Für das Werksfahrerduo war es nach dem Triumph beim Saisonauftakt in Belgien bereits der zweite Saisonsieg im dritten Rennen. Der Italiener Gianmaria Bruni und der Österreicher Richard Lietz beendeten das spannende 6-Stunden-Rennen in der Heimat des Hauptkonkurrenten Ferrari auf dem dritten Rang. Als bestes Kundenteam kam Project 1 mit dem 911 RSR mit der Nummer 56 auf den vierten Platz der GTE-Am-Kategorie.
„Gratulation an das Team! Die Fahrer und die gesamte Mannschaft haben eine beeindruckende Vorstellung abgeliefert. Und das unter schwierigsten Bedingungen, weil die Flutkatastrophe in Deutschland natürlich bei allen Beteiligten in den Köpfen ist – zumal auch Mitarbeiter unserer Einsatzmannschaft Manthey betroffen sind. Ich kann der Crew gar nicht genug danken“, fasst Pascal Zurlinden, Gesamtprojektleiter Werksmotorsport zusammen. „Durch den Sieg in der Heimat unseres Hauptkonkurrenten Ferrari haben wir die Spitze in der Fahrerwertung zurückerobert und den Rückstand in der Herstellermeisterschaft erheblich verkleinert. Es war die optimale Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans, die wir maximal motiviert angehen werden.“
„Es ist ein großartiges Ergebnis, mit dem wir in dieser Form nicht gerechnet haben“, erklärt Alexander Stehlig, Einsatzleiter FIA WEC. „Ich bin wirklich sehr erleichtert, denn wir standen unter Druck, weil wir im vergangenen Rennen in Portugal nicht unser Wunschergebnis einfahren konnten. Wir sind mit dem Wissen ins Rennen gegangen, dass Monza nicht unbedingt die Strecke ist, die dem Porsche 911 RSR am besten liegt. Daher haben wir alles darauf ausgelegt, unsere Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Das ist uns perfekt gelungen. Es ist ein riesiger Erfolg, beim Heimspiel von Ferrari in Monza ganz oben auf dem Siegerpodest zu stehen.“
Bei hohen Temperaturen von über 30 Grad Celsius kamen die Zuschauer, die erstmals nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wieder in begrenzter Anzahl ein Rennen der FIA WEC vor Ort verfolgen durften, mehrfach ins Schwitzen. Dafür verantwortlich waren nicht nur die hohen Werte auf dem Thermometer, sondern vielmehr ein äußerst spannender und enger Wettbewerb in der GTE-Pro-Klasse zwischen Porsche und Ferrari. Beim Start konnte Polesetter Kévin Estre alle Angriffe der roten Konkurrenz abwehren und trotz zwischenzeitlicher Gelbphasen mit einem kleinen Vorsprung die Führung bis zum Ende seines Doppelstints behaupten. Anschließend war Neel Jani in zahlreiche Zweikämpfe verwickelt, verlor zwischendurch die Spitze, eroberte diese aber beeindruckend wieder zurück. Im letzten Renndrittel brachte Estre den zweiten Saisonerfolg für Porsche dank fehlerloser fahrerischer Leistung sowie einer perfekten Taktik und Arbeit des Teams ins Ziel.
Das Schwesterauto mit der Startnummer 91 hatte hingegen mehrfach nicht das notwendige Glück im spannenden Wettbewerb. Gianmaria Bruni zeigte in der Frühphase ein starkes Tempo, konnte jedoch kurz vor dem Ende seines zweiten Stints einem sich drehenden GTE-AM-Auto nicht ausweichen. Der 911 RSR des Italieners erlitt bei der Kollision leichte Schäden an der Front, dennoch konnten sich Bruni und Richard Lietz im weiteren Verlauf gegen den zweiten Ferrari behaupten und am Ende einen wichtigen Podestplatz einfahren.
Durch den zweiten Klassensieg im dritten Rennen haben Kévin Estre und Neel Jani die Führung in der Fahrermeisterschaft zurückerobert. In der Herstellerwertung liegt Porsche vor den 24 Stunden von Le Mans mit nur sieben Zählern Rückstand auf dem zweiten Platz.
Auch die GTE-Am-Kategorie bot Spannung bis zum Schluss. Der Norweger Egidio Perfetti sowie die beiden Italiener Matteo Cairoli und Riccardo Pera waren in Monza in Topform. Das Trio am Steuer des 911 RSR mit der Startnummer 56 des Kundenteams Project 1 fuhr phasenweise an der Spitze der Klasse, musste sich aber aufgrund einer nicht optimalen Boxenstoppstrategie am Ende mit Rang vier begnügen. Das Schwesterauto der Mannschaft aus dem niedersächsischen Lohne erreichte Platz 13. Die beiden Fahrzeuge von Dempsey-Proton Racing fuhren auf die Positionen fünf und sechs, der Neunelfer von GR Racing kam als Neunte ins Ziel.
Der vierte Saisonlauf der Langstrecken-Weltmeisterschaft FIA WEC ist das Highlight des Jahres: die 24 Stunden von Le Mans am 21./22. August. Eine Woche vor dem Start der 89. Auflage des Langstrecken-Klassikers findet der offizielle Testtag auf dem 13,626 Kilometer Circuit des 24 Heures du Mans statt.
Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Ich freue mich extrem, denn dieser Erfolg kommt wirklich überraschend. Es war uns bewusst, dass unser 911 RSR über eine Runde richtig schnell ist. Das haben wir mit der Pole-Position im Qualifying dargestellt. Gleichzeitig hatten wir allerdings damit gerechnet, dass Ferrari über die Distanz schneller sein würde als wir. Wir haben ein perfektes Rennen abgeliefert – und zwar alle. Unser Team hat bei extrem schnellen Boxenstopps immer wieder wichtige Sekunden auf die Konkurrenz herausgeholt. Das war ein wichtiger Schlüssel. Zudem war die Strategie optimal und mein Kollege Neel Jani in absoluter Topform. Das war eines der härtesten WEC-Rennen, das ich jemals gefahren bin.“
Neel Jani (Porsche 911 RSR #92): „Mega! Was für ein Rennen – so spannend und so eng. Es war ein dermaßen harter Kampf gegen die Startnummer 51 von Ferrari. Dass wir dieses Duell für uns entschieden haben, ist schlichtweg sensationell. Das hätten wir nie gedacht, umso größer ist nun natürlich die Freude. Dieser Erfolg gibt uns maximales Selbstvertrauen vor dem Saisonhighlight in Le Mans.“
Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Es war ein schwieriges Wochenende für uns und vor allem für einige Mitglieder unseres Einsatzteams Manthey, die in der Heimat von der Flutkatastrophe betroffen sind. Wir mussten aufgrund dessen unsere Boxencrew etwas umstellen. An dieser Stelle herzlichen Dank an die gesamte Mannschaft, die an diesem Wochenende unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet hat.“
Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Offen gesagt hatte ich etwas mehr erwartet, denn unser Porsche 911 RSR war optimal eingestellt und richtig schnell. Leider konnten wir das im Rennen nicht ganz umsetzen. Viel wichtiger als unsere Position im Klassement ist allerdings, dass den Opfern der Flutkatastrophe möglichst viel Hilfe zukommt.“
Egidio Perfetti (Porsche 911 RSR #56): „Ich habe über viele Jahre immer wieder den Satz gehört, dass Monza für Ferrari gebaut worden ist. Ich habe es nicht geglaubt, bis ich es heute im Rennen erlebt habe. Obwohl wir wirklich alles gegeben und maximale Attacke an den Tag gelegt haben, war es einfach nicht genug. Das ist schade. Außerdem müssen wir noch genau analysieren, ob wir taktisch richtig lagen. Auf der positiven Seite waren wir das schnellste Kundenauto von Porsche. Das war gut, aber ich hätte in Monza unwahrscheinlich gern auf dem Podest gestanden.“
Ergebnis GTE-Pro-Klasse
1. Estre/Jani (F/CH), Porsche 911 RSR #92, 190 Runden2. Pier Guidi/Calado (I/GB), Ferrari 488 GTE #51, 190 Runden
3. Bruni/Lietz (I/A), Porsche 911 RSR #91, 190 Runden
Ergebnis GTE-Am-Klasse
1. Perrodo/Nielsen/Rovera (F/DK/I), Ferrari 488 GTE #83, 187 Runden2. Dalla Lana/Farfus/Gomes (CDN/BR/BR), Aston Martin #97, 87 Runden
3. Hoshino/Fujii/Watson (J/J/GB), Aston Martin #33, 187 Runden