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FIA WEC
02.05.2021

Porsche siegt souverän beim WEC-Saisonauftakt in den Ardennen

Porsche hat den Saisonauftakt der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Spa-Francorchamps gewonnen. Die Werksfahrer Kévin Estre aus Frankreich und Neel Jani aus der Schweiz fuhren am Steuer des Porsche 911 RSR mit der Startnummer 92 souverän auf Platz eins der hart umkämpften GTE-Pro-Klasse. Für Estre, der bereits am Freitag im Qualifying mit einer Rekordrunde für großen Jubel gesorgt hatte, war es der zweite Sieg in Folge beim Sechsstundenrennen in Belgien. Jani feierte gleich bei seinem ersten Einsatz im Porsche GT Team einen Triumph. Das Schwesterauto der Markenkollegen Richard Lietz (Österreich) und Gianmaria Bruni (Italien) kam nach einem schwierigen Rennverlauf auf Platz fünf ins Ziel.

Bei sonnigen Bedingungen und Temperaturen um zehn Grad Celsius ließ Estre schon beim Start keine Zweifel an seinem großen Wunsch nach einem weiteren Sieg in Spa aufkommen. Der Le-Mans-Klassensieger von 2018 wehrte sich in den ersten Runden konsequent gegen die Angriffe der Konkurrenz und startete eine Flucht nach vorn. Estre nutzte die Stärken des Porsche 911 RSR maximal aus und baute in seinen ersten beiden Stints einen Vorsprung von rund 15 Sekunden auf. Auch ein vorzeitiger Boxenstopp aufgrund eines Reifenschadens konnte die Startnummer 92 nicht zurückwerfen. Neel Jani, Gesamtsieger der 24 Stunden von Le Mans 2016, zeigte anschließend in seinem ersten Rennen in der GTE-Pro-Klasse eine bärenstarke Leistung und übergab das Fahrzeug auf Platz eins zurück an Estre. Der Franzose brachte den Erfolg anschließend ungefährdet mit einem Vorsprung von rund 35 Sekunden ins Ziel.

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Bruni und Lietz im Schwesterauto der Siegermannschaft hatten viel Pech. Zunächst hing die Startnummer 91 in der Frühphase im dichten Verkehr auf der 7,004 Kilometer langen Strecke fest, anschließend folgte ein Reifenschaden. Nach einem unverschuldeten Kontakt mit einem Hypercar zur Rennmitte musste zudem die Heckpartie des Autos ausgetauscht werden. Unter diesen Voraussetzungen war nicht mehr als Platz fünf möglich.

Alexander Stehlig, Einsatzleiter FIA WEC: „Wir haben diese Saison genauso angefangen, wie wir das vergangene Jahr beendet haben – mit einem Sieg. Es war ein intensives Rennen mit einigen Reifenschäden, von denen die meisten durch eingefahrene Teile entstanden sind. Schade ist, dass die Startnummer 91 einen unverschuldeten Kontakt mit einem Hypercar hatte. Der hieraus resultierende Reifenplatzer hat die Crew endgültig aus dem Kampf um eine Podiumsplatzierung geworfen.“

„Einen besseren Saisonstart können wir uns kaum wünschen. Im Qualifying hat der Porsche 911 RSR einen neuen Rundenrekord aufgestellt, im Rennen waren Kévin und Neel unantastbar. Leider hatten die Kollegen in der Startnummer 91 viel Pech. Anhand ihrer Rundenzeiten haben wir aber deutlich gesehen, wie groß das Potenzial unseres Autos ist“, fasst Pascal Zurlinden, Gesamtprojektleiter Werksmotorsport zusammen. „Unsere Kundenteams hatten in Spa überhaupt kein Glück. Ich bin sicher, dass wir beim kommenden Rennen in Portugal ein deutlich besseres Ergebnis in der GTE-Am-Klasse sehen werden.“

Die Kundenteams von Porsche mussten im Verlauf des Events in Belgien viele Rückschläge einstecken. Der 911 RSR mit der Startnummer 88 von Dempsey-Proton Racing lag über weite Strecken des Rennens auf Podestkurs, wurde aber nur fünf Minuten vor dem Ende mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. Lokalmatador Alessio Picariello, Andrew Haryanto aus Indonesien und der Deutsche Marco Seefried beendeten den Lauf daher auf Klassenrang fünf. Das Schwesterauto mit der Nummer 77 schied eine halbe Stunde vor dem Fallen der Zielflagge mit einem Elektronikdefekt aus. Zuvor hatte Werksfahrer Matt Campbell eine große Show geboten: Der Australier war in seinen ersten Stints vom letzten Startplatz spektakulär bis an die Spitze gestürmt. Anschließend hatten sein Teamkollege Jaxon Evans aus Neuseeland und Teameigner Christian Ried (Schöneburg) solide Runden am Steuer des rund 515 PS starken Autos absolviert.

Die Mannschaft von GR Racing konnte das Rennen in den belgischen Ardennen erst gar nicht aufnehmen. Auf dem Weg zum Vorstart hatte der Brite Michael Wainwright die Nummer 86 bei einem Unfall beschädigt. Die Schäden konnten bis zum Rennbeginn nicht mehr behoben werden. Das deutsche Kundenteam Project 1 hatte beide 911 RSR nach Unfällen bei Testfahrten und im Qualifying vorzeitig zurückgezogen. Die Mannschaft aus Lohne wird beim nächsten Rennen wieder am Start sein.

Der zweite Saisonlauf der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC findet am 13. Juni auf dem portugiesischen Autódromo Internacional do Algarve in Portimão statt.

Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Das Rennen war längst nicht so leicht wie es von außen vielleicht ausgesehen hat. Beide Autos hatten Reifenschäden. Für uns bedeutete der vorzeitige Radwechsel, dass wir in einen Boxenstopp-Rhythmus kamen, der eventuell zu einem zusätzlichen Halt hätte führen können. So gesehen hing es am seidenen Faden. Am Ende lief dann doch alles gut, sodass wir als Sieger ins Ziel fahren konnten. Neel hat in seinen ersten Stints am Steuer des Porsche 911 RSR in der WEC einen Topjob gemacht und den Vorsprung gehalten. Das war klasse.“

Neel Jani (Porsche 911 RSR #92): „Ein Sieg bei meinem GT-Debüt in der FIA WEC – das ist mega. Es konnte nicht besser laufen. Als Kévin aufgrund des Reifenschadens früher als geplant in die Box kommen musste, hatten wir zunächst etwas Sorgen, weil ich aus taktischen Gründen in meinen Stints einigen Sprit sparen musste. Aber da hat uns im passenden Moment eine Gelbphase geholfen. Damit war dies kein Thema mehr. Es lief gut für mich.“

Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Für uns sind heute sehr viele negative Ereignisse zusammengekommen. Wir hatten mehrere Reifenschäden, Pech im Überholverkehr und schließlich auch noch einen Unfall, der die Heckpartie unseres Autos zerstörte. Es war einfach nicht unser Tag. Toll ist natürlich der Sieg für unser Schwesterauto. Das freut mich für die Kollegen. Wir haben insgesamt viele Punkte für Porsche geholt – das ist großartig.“

Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Bescheiden – dieses eine Wort reicht aus, um das heutige Rennen aus meiner Sicht zu beschreiben. Wir hatten Schäden an den Reifen, sind getroffen worden und hatten zum Schluss keine neuen Reifen mehr übrig. Es hätte wirklich nicht noch mehr passieren dürfen. Das sagt schon alles. Erst hast du kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu.“

Ergebnis GTE-Pro-Klasse

1. Estre/Jani (F/CH), Porsche 911 RSR #92, 153 Runden
2. Pier Guidi/Calado (I/GB), Ferrari 488 GTE #51, 153 Runden
3. Serra/Molina (BR/E), Ferrari 488 GTE #71, 153 Runden

Ergebnis GTE-Am-Klasse

1. Perrodo/Nielsen/Rovera (F/DK/I), Ferrari 488 GTE #83, 152 Runden
2. Keating/Pereira/Fraga (USA/L/BR), Aston Martin Vantage #33, 152 Runden
3. Lacorte/Sernagiotto/Fuoco (I/I/I), Ferrari 488 GTE #47, 151 Runden