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DTM
12.03.2021

Auf dem Weg zum vierten DTM-Titel: Rosberg-Teamchef Liimatainen im Interview

Mit konsequenter Detailarbeit, starkem Teamgeist und der Mentalität, niemals aufzugeben, hat das Team Rosberg zuletzt die DTM dominiert: Dreimal in vier Jahren wurde Rosberg-Pilot René Rast Champion. „Wenn man zuletzt drei Titel gewonnen hat, muss es unser Anspruch sein, wieder um die Meisterschaft zu kämpfen“, sagt Teamchef Kimmo Liimatainen im ausführlichen Interview mit dem Webportal DTM.com. Mit dem gleichen Erfolgsrezept will der 1994 vom ehemaligen Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg gegründete Rennstall mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße in der DTM 2021 angreifen.

Die Konstellationen sind jedoch verändert. Vizemeister Nico Müller kehrt zum Team Rosberg zurück, wo 2014 seine DTM-Karriere begann. An der Seite des Schweizers wird der DTM-Rookie Dev Gore (USA) den zweiten Audi R8 LMS pilotieren. „Ich erwarte eine sehr starke Konkurrenz. Die beginnt Audi-intern mit ABT Sportsline und geht weiter über Ferrari, Mercedes, BMW bis zu McLaren – das wird ein starkes DTM-Starterfeld. Wir stellen uns auf sehr intensive, hart umkämpfte Rennen ein“, sieht sich der 42 Jahre alte Teamchef trotzdem gut aufgestellt.

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Im folgenden Interview mit DTM.com spricht Kimmo Liimatainen auch über den ersten Kontakt zu Dev Gore, die laufenden Vorbereitungen, die Qualitäten des neuen Audi R8 LMS und den Stellenwert der DTM:

Mit René Rast hat das Team Rosberg drei DTM-Titel in vier Jahren gewonnen. Was war ausschlaggebend für diese Erfolge?
Kimmo Liimatainen: „Natürlich ist René Rast ein super Fahrer, keine Frage. Er ist ein ganz wichtiges Teil eines Puzzles, aber eben nicht das einzige. Der Ausgangspunkt für diese Erfolge liegt aus meiner Sicht einige Jahre zurück. Bis 2011 waren wir mit Audi-Jahreswagen in der DTM am Start. Als wir 2012 erstmals mit aktuellen Audi-Fahrzeugen angetreten sind, haben wir unsere Firma komplett umstrukturiert, das Engineering verändert. Es folgte der erste Sieg mit Edoardo Mortara, mit Jamie Green waren wir schon nah dran und wurden Vizemeister. Das Team hat sich immer weiterentwickelt, und mit René hat sich das Puzzle zu einem Ganzen zusammengefügt.“

Welche Veränderungen im Team waren das?
„Wir haben einen Mann aus der Formel 1 geholt, der die Rennabteilung neu aufgebaut und aktualisiert hat. Wir haben neue Arbeitsweisen eingeführt, die Zusammenarbeit verbessert. Wir arbeiten heute viel konsequenter.“

Worin liegt die Herausforderung der DTM 2021 mit GT3-Rennwagen?
„Das sind komplett andere Fahrzeuge als zuletzt die Class-1-Tourenwagen. Wir haben bereits einige Erfahrungen mit GT3-Fahrzeugen. Vor einigen Jahren haben wir den Audi R8 LMS eingesetzt, vor drei Jahren Lamborghini, ein sehr ähnliches Fahrzeug. Wir haben also schon einige Erfahrung und Daten im Haus, das hilft uns. Grundsätzlich ist Physik eben Physik, und auch unsere Arbeitsweise werden wir beibehalten. Wir vertrauen auf unsere Stärken.“

Was sind denn die drei größten Stärken des Teams?
„Das ist zum einen unser Teamgeist, der sehr stark ist, dann unser ausgereiftes, erfahrenes Engineering und unsere starke Mentalität, dass wir nie aufgeben.“

Vizemeister Nico Müller kehrt zurück zum Team Rosberg. Wie groß ist die Freude über diesen Zugang?
„Alle im Team sind darüber sehr happy. Nico hat 2014 bei uns seine erste DTM-Saison bestritten. Jetzt kommt er zu uns zurück, ist viel reifer geworden und wird eine Führungsposition in unserem Team einnehmen. Er kennt auch den Audi R8 LMS, bringt sich schon jetzt Tag für Tag ein, hat gute Ideen. Er arbeitet sehr konsequent, ähnlich wie René.“

Dagegen ist Dev Gore als zweiter Fahrer ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Woher kommt dieser Kontakt?
„Wir haben Dev Gore schon länger auf dem Schirm. Bereits vor drei Jahren hatte ich Kontakt zu seinem Management, als es um die Besetzung unserer beiden Lamborghinis ging. Jetzt hat sich das Management bei uns gemeldet, weil die DTM für jeden Fahrer eine interessante Serie ist. Dev ist ein junger Fahrer, der sicher noch Einiges zu lernen hat. Er wird sich Schritt für Schritt an Nico heranarbeiten, dabei werden ihm bestmöglich unterstützen. Wir sind überzeugt, dass wir eine gute Fahrerkombination haben.“

Wie weit sind die Vorbereitungen? Stehen die neuen Autos bereits in der Werkstatt?
„Wir sind im Plan, bereiten uns seit rund drei Monaten auf die neue Herausforderung vor, unsere Ingenieure erstellen zahllose Simulationen. Die beiden neuen Audi R8 LMS werden in Kürze ausgeliefert. Dann werden wir beide Fahrzeuge wieder zerlegen und entsprechend unserer eigenen Philosophie und mit viel Feinarbeit vorbereiten. Bereits vor dem offiziellen DTM-Test Anfang April wollen wir einen ersten Testtag einlegen.“

Der Audi R8 LMS hat bereits unendlich viele Siege und Titel auf seinem Konto. Wie ist das Auto einzuschätzen?
„Der Audi R8 LMS ist ein sehr ausgereifter, schneller und zuverlässiger Rennwagen. In allen GT3-Rennen mischt der R8 vorne mit. Audi war über Jahre sehr fleißig und hat den R8 konsequent weiterentwickelt. Das wird uns zugutekommen.“

Wie sieht die Unterstützung durch Audi aus?
„Wir sind seit vielen Jahren Teil der großen Familie von Audi Sport, wir kennen die Leute sehr gut. Es ist eine gewachsene Partnerschaft, die wir sehr schätzen und auf die wir auch in Zukunft weiter vertrauen können, wenn auch in einer anderen Konstellation.“

Das Team leistet ja mit dem Performance-Boxenstopp, also dem Räderwechsel auf Zeit, einen nicht unerheblichen Teil zum Gesamterfolg. Läuft das Training schon?
„Ja klar, wir trainieren permanent, trainieren die Boxenstopps immer wieder an einem Simulator. Normalerweise sind wir auch regelmäßig im Fitnessstudio, aber das ist ja momentan nicht möglich. Weil in der neuen Saison voraussichtlich mit Akku-Schlagschraubern gearbeitet wird, daher der sogenannte Galgen und die Druckluftschläuche wegfallen, wird der Boxenstopp etwas anders ablaufen. Entsprechend müssen wir angepasste Abläufe trainieren.“

Die DTM genießt weltweit ein hohes Ansehen. Wie bewertet das Team Rosberg den Stellenwert der DTM?
„Die DTM hat eine unheimliche Historie und einen enormen Bekanntheitsgrad. Wenn man auf die Straße geht und die Leute nach der DTM fragt, wissen viele, was gemeint ist. Da gibt es nur wenige Rennserien, wo dies der Fall ist. Dazu trägt auch die internationale Vermarktung bei. Die DTM ist fast rund um den Globus im TV zu sehen, in Deutschland gibt es mit SAT.1 einen starken Partner.“

Die Konkurrenz verändert sich. Wie sind die Erwartungen?
„Ich erwarte eine sehr starke Konkurrenz. Die beginnt Audi-intern mit unseren Kollegen von ABT Sportsline und geht weiter über Ferrari, Mercedes, BMW bis zu McLaren – das wird ein starkes Starterfeld. Wir stellen uns auf sehr intensive, hart umkämpfte Rennen ein.“

Wie groß ist die Vorfreude?
„Ganz ehrlich, wir können es gar nicht erwarten, endlich wieder auf die Rennstrecken zurückzukehren. Endlich wieder Tests, endlich wieder Rennen. Und alle im Team wünschen sich die Rückkehr der Zuschauer, der Fans – so wie es zuletzt in der DTM 2019 war, mit einem faszinierenden Flair und einer tollen Stimmung.“

Und welche Ziele verfolgt das Team Rosberg?
„Ganz klar: Wenn man zuletzt drei Titel gewonnen hat, muss es unser Anspruch sein, wieder um den DTM-Titel zu kämpfen.“
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