ADAC GT4 Germany
10.11.2021
Die Meister 2021: Michael Schrey und Gabriele Piana
„Michael Schrey und ich haben mittlerweile ein gewisses Alter erreicht. Wir fahren nicht mit Ego, sondern denken immer an den Anderen“, erläuterte Piana den Schlüsselfaktor auf dem Weg zum Titel. „Die Rennen in der ADAC GT4 Germany dauern immer eine Stunde. Da bringt es gar nichts, das Auto im eigenen Stint zu überfahren – nur um kurzzeitig glänzen zu können. Wir fahren immer so, dass der Teamkollege zum Rennende hin noch ein super Auto zur Verfügung hat. Denn Punkte gibt es erst beim Fallen der Zielflagge.“
Schrey und Piana haben der ADAC GT4 Germany schon von Beginn an den Stempel aufgedrückt. Beide zählen zum Kreis von nur drei Piloten, die alle bislang ausgetragenen Rennen der Seriengeschichte absolviert haben. Während sie im Premierenjahr 2019 noch für unterschiedliche Teams antraten, bilden sie seit der Saison 2020 ein Fahrer-Duo. Im ersten gemeinsamen Jahr konnten sie bereits die Vize-Meisterschaft feiern. 2021 folgte mit dem Erzielen des Titels nun der nächste Schritt. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, jubelte Schrey. „Gerade nachdem es im letzten Jahr so knapp gewesen war, haben uns Viele im Fahrerlager diesen Titel gegönnt. Gabriele ist ein absolut schneller Rennfahrer und fährt auch mit Köpfchen. Wir funktionieren als Team einfach perfekt und vertrauen uns vollkommen. Auch Hofor Racing by Bonk Motorsport hat 2021 wieder eine unglaubliche Leistung geboten. Genau diese Faktoren haben den Ausschlag gegeben, dass wir nun Champion wurden. Jetzt sind wir einfach nur noch glücklich.“
Das Meisterduo ist bereits eindrucksvoll in die Saison 2021 gestartet. Sowohl beim Auftakt in der Motorsport Arena Oschersleben als auch beim zweiten Rennwochenende auf dem Red Bull Ring in Österreich konnte ein Doppelsieg eingefahren werden. So stellten Schrey/Piana gleich unmissverständlich ihre Meisterschaftsambitionen klar. „Die vier Siege zum Saisonbeginn waren natürlich die optimale Grundlage für den Titel. Einhundert Punkte nach vier Rennen, das war das absolute Highlight und einfach nur herausragend. Mit dem Vorsprung mussten wir in den Rennen danach nicht mehr das volle Risiko gehen“, erklärte Schrey. Mit den Plätzen sieben und zwei auf dem CM.com Circuit Zandvoort in den Niederlanden konnte die Meisterschafsführung souverän verteidigt werden. Rang fünf und ein weiterer Laufsieg auf dem Sachsenring sorgten schon für eine kleine Vorentscheidung im Titelrennen. „Aus meiner Sicht das Highlight und auch die größte Überraschung der Saison 2021 war ganz klar der Sieg auf dem Sachsenring. Wir hätten nie damit gerechnet, mit dem BMW dort zu gewinnen. Wir sind für Top-Fünf-Plätze dorthin gereist und haben das Sonntagsrennen gewonnen. Die Auslaufrunde im Cockpit war sehr emotional“, schaute Piana auf den Auftritt Anfang Oktober in Sachsen zurück.
Nicht wirklich nach Plan lief es hingegen beim fünften Rennwochenende auf dem Hockenheimring. Am Ende der beiden Wertungsläufe im badischen Motodrom standen lediglich die Plätze neun und elf zu Buche. „Wir hatten uns viel bessere Ergebnisse erhofft und sind am Ende recht enttäuscht abgereist. Wir hatten das Beste gegeben, aber es war dort einfach nicht mehr für uns drin gewesen. Insofern hatten wir uns auch nichts vorzuwerfen“, so Schrey. Das Duo fuhr dann mit einem Vorsprung von 21 Punkten an den Nürburgring. In Lauf eins in der Eifel sah schon alles nach den vorzeitigen Titel aus. Doch dann gab es das große Drama, als Piana beim Pflichtstopp an seinem Boxenplatz vorbeifuhr, daraufhin in der Boxengasse kollidierte und vorzeitig ausfiel. „Ich hatte einfach den Kopf einige Sekunden zu früh ausgeschaltet. Ich dachte, der Titel wäre schon in der Tasche. Es war ein Anfängerfehler und der Tiefpunkt meiner Karriere“, blickte Piana zurück. Im Sonntagsrennen wurde der Titel dann mit einer gezielten Renntaktik eingefahren. Genauso wie bei den Titelkonkurrenten wurden Regenreifen auf den BMW montiert. Da Slicks die bessere Wahl gewesen wären, reichte es nur zu Platz 20. Der Titel war jedoch eingefahren. Schrey/Piana hatten die Tabelle vom ersten bis zum letzten Saisonrennen angeführt und können sich somit auch verdient über den Triumph freuen.
Der Norddeutsche Michael Schrey ist auf der Rennstrecke groß geworden. Er kam durch seinen Vater Wolfgang zum Motorsport, der mit seinem eigenen Team beispielsweise 1994 im damaligen ADAC GT Cup antrat. Mit 18 Jahren saß Schrey Junior dann zu ersten Mal selbst im Renncockpit. Nach Sprintrennen im Seat-Cup und im Porsche Supercup orientierte er sich Mitte der 2010er Jahre mehr in Richtung des Langstreckensports – und das mit Erfolg: 2016 und 2017 wurde Michael Schrey Champion in der VLN-Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring. 2021 gelang mit dem Sieg in der ADAC GT4 Germany nun der erste Titel im Sprint-Bereich. Michael Schrey ist jedoch kein Voll-Profi. Seit 1. November ist er Geschäftsführer eines Unternehmens mit rund 100 Mitarbeitern, das im nördlichen Landkreis von Osnabrück im Freizeitbereich tätig ist. „Ich werte den Titel als den größten Erfolg meiner Karriere ein. Ich habe bereits mehrfach im Langstreckensport bewiesen, dass ich nicht schlecht bin. Jetzt noch einen so hochklassigen Sprint-Titel zu holen, ist das i-Tüpfelchen.“
Auch Teamkollege Piana kann auf einen langen und ungewöhnlichen motorsportlichen Lebenslauf zurückblicken. Mit sieben Jahren saß der Italiener zum ersten Mal im Kart und blieb diesem Sport über zehn Jahre treu. Danach legte er eine zehnjährige motorsportliche Pause ein. 2014 hatte Piana das PS-freie Leben jedoch so richtig satt und zog ohne ein Wort Deutsch zu sprechen an den Nürburgring. „Ich brauchte eine Veränderung und wollte meinen Traum vom Motorsport verwirklichen“, tauschte er das warme Südeuropa gegen die Eifel ein. 2015 absolvierte Piana sein erstes echtes Autorennen auf der Nordschleife. 2016 folgte bereits ein Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. 2019 stieg er in die ADAC GT4 Germany ein und gewann gleich das Auftaktrennen sowie am Ende der Saison die Vizemeisterschaft. Nach der Wiederholung 2020 krönte sich Piana auf dem Nürburgring nun zum Champion. Es ist sein erster Titel im Motorsport. „Ich war auch schon zuvor mit den Vize-Titeln zufrieden. Mein Ziel ist es, einfach immer meine beste Leistung abzuliefern. Wenn mir das gelingt und dabei dann auch noch ein Titel herauskommt, ist es umso schöner. Es freut mich auf jeden Fall auch riesig für das Team.“
Der 35-Jährige wohnt seit einiger Zeit in Lugano/CHE und spricht mittlerweile perfektes Deutsch. Sein großes Hobby ist das Rad fahren. Selbst zur Rennstrecke nimmt Piana sein geliebtes Rennrad regelmäßig mit. „Ich fahre pro Jahr rund 15.000 Kilometer. Somit kann ich mich auf zwei Rädern fit halten, um auf vier Rädern erfolgreich zu sein.“
Wie es Michael Schrey und Gabriele Piana in der Saison 2022 weiter gehen wird, steht aktuell noch nicht final fest „Unser Ziel ist es, die Meisterschaft in der ADAC GT4 Germany mit der Startnummer 1 auf dem Auto zu verteidigen“, so Schrey. „Gabriele und ich wollen als Paarung zusammenbleiben und auch weiterhin für Hofor Racing by Bonk Motorsport mit dem BMW M4 GT4 fahren. Fixiert ist diesbezüglich zwar noch nichts, doch in diese Richtung gehen gehen aktuell die Gespräche.“