Dominanz der Viper im Qualifying konnte nicht umgesetzt werden
Das Team der White Angel Viper trainierte die letzten Tage mit Unterstützung von Michael Mintgen, der über Jahre im echten Motorsport die Dodge Viper GT3 wie kaum ein anderer kennen und verstehen lernte. Dieses fleißige Verbessern und Analysieren spiegelten sich dann auch im Qualifying und dem ersten Teil des Rennens wieder. Max Lippert stellte mit 0,47 Sekunden Vorsprung die Viper auf die Pole-Position und führte über 25 Minuten auch das Feld im Rennen an.Teamchef Bernd Albrecht erklärt: „Max hat eine nahezu perfekte Runde gefahren, unsere Setup-Arbeit mit Michael Mintgen hat sich ausgezahlt. Wie im realen Rennen ist die Viper auf der Geraden eine Bank und hat knapp 10km/h mehr Topspeed. Doch das schwere Auto verliert diesen Vorteil im zweiten und dritten Sektor gegenüber den aerodynamisch moderneren und leichteren Gegnern. Dies sorgte in den ersten 30 Rennminuten für wahnsinnige Spannung auf der Strecke, doch wir behielten die Führung.“ Diese Führung wurde dann jedoch durch einen Treffer eines Gegners in der 13. Runde zunichtegemacht und für den Rest des Rennens kämpfte die White Angel Viper im Mittelfeld um Ergebnisrettung.
Verbittert sagt Albrecht: „Die Führung über drei Stunden zu halten wäre schwer gewesen, wir wären aber vielleicht auf dem Podium gelandet, doch auch die schnell abbauenden Reifen hätten uns das nicht leicht gemacht. Max Lippert, Moritz Lippert und Pierre Rupp machten einen tollen Job über die Distanz. Unsere Startnummer #13, eigentlich immer unsere Glückszahl, war auch die Platzierung nach den ersten beiden Rennen und nun in Silverstone endeten wir wieder auf Platz 13 nach dem Unfall in Runde 13.“ Er schließt lachend ab: „Da sind wir konsequent.“
BMW-Werkspilot Jens Klingmann überrascht mit seinem Start und dem Debüt in der Simulation
Startete Nicole Holzer noch beide Rennen in Brands Hatch alleine im BMW M6 GT3 #19 für MRS Sim-Racing, bekam sie überraschend prominente Verstärkung. Seit dem Lockdown wegen des Corona-Virus verbrachte Jens Klingmann viele Stunden im Simulator und konnte, wie bei der Digitalen Nürburgring Langstrecken-Serie, schnell Erfolge verbuchen. Auf der Plattform rFactor2 hatte er allerdings bis heute keinerlei Erfahrung. Doch sein Talent am Steuer zahlte sich aus und das Real-Racer-Duo beendete das Rennen auf dem vierten Rang.Jens Klingmann sagte von Zuhause aus nach seinem Stint im Interview: „Das Rennen war ein großer Spaß. Besonders da ich mir das Programm erst heute Morgen heruntergeladen hatte und vielleicht 5 oder 6 Runden übte. Es war also ein echter Kaltstart mit Nicole und ich habe vielleicht mehr geschwitzt wie in einem richtigen Rennen.“
Angesprochen auf die Realitätsnähe des BMW M6 GT3, den er maßgeblich für BMW Motorsport mit entwickelte erklärt Klingmann: „Eigentlich sehr gut, die Simulationen sind alle inzwischen viel mehr als nur Spiele und werden weiterhin immer besser. Bei rFaktor2 fehlt mir sicherlich die Erfahrung und die Reifen hinten waren doch schnell am Ende. Nicole hat einen tollen Job gemacht und wir können stolz auf das Ergebnis sein.“
Zufriedenes Resümee und optimistischer Blick nach vorne
Wie bereits beim ersten Rennen teilten sich die virtuelle Sprecherkabine wieder Roland Niemann und Lars Gutsche und sorgten für professionelle und unterhaltsame Moderation. Live Interviews mit den Teilnehmern gaben einen direkten Einblick wie die Teams das Rennen sehen. Auch dass, der Tradition in Großbritannien entsprechend, der Regen einsetzte und somit Würze in das Geschehen brachte, wurde mit Begeisterung angenommen.Sichtlich beeindruckt von der gezeigten Leistung von Jens Klingmann sagte Lars Gutsche: „Jens ist wohl einer der besten GT3-Piloten und das setzt er auch im Simracing professionell um. Dafür, dass er nur eine Handvoll Runden übte und das Auto im Regen übernommen hatte, stimmten seine Zeiten schon nach schneller Eingewöhnung. Insgesamt hat das ganze Rennen über die drei Stunden wieder spannenden Motorsport gezeigt, der weiterhin Lust auf Mehr macht.“ Gutsche ergänzt: „Du merkst, wie ernsthaft alle im Feld dabei sind, da ist mein Anspruch entsprechend groß. Ich erwarte hohe Leistungen – und das bringen die auch!“
Organisator der SRC GT3 Digital World Challenge und Leiter der Simrace Community Michael Welle zieht ein zufriedenes Resümee: „Es gab wieder kleinere Dinge hier und da, die wir kontinuierlich abstellen werden. Schlussendlich war es ein wirklich aufregendes Rennen durch den Wetterwechsel. Beim nächsten Rennen wird dann noch in die Nacht hineingefahren – das wird für weitere Spannung sorgen.“ Auch Welle wurde von Klingmann überrascht: „Am frühen Morgen erfuhr ich erst, dass Nicole den Jens zur Verstärkung geholt hat. Dass er sich dann noch innerhalb weniger Übungsrunden so in die Simulation hineingefunden hat, Hut ab! Ich hoffe sehr, dass wir ihn nun bei allen nächsten Rennen mit dabeihaben.“
Der virtuelle Tross der GT3 DWC verlässt nun die britische Insel und wird zum 1000 Kilometer Rennen auf dem Circuit Paul Ricard reisen. Dort erwarten die Teilnehmer am 30. Mai 2020 sechs Stunden Langstreckenaction bei einem Start um 18:00 Uhr in die hereinbrechende Nacht.
Alle Rennen, inklusive den Qualifyings und informativem Vorprogramm werden auf dem YouTube-Kanal der Simrace Community übertragen. Dort können ebenfalls die bereits gelaufenen Wettbewerbe nochmals angeschaut werden.