FIA WEC
14.06.2021
Porsche mit GTE-Pro-Pech in Portimão und Platz zwei in der GTE-Am-Wertung
Ihren rund 515 PS starken Porsche 911 RSR mit der Startnummer 92 trennten im Ziel knapp 20 Sekunden von der zweiten Position. Die Werksfahrer Richard Lietz aus Österreich, Gianmaria Bruni aus Italien und Frédéric Makowiecki aus Frankreich belegten nach 278 Runden auf dem 4,684 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs an der portugiesischen Algarve-Küste Rang vier. In der GTE-Am-Wertung belegte das Kundenteam Project 1 mit dem Fahrertrio Egidio Perfetti (Norwegen), Riccardo Pera und Matteo Cairoli (beide Italien) die zweite Position.
Beim Start hatte Kévin Estre sofort die Führung übernommen. Der Franzose konnte sich mit dem Nummer-92-Auto schnell von seinen Verfolgern absetzen und baute in der ersten Stunde einen Vorsprung von über acht Sekunden auf. Nach dem ersten Full-Service-Stop kehrte Neel Jani mit vier neuen Reifen als Zweitplatzierter auf die Strecke zurück. Zuvor hatte Gianmaria Bruni im Porsche mit der 91 als Drittplatzierter den zweiten Werks-Ferrari in Schach gehalten, musste den Kontrahenten nach einem leichten Kontakt jedoch ziehen lassen. Ein durch Teile auf der Strecke hervorgerufener Reifendefekt kurz vor der Zweistundenmarke löste einen leicht vorgezogenen Boxenstopp aus, bei dem Frédéric Makowiecki das Steuer übernahm.
Mit zunehmenden Luft- und Asphalttemperaturen verließen beide 911 RSR das optimale Performance-Fenster der gewählten Michelin-Spezifikation und verloren an Boden. Zur Rennhalbzeit belegten sie mit Rundenrückstand die Plätze drei und vier. Eine Safety-Car-Phase nach fünf Stunden und 15 Minuten Fahrzeit sowie eine angepasste Reifenstrategie brachte für Porsche noch einmal die Wende. Estre hatte inzwischen Michael Christensen im Cockpit der Nummer 92 abgelöst, Richard Lietz übergab wenig später das 91er Schwesterauto zurück an Bruni. Beide 911 RSR schlossen wieder zu den zwei Erstplatzierten der Kategorie auf und eine spannende Schlussphase begann. Beim Anbruch der letzten Rennstunde lagen die vier GTE-Pro-Kontrahenten in derselben Runde. Estre hatte sich sogar auf Rang zwei vorgekämpft, musste die Position aber bei seinem finalen Boxenstopp noch einmal abgeben – zu einem unpassenden Zeitpunkt, wie sich herausstellte: Eine Gelbphase knapp 30 Minuten vor Rennende spielte der Konkurrenz in die Karten, die so die zweite Position verteidigen konnte. Bruni überquerte die Ziellinie auf Platz vier der Klasse.
Alexander Stehlig, Einsatzleiter FIA WEC: „Platz drei und vier ist nicht das Ergebnis, das wir erwartet haben. Wir haben gestern wieder die Pole-Position gewonnen und dachten, wir könnten daran anknüpfen, was wir in Spa-Francorchamps erreicht haben. In der ersten Rennhälfte waren wir einfach zu langsam und in puncto Renntempo nicht bei der Konkurrenz, weil unsere Reifen mehr abbauten. Ab der Mitte des Rennens haben wir auf die zweite Spezifikation der Pneus gesetzt, damit konnten wir gut aufholen. Unsere Startnummer 92 war auf einem sicheren zweiten Platz unterwegs – bis zur letzten halben Stunde. Dann traf uns eine ,Full-Course-Yellow‘ unglücklich: Wir hatten unseren letzten Boxenstopp bereits absolviert. Ein Mitbewerber konnte seinen Stopp unter Gelb einlegen, deswegen hat er uns noch überholt. Etwas besser lief es für uns in der GTE-Am-Wertung: Team Project 1 konnte das Rennen in dieser Klasse auf Rang zwei beenden.“
In der GTE-Am-Kategorie starteten der Norweger Egidio Perfetti (Team Project 1) und Christian Ried aus Schöneburg (Dempsey-Proton Racing) mit ihren 911 RSR aus der ersten Reihe, büßten diesen Vorteil jedoch bereits in der Anfangsphase des 8-Stunden-Rennens ein. Nach 60 Minuten rangierte Perfetti auf Position vier. Nach einem kurzen Intermezzo von Riccardo Perra (Italien) übergab der Norweger den 911 RSR an Matteo Cairoli, der eine bemerkenswerte Aufholjagd anzettelte. Zwischenzeitlich lag der Porsche von Project 1 wieder auf Rang eins der Klasse. Eine zehnsekündige Boxenstopp-Standstrafe vereitelte jedoch den großen Erfolg. Am Ende sprang für das Team Platz zwei heraus.
Christian Ried musste seinen Neunelfer, den er sich mit dem Neuseeländer Jaxon Evans und dem australischen Porsche Werksfahrer Matt Campbell teilte, nach einer unverschuldeten Kollision vorzeitig abstellen. Das Schwesterauto von Dominique Bastien (USA), Marco Seefried (Deutschland) und Porsche Young Professional Julien Andlauer aus Frankreich verlor wegen geringer Batteriespannung zu Rennbeginn etwas an Boden, fuhr aber noch auf Platz zehn der Klasse. GR Racing beendete das portugiesische 8-Stunden-Rennen mit dem britischen Fahrertrio Michael Wainwright, Benjamin Barker und Tom Gamble auf Rang neun der GTE-Am.
Der dritte Saisonlauf der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC findet am 18. Juli auf dem Autodromo Nazionale di Monza in Italien statt. Die Renndistanz führt über sechs Stunden.
Fahrerstimmen zum Rennen
Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Ein Sieg wäre heute sicherlich möglich gewesen, aber wir haben uns mit den Reifen verpokert. Wir hätten schneller unsere Strategie ändern können, doch das lässt sich hinterher immer einfach sagen. Platz zwei lag auf jeden Fall in Reichweite. Schade, denn wir haben an diesem Wochenende viele Punkte vergeben. Wir haben viel gelernt, müssen jetzt aber verstehen, warum unsere Reifenstrategie nicht aufgegangen ist. Wir sind ein Team und werden daran wachsen.“
Neel Jani (Porsche 911 RSR #92): „Das war ein sehr, sehr schwieriges Rennen für uns. Vor allem als die Hitze kam, von zwölf bis etwa drei Uhr am Nachmittag, hatten wir extreme Probleme mit den Reifen. In dieser Phase konnte uns Ferrari viel Zeit abnehmen. Danach lag der Sieg nicht mehr in Reichweite, der zweite Platz aber war noch klar machbar. Eigentlich sah es sogar ganz gut aus. Gegen Rennende kam jedoch eine ,Full-Course-Yellow‘-Phase, die uns auf Rang drei zurückgespült hat, weil unser Gegner dadurch einen Gratis-Boxenstopp machen konnte. Danach war es dann vorbei mit der zweiten Position – schade.“
Michael Christensen (Porsche 911 RSR #92): „Wir sind gut gestartet, doch je wärmer es wurde und je höher die Asphalt-Temperaturen stiegen, desto mehr mussten wir mit dem Grip kämpfen. In der zweiten Rennhälfte, als es wieder kühler wurde, waren wir wieder konkurrenzfähiger – doch da hatten wir schon zu viel an Boden verloren. Am Ende hatten wir auch noch Pech mit einer ,Full Course Yellow‘, die uns den zweiten Platz kostete. So ist es manchmal im Motorsport.“
Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Es war ein anstrengendes Rennen für Porsche. Es hat uns nicht das Ergebnis gebracht, das wir erwartet haben. Wir werden daraus lernen und alles daran setzen, stärker in das nächste Rennen zu gehen.“
Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Dass das 8-Stunden-Rennen hier in Portimao hart würde, damit hatten wir gerechnet. Mit unseren Reifenproblemen, die uns das ganze Rennen beschäftigt haben, nicht. Dadurch haben wir wertvolle Zeit auf die Mitbewerber verloren. Wir müssen das Rennen jetzt analysieren und versuchen, die Fragen zu beantworten, die sich uns gestellt haben.“
Frédéric Makowiecki (Porsche 911 RSR #91): „Wir wussten, dass die Strecke hier in Portimão in bestimmten Aspekten ziemlich hart zum Auto ist. Wir konnten nicht das Ergebnis erzielen, dass wir uns vorgenommen haben. Aber es gibt auch Positives: So haben wir ziemlich viel gelernt, was ebenfalls unser Ziel war. Das dient uns als Basis, um in den nächsten Rennen stärker zurückzuschlagen.“
Matteo Cairoli (Porsche 911 RSR #56): „Schön, nach einem schwierigen 8-Stunden-Rennen auf dem Podium zu stehen – das war heute unser Tag. Auch wenn ich etwas enttäuscht bin, denn wir haben uns ein paar Fehler zu viel erlaubt. So sprang für uns ,nur‘ Platz zwei heraus. Dennoch freuen wir uns darüber, mehr Punkte in der Meisterschaft eingefahren zu haben als erwartet. Wir sind zurück im Kampf mit unseren Kontrahenten, das ist das Wichtigste. In Monza werden wir erneut versuchen, die GTE-Am-Klasse zu gewinnen. Ich bin mir sicher, wir werden in dieser Saison noch mehr Spaß haben.“