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Rallye WM
14.07.2021

M-Sport Ford setzt in Estland auf schnelles Fiesta-Rallye-Quartett

M-Sport Ford reist mit einem Großaufgebot zur Rallye Estland: Das Team setzt gleich vier Fiesta mit EcoBoost-Turbomotor und Allradantrieb beim siebten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft ein. Er findet vom 15. bis 18. Juli rund um die Stadt Tartu im Südosten des Baltenstaats statt und zeichnet sich durch ultraschnelle Schotterstrecken aus.

n der ersten Liga greift Teemu Suninen wieder ins Lenkrad des rund 400 PS starken Fiesta WRC. Der Finne vertraut den Ansagen seines Landsmanns Mikko Markkula. Gus Greensmith und Beifahrer Chris Patterson steuern das zweite World Rally Car, das auf dem in Köln-Niehl produzierten Kleinwagen basiert. In der WRC2-Klasse halten Adrien Fourmaux/Renaud Jamoul und Tom Kristensson/David Arhusiander die Farben von M-Sport Ford hoch. Nach dem erfolgreichen Auftritt beim Comeback der Safari-Rallye Kenia vor rund drei Wochen peilt das Team auch in Estland wieder ein Spitzenresultat an.

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Interessant dabei: Fourmaux und Suninen tauschen in Estland erneut die Cockpits. Während der Finne in Afrika noch den Fiesta Rally2 pilotierte und das französische Nachwuchstalent mit dem Fiesta WRC die erste Wertungsprüfungs-Bestzeit in seiner jungen WM-Karriere feiern durfte, ist die Fahrzeugverteilung am kommenden Wochenende exakt anders herum. Bei seinem erst dritten Start in der Topklasse kam Fourmaux auf Rang fünf ins Ziel. Sein Teamkollege Gus Greensmith machte es noch besser: Der Brite fuhr bei dem besonders materialverschleißenden WM-Lauf in Afrika als Viertplatzierter das bislang beste Saisonergebnis für M-Sport Ford ein. Um diesen Erfolg zu wiederholen, stand für Greensmith und Suninen ein dreitägiger Test auf dem Programm. Auch Fourmaux und Kristensson konnten ihre Rallye-Fahrzeuge bereits ausprobieren.

Kam es bei der knüppelharten Safari-Rallye vor allem auf eine taktisch clevere Fahrweise an, setzen die Lenkradartisten auf den schnellen Schotterprüfungen in Estland wieder auf Vollgas. Der nordeuropäische WM-Lauf gab im vergangenen September sein Debüt in der Königsklasse des Rallye-Sports. Aufgrund der damals geltenden Corona-Bestimmungen fiel die dreitägige Veranstaltung jedoch kompakter aus als üblich. In diesem Jahr kehrt die Rallye wieder zum traditionellen Format zurück. Dabei führt sie von Donnerstag bis Sonntag über eine Gesamtdistanz von 319,98 Kilometern. Sie verteilen sich auf 24 Wertungsprüfungen (WP) mit vornehmlich losem Straßenbelag.
Gegenüber den harten Schotterprüfungen in Finnland präsentieren sich die Strecken der Rallye Estland mit einer weicheren Oberfläche. Dabei tendieren sie aber auch dazu, tiefe Längsrinnen zu bilden, wenn sie von den leistungsstarken Allradfahrzeugen mit ihren speziellen Wettbewerbsreifen malträtiert werden. Dies müssen die Teilnehmer berücksichtigen, bevor sie stets am Nachmittag ein zweites Mal die WP in Angriff nehmen. Im Vergleich zum Vorjahr rückte der WM-Lauf zudem vom Herbsttermin in den Sommer und könnte aus diesem Grund mit höheren Luft- und Bodentemperaturen aufwarten.

Als Dreh- und Angelpunkt des siebten Saisonlaufs dient wieder Tartu. Die im Südwesten gelegene Stadt ist die zweitgrößte Estlands. Nach einer Zuschauerprüfung in der City am Donnerstag geht es am Freitag weiter in den Süden, wo vier Prüfungen jeweils zweimal auf dem Programm stehen. Die zweite Etappe führt die Teams am Samstagmorgen zunächst in den Norden, wo zwei verschiedene WP warten, bevor es am Nachmittag wieder südlich von Tartu weitergeht. Der Finaltag umfasst drei Wertungsprüfungen. Auch sie werden doppelt gefahren. Die abschließende "Power Stage" startet um 14:18 Uhr lokaler Zeit. In Deutschland schlägt die Uhr dann 13:18.

"In Estland erwartet uns eine völlig andere Rallye als zuletzt in Kenia. Bei der Safari ging es darum, einem genauen Plan zu folgen und bei dieser sehr harten und herausfordernden Veranstaltung ins Ziel zu kommen. Bei der Estland-Rallye heißt es dagegen: vom Start weg Vollgas geben", betont M-Sport-Teamchef Richard Millener. "Alle unsere Fahrer kennen diese Veranstaltung bereits. Gus Greensmith und Teemu Suninen reisen zudem mit den Erkenntnissen eines dreitägigen Tests an, bei dem wir intensiv an der Dämpferentwicklung und der Abstimmung gearbeitet haben. Unser starkes Ergebnis in Kenia mit den Plätzen vier und fünf gibt uns ebenso Rückenwind wie die Tatsache, dass unsere beiden Fiesta WRC-Piloten Gus und Teemu in Estland eine günstigere Startposition einnehmen. Wir hoffen, dass sie das zu ihrem Vorteil nutzen und auf einigen Wertungsprüfungen ein schnelles Tempo vorlegen können. Ein paar WP-Bestzeiten würden sich schon gut anfühlen - und falls wir auf diese Weise in Reichweite der Podestplatzierungen blieben, wären unsere Erwartungen erfüllt."

Mit Platz vier bei der "Safari" eroberte Gus Greensmith vorigen Monat sein bisher bestes Ergebnis bei einem WM-Lauf. In Estland will der 24-jährige Brite die Erkenntnisse aus dem erfolgreichen Test in ein weiteres Spitzenresultat umsetzen. An seiner Seite liest erneut der erfahrene Copilot Chris Patterson den Aufschrieb vor. Zusammen mit dem 52-jährigen Iren hatte Greensmith voriges Jahr beim WM-Debüt der Rallye Estland den achten Platz erreicht.
"In Kenia ging es darum, clever zu fahren, trotz der schwierigen Bedingungen anzukommen und dein Tempo entsprechend anzupassen. In Estland müssen wir dagegen vom ersten bis zum letzten Meter voll attackieren", beschreibt der Mann aus Manchester die Aufgabe im Baltikum. "Schnelle Rallyes liegen mir, obwohl ich dabei manchmal nicht so stark unterwegs war wie erhofft. Wir hatten allerdings einen sehr guten Test, bei dem wir die Fahrbarkeit des Autos nochmals verbessern konnten - zudem verhält sich der Fiesta WRC jetzt viel vorhersehbarer. Bei der Analyse der Onboard-Aufnahmen vom vorigen Jahr fiel uns auf, dass wir die meiste Zeit bei langen Drifts verloren haben oder durch Fehler, die passierten, weil wir noch mehr aus dem Auto herausholen wollten. Die Änderungen sollten sich also positiv bemerkbar machen. Das Motoren-Update in diesem Jahr bringt uns im oberen Drehzahlbereich mehr Power. Dieser kleine Unterschied könnte sich am kommenden Wochenende auszahlen, denn hier brauchst du vor allem Endgeschwindigkeit. Ich hoffe, dass wir damit wettbewerbsfähiger auftreten als voriges Jahr. Nach der starken Darbietung in Kenia besitzt unser Team viel Selbstvertrauen - und ich finde, ein Abschneiden unter den ersten Sechs ist ein realistisches Ziel für Estland."

Der erste Auftritt in einem World Rally Car seit der Rallye Italien auf Sardinien Anfang Juni stellt für den Finnen Teemu Suninen fast ein Heimspiel dar. Der 27-Jährige startete bereits drei Mal bei der Estland-Rallye, beim WM-Lauf 2020 gelang ihm der Sprung auf Rang sechs.

"Ich liebe diese Veranstaltung", bekennt Suninen. "Sie vereint anspruchsvolle Passagen mit superschnellen Abschnitten, so ähnlich wie bei mir zuhause in Finnland. Während das Tempo vergleichbar ist, gibt es in Estland weniger Sprungkuppen - allerdings treffen wir hier auf ein paar künstlich angelegte Sprünge, bei denen schwierig abzuschätzen ist, wie weit du springen kannst. Die Straßen sind im Vergleich zu Finnland sandiger. Ich möchte meine Startposition nutzen und ein besseres Ergebnis als im vergangenen Jahr holen. Damals kämpften wir etwas um ein ordentliches Tempo, doch diesmal könnte uns der anderthalbtägige Test helfen. Nach dem Test mache ich mir keine Sorgen mehr darum, mich wieder an die Geschwindigkeit eines World Rally Cars zu gewöhnen. Ich habe ein gutes Gefühl für die Aerodynamik und ein gutes Verständnis davon. Dass die Rallye im Juli statt im September stattfindet, macht keinen großen Unterschied, vielleicht abgesehen von der Reifenwahl. Möglicherweise nehmen wir die weichere Option für den Vormittag und die härtere für den Nachmittag. Die eventuelle Hitze stellt kein Problem dar, denn unser Fiesta WRC erlaubt einen guten Luftdurchfluss."

Adrien Fourmaux reist beflügelt zum WM-Lauf im Baltenstaat: Der 26-Jährige hatte bei der Safari-Rallye in Kenia seine erste WP-Gesamtbestzeit gesetzt - ein wichtiger Meilenstein in der noch jungen Karriere des aufstrebenden Franzosen. In Estland kennt er sich darüber hinaus sehr gut aus: 2019 beendete er diese Rallye als Dritter seiner Klasse, in der vergangenen Saison wurde er Zweiter in der WRC2-Kategorie. Auch in diesem Jahr geht er in dieser nun Rally2 genannten Wertung an den Start.

"Dieser WM-Lauf ist für Rallye-Fahrer aus dem Norden wie gemacht, denn die Prüfungen sind richtig schnell und zeichnen sich durch mächtige Sprungkuppen aus", so Fourmaux. "Allerdings weisen die Pisten eine sandigere Oberfläche auf als in Finnland. Gerade bei der zweiten Passage über die WP führt dies zu tiefen Spurrillen, darauf müssen wir das Fahrwerk jeweils in der Mittagspause anpassen. Nicht nur die Rallye, auch die begeisterten Zuschauer hier in Estland sind toll. Wie in Kenia stehen sie selbst entlang der Verbindungsetappen an der Straße und winken uns begeistert zu. Wie zuvor auf Sardinien wechsele ich wieder vom World Rally Car zurück in den Rally2-Fiesta. Dabei muss ich speziell in den schnellen Kurven aufpassen, denn diesem Turbo-Allradler fehlt naturgemäß die Aerodynamik seines großen Bruders. Dennoch hilft mir die Erfahrung aus der großen Klasse: Weil dort die Geschwindigkeiten höher sind, fühlt es sich mit dem kleineren Modell weniger hektisch an. Wir wollen im Kampf um die Rally2-Meisterschaft ein Wort mitreden - auch wenn wir gegen Fahrer antreten, die mit diesem Typ Rallye-Auto mehr Erfahrung besitzen als wir. Nach unserem Testtag fühle ich mich aber wieder auf Augenhöhe mit ihnen."

Sein Preis ist tatsächlich heiß: Als FIA Junioren-Weltmeister genießt Tom Kristensson seine gewonnene WM-Saison am Steuer des Ford Fiesta Rally2. In Estland geht er bereits zum dritten Mal in diesem Jahr mit dem rund 300 PS starken Turbo-Allradler an den Start und baut auf seinen Erfahrungen von 2020 auf: Damals führte er mit dem frontgetriebenen Fiesta Rally4 seine Klasse an, bevor er wegen eines mechanischen Defekts aufgeben musste. Nach beruflichen Veränderungen kann sich der Schwede voll und ganz auf seine Rallye-Karriere konzentrieren.

"Im vergangenen Jahr bin ich zwar nur bis zur dritten WP gekommen, als ein Motorenproblem uns aus dem Wettbewerb nahm, dennoch habe ich einen ganz guten Eindruck von den Strecken und der Charakteristik der Rallye erhalten", betont der 30-Jährige. "Mir gefällt diese Veranstaltung sehr, entsprechend schade fand ich unseren frühen Ausfall. Mit dem Fiesta Rally2 sollte das Fahren viel leichter sein, da die Radaufhängungen mit den Bedingungen besser zurechtkommen. Noch arbeite ich an der richtigen Linienwahl, aber immerhin geht es in dieser Klasse viel mehr um Schnelligkeit anstatt darüber nachdenken zu müssen, wie viel du deinem Auto zumuten kannst. In Kroatien und Portugal lief es nicht sehr gut für mich, mich hat eine Menge organisatorischer Arbeit und der Kampf um das Budget für die ganze Saison zu sehr abgelenkt. Ich hoffe, dass dies nun besser geht, denn ich arbeite nur noch an drei Tagen pro Woche und kann den Rest der Zeit in die Vorbereitung investieren. Ich fühle mich jetzt deutlich schärfer fokussiert und will in meinen Rhythmus finden. Ob ich jetzt Dritter oder Fünfter werde, spielt dabei für mich eine Nebenrolle. Ich mag diese Rallye und weiß, alles wird gut."
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