„Das ist ein stolzer Moment für mich“, sprudelte es aus DTM-Rookie Kelvin van der Linde heraus. „Ich habe so lange hart dafür gearbeitet, um in die DTM zu kommen. Jetzt haben mein Bruder Sheldon und ich beide schon DTM-Siege errungen – unsere Eltern sind bestimmt aus dem Häuschen.“ Seit drei Jahre jüngerer Bruder Sheldon war 2019 mit BMW in die DTM gekommen und feierte im Vorjahr seinen ersten Sieg. Sichtlich zufrieden war auch Nico Müller, der genauso wie der drittplatzierte Lucas Auer zeigte, dass auch die arrivierten DTM-Stars gegen die GT-Spezialisten mithalten können. „Das ist ein sehr guter Start für uns in die neue Saison“, so Müller. „Ich hatte harte Kämpfe, und ich freue mich schon auf die nächsten Zweikämpfe. Das war ein richtig guter DTM-Auftakt.“
Die DTM, in diesem Jahr erstmals mit GT-Rennwagen ausgetragen wird, präsentierte auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Monza, auf dem Überholen traditionsgemäß schwierig ist, zwei unterhaltsame Rennen mit exzellentem Motorsport und einer Fülle an faszinierenden Positionskämpfen. Das beste Beispiel lieferten Ex-DTM-Champion Mike Rockenfeller (GER) im ABT-Audi und der erst 19-jährige Belgier Esteban Muth im T3-Lamborghini. Rundenlang duellierten sich der Rookie und der Routinier, fuhren nebeneinander mit Höchstgeschwindigkeiten durch die Kurven – und das im Kampf um Platz acht. In diesem spektakulären Zweikampf biss sich „Rocky“ rundenlang die Zähne aus, erst in der vorletzten Runde zog er mit einem sehenswerten Manöver auf der Außenbahn an Muth vorbei.
Enges Qualifying: Fünf Marken auf den ersten sechs Plätzen
Wie eng es in der DTM zugeht, offenbarte schon das Qualifying am Sonntagmorgen mit einem offenen Schlagabtausch um die Pole-Position. Schließlich waren fünf Marken auf den ersten sechs Plätzen vertreten: Audi, Ferrari, BMW, Lamborghini und Mercedes-AMG. Die Pole-Position selbst eroberte Kelvin van der Linde. Beinahe hätten die südafrikanischen Brüder Kelvin und Sheldon sogar nebeneinander in der ersten Startreihe gestanden, doch im letzten Moment drängte sich Samstagssieger Liam Lawson im Red Bull-Ferrari noch knapp zwischen das Brüderpaar.Drei Rennwagen nebeneinander: Atemberaubender Kampf um Platz zwei
Wie schon am Samstag, war auch am Sonntag der Start in dichtgedrängten Zweierreihen, dem sogenannten Indy-Start, atemberaubend – und erneut mit hoher Disziplin und ohne Zwischenfälle. Kelvin van der Linde behauptete mit seinem Audi die Führung und konnte sich schon ausgangs der ersten Schikane ein paar Meter absetzen. Nico Müller startete eingangs der zweiten Runde seinen ersten Angriff gegen Lawson und ging in der Schikane am Ferrari-Piloten vorbei. Der Kampf um Platz zwei blieb packend, denn gleich vier Autos, die teilweise zu dritt nebeneinander um den Kurs jagten, hätten mit einem Handtuch abgedeckt werden können: Müller im Audi, Lawson im Ferrari, Sheldon van der Linde im BMW und Esteban Muth im Lamborghini. Schließlich setzte sich der 22-jährige Sheldon van der Linde in diesem Vierkampf durch und am Ende der zweiten Runde gab es die erste Doppelführung der südafrikanischen Brüder. Der Positionskampf hinter den Brüdern ging weiter: Muth und Lawson gingen nebeneinander durch eine Schikane, Lawson zog den Kürzeren, drehte sich und fiel ans Ende des Feldes zurück.Bereits nach fünf Runden wurde das Feld durchgemischt, als gleich sieben Autos zum Pflichtreifenwechsel die Boxengasse ansteuerten. Während Sheldon van der Linde und Muth dabei Zeit einbüßten, machte Lucas Auer mit seiner Taktik und einem frischen Satz Michelin-Reifen drei Plätze gut und stürmte auf Rang drei vor. Als letzte holte sich Sophia Flörsch nach der elften Runde neue Reifen. In dieser elften Runde sammelte die 20-jährige Münchnerin sogar ihre ersten Führungskilometer in der DTM. Am Ende drehte sie den Spieß um und ließ am Sonntag ihre britische Kollegin Esmee Hawkey im T3-Lamborghini hinter sich.
Kelvin van der Linde hatte das Geschehen an der Spitze sicher im Griff und steuerte mit Vier-Sekunden-Vorsprung der Zielflagge entgegen, gefolgt von Nico Müller und Lucas Auer. Sheldon van der Linde sorgte mit Rang vier für das bisher beste BMW-Ergebnis, Muth holte als Achter die ersten Punkte für Lamborghini.
Nach einem erfolgreichen Auftakt im italienischen Monza steht vom 23. bis 25. Juli auf dem DEKRA Lausitzring, zwischen Berlin und Dresden gelegen, das zweite Rennwochenende der DTM im Kalender, wie immer mit je einem Rennen am Samstag und am Sonntag.