Mittwoch, 20. November 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
FIA Formel E
22.07.2021

Inside-out?! Formel-E-Rückkehr nach London bringt Würze in den Titelkampf

Von drinnen nach draußen – und am Ende womöglich verkehrte WM-Welt – eben „inside-out“, wie der Brite sagt: Die ABB FIA Formel-E-Weltmeisterschaft steht vor einer spektakulären Rückkehr nach London. Wenn am kommenden Wochenende (24. und 25. Juli) die Weltelite des rein elektrischen Rennsports zum ersten Mal seit 2016 in der britischen Metropole Nummer eins an den Start geht, sind nicht weniger als neun der insgesamt 24 Fahrer auf dem Sprung zur Tabellenspitze. Und das beim vorletzten Event der „Season Seven“, an deren Ende in Berlin die ersten Weltmeister der Formel E gekürt werden.

Die dünne WM-Führung hält derzeit Sam Bird (GBR, Jaguar Racing), gefolgt von den punktgleichen Robin Frijns (NED, Envision Virgin Racing) und António Félix da Costa (POR, DS Techeetah). Auch die deutschen Fahrer haben noch Titelaussichten, etwa René Rast (GER, Audi Sport ABT Schaeffler), Pascal Wehrlein (GER, TAG Heuer Porsche Formel-E-Team) oder Maximilian Günther (GER, BMW i Andretti Motorsport) und André Lotterer (GER, TAG Heuer Porsche Formel-E-Team). Erstmals wird ein Rennen der Formel-E-WM sowohl in der Halle als auch unter dem freien Himmel ausgetragen – dem Veranstaltungszentrum ExCeL und emissionsfreier E-Mobilität sei Dank.


Die Sache mit der Tabellenspitze – die Theorie

Packend, packender, Formel E: Gesetzt den Fall, ein Fahrer schafft das Kunststück, beim Doubleheader in London sämtliche zur Verfügung stehenden Punkte für sich zu sammeln – je 25 für den Sieg, je einen für die schnellste Rennrunde, je einen für die Bestzeit im Gruppenqualifying und je drei für die Pole-Position –, hat er die Chance, auf den womöglich jeweils Zweitplatzierten (je 18 Punkte) maximal 24 Punkte gutzumachen. Was nach höherer Formel-E-Mathematik klingt, ist im Grunde simpel: All jene, die mit weniger als das als Rückstand auf den WM-Leader Sam Bird in die Rennen gehen, haben mehr als intakte WM-Chancen. Noch einmal so viele liegen ebenfalls in WM-Reichweite. Denn dass das Unmögliche in der ABB FIA Formel-E-Weltmeisterschaft stets als höchst wahrscheinlich gilt, beweisen in Season Seven bisher neun verschiedene Rennsieger in elf Saisonrennen und 19 verschiedene Fahrer auf dem Podium. Zuletzt hatten zwei Fahrer den Nachweis erbracht, dass man auch von hinteren Tabellenplätzen ganz nach vorn stürmen kann: Edoardo Mortara (SUI, ROKiT Venturi Racing) und eben jener Sam Bird.

Anzeige
Auch in der Teamwertung wird mit offenem Visier um die erste WM-Krone der Formel E gekämpft. Das private Team von Envision Virgin Racing, das auf einen Antriebsstrang aus dem Hause Audi vertraut, hat einen hauchdünnen Vorsprung vor Titelverteidiger DS Techeetah und Jaguar Racing – zwei und fünf Punkte exakt. In Schlagdistanz rangieren dahinter alle vier deutschen Werksteams: Audi Sport ABT Schaeffler (31 Punkte Rückstand, Platz vier), Mercedes-EQ (33 Punkte Rückstand, Platz fünf), BMW i Andretti Motorsport (38 Punkte Rückstand, Platz sechs) und das TAG Heuer Porsche Formel-E-Team (54 Punkte Rückstand, Platz sieben). Aus eigener Kraft kann ein Team in der Formel E bei einem Doubleheader wie in London maximal 41 Punkte gutmachen (eigene Punkte: maximal je 48 pro Rennen; zweitbestes Team: maximal verbleibende 27 pro Rennen). Soweit die Theorie.


Die Sache mit der Rennstrecke – die Praxis

Das gab es noch nie: Erstmals wird in der ABB FIA Formel-E-Weltmeisterschaft ein Rennen teils überdacht, teils an der frischen Luft ausgetragen. Möglich macht die Premiere der Londoner Austragungsort am und im ExCeL-Veranstaltungszentrum. Die 22 Kurven umfassende und 2.252 Meter lange Strecke führt über zwei Rampen, mitten durch die ExCeL-Arena, in der auch die Boxengasse Platz findet. Für die Fahrer bedeutet das die Umstellung von womöglich gleißendem Sonnenlicht zum künstlich beleuchteten Innenraum und zurück – und das in jeder Runde. Oder womöglich auch der Wechsel zwischen Regen und Trockenheit.


Die Sache mit der Spannung – die TV-Übertragung

Im deutschsprachigen Raum überträgt wie gewohnt der Free-TV-Sender SAT.1. Die Rennstarts von London erfolgen samstags um 16:00 Uhr und sonntags um 15:00 Uhr deutscher Zeit, die Übertragungen aus London beginnen am Samstag eine Stunde und am Sonntag 15 Minuten früher. Zuletzt hatten insgesamt 1.700.000 Millionen Zuseher die Rennaction aus New York City verfolgt. Der Spitzenwert in Sachen Marktanteil liegt für Season Seven derzeit bei 8,2 Prozent.

René Rast (DE), Audi Sport ABT Schaeffler: „Erst New York, jetzt London und dann Berlin – die Locations zum Endspurt der Saison sind wirklich unglaublich. So einen Kurs wie den in London bin ich noch nie in meiner Karriere gefahren. Das Layout und die ganze Umgebung sind für uns alle völliges Neuland und etwas ganz Besonderes – das verspricht ein großes Abenteuer zu werden.“

Maximilian Günther (DE), BMW i Andretti Motorsport: „London ist ein herausragender Schauplatz für Rennen. Auch die Mischung aus Indoor- und Outdoor-Racing ist ein sehr cooles Element. Die Strecke sieht sehr technisch aus, und ich kann es kaum erwarten, dort meine ersten richtigen Runden zu drehen. Vor den letzten vier Saisonrennen ist noch alles möglich. Wir konzentrieren uns wie üblich darauf, uns auf unsere eigene Leistung zu fokussieren.“

Stoffel Vandoorne (BE), Mercedes-EQ Formula E Team    : „In London erwartet uns erneut ein Double-Header. Allerdings ist die Strecke ganz anders als die, auf denen wir zuletzt gefahren sind. Zudem ist der Kurs für alle neu und ziemlich einzigartig, da ein Teil durch eine Halle führt. Insgesamt ist die Strecke sehr eng und verwinkelt, besitzt viele Haarnadelkurven und eine einzigartige Charakteristik. Das wirkt sich wahrscheinlich besonders unter Rennbedingungen aus, wo uns alle im Hinblick auf das geringere Energiemanagement Neuland erwartet. So eine Herausforderung hatten wir in der Vergangenheit noch nicht.“

André Lotterer (DE), TAG Heuer Porsche Formula E Team: „Der Abstecher nach New York City war eine tolle Erfahrung. Im Rennen elf mit beiden Autos um eine Podiumsplatzierung zu kämpfen, gibt uns im Hinblick auf die restlichen Rennen dieser Saison ein wirklich gutes Gefühl. Wir haben erneut gezeigt, was wir eigentlich schon lange wissen, nämlich dass wir alles haben, um vorn mitzufahren. Wir sind ein relativ neues Team in dieser stark besetzten Weltmeisterschaft, trotzdem können wir mit den Besten mithalten. Ich bin mir sicher, dass wir unseren Anspruch in London mit einer weiteren starken Vorstellung untermauern können.“