Rallye WM
25.01.2021
WRC-Saisonauftakt: Licht und Schatten für die Fiesta von M-Sport Ford
Während Adrien Fourmaux und Beifahrer Renaud Jamoul in der zweiten Liga mit ihrem rund 300 PS starken Turbo-Allradler einen Glanzpunkt setzten konnten, fehlte Gus Greensmith angesichts der wechselhaften Straßenbedingungen speziell zu Beginn der Veranstaltung das Selbstvertrauen für den heiklen Tanz auf der Rasierklinge: Innerhalb weniger hundert Meter konnte sich Trockenheit mit nassem Asphalt oder auch Schnee und Eis abwechseln. Gemeinsam mit Copilot Elliott Edmondson brachte der Brite seinen 400-PS-Fiesta, der auf dem in Köln-Niehl produzierten Kleinwagen basiert, aber sicher ins Ziel.
Mit einer ebenso besonnenen wie kontrollierten Fahrt lieferte sich Fourmaux von der ersten Etappe an einen spannenden Kampf um den Klassensieg. Auf vier der 14 durchgeführten Wertungsprüfungen (WP) setzte der 25-jährige Franzose die Bestzeit und lag bis zur zehnten WP in Schlagdistanz zum Führenden. Dann fing er sich einen Reifenschaden ein, der über eine Minute und den Anschluss kostete.
Für Teemu Suninen und Copilot Mikko Markkula hingegen war der Saisonauftakt schon am Donnerstagnachmittag beendet, bevor er so richtig begonnen hatte. Allerdings konnte der 26-Jährige gleich die erste WP nutzen, um das Potenzial des Ford Fiesta WRC aufzuzeigen: Auf der 20,58 Kilometer langen "Saint-Disdier - Corps" legte er mit beeindruckenden Zwischenzeiten los und war klar der schnellste Mann auf der Strecke. Kurz vor dem Ziel dieser Prüfung erwischte den Finnen jedoch das vorzeitige Aus: Aquaplaning in einer Rechtskurve trug ihn zu weit nach links, der Turbo-Allradler touchierte eine Böschung und wurde dadurch ausgehebelt. Nach einem Überschlag rutschte er rückwärts einen kleinen Hang hinab und prallte dabei gegen einen Baum. Dies beschädigte das Heck und die Sicherheitszelle des Auto so sehr, dass der schnelle Mann aus Tuusula die Rallye aufgeben musste.
Der Start in die neue Rallye-WM-Saison stand einmal mehr im Zeichen der Covid-19-Pandemie, die sich auf den verkürzten Zeitplan der kompakteren Veranstaltung und die Abwesenheit von Zuschauern entlang der Wertungsprüfungen (WP) auswirkte.
"Die großartigen Zwischenzeiten von Teemu Suninen auf der ersten Prüfung haben uns gezeigt, dass wir mit dem Ford Fiesta an diesem Wochenende um ein gutes Resultat hätten kämpfen können", bilanziert M-Sport-Teamchef Richard Millener. "Wenn die äußeren Bedingungen stimmen, können wir selbst ohne die Weiterentwicklungen für das Auto der Konkurrenz die Stirn bieten. Sehr schade, dass Teemus Vorstellung so schnell beendet war. Dies gilt auch angesichts der großen Schwierigkeiten, die wir bewältigen mussten, um rechtzeitig in Gap am Start zu stehen. Bei Gus Greensmith hat es trotz seiner guten Testfahrten vor der Veranstaltung nicht richtig ,Klick' gemacht. Er ist sehr selbstkritisch und ich weiß, dass er sich dieses Resultat zu Herzen nimmt. Aber wir dürfen nicht vergessen, wie schwierig die Rallye Monte Carlo bei diesen Streckenbedingungen ist. Du musst absolutes Selbstvertrauen haben, sonst geht es nicht. Aber er hat es bis ins Ziel geschafft und dabei viel gelernt, darauf kommt es an. Wir arbeiten jetzt mit ihm, damit er für die bevorstehenden Rallyes wieder zu alter Leistungsstärke zurückfindet. In der WRC2-Wertung freuen wir uns sehr über die Vorstellung von Adrien Fourmaux. Wir wissen, dass er richtig schnell ist. Hier konnte er aber auch seine taktische Stärke unter Beweis stellen. Wer gesehen hat, wie ruhig und wohlsortiert er im Ziel der einzelnen Prüfungen war, weiß Bescheid. Er hat sich gegen einen starken Gegner sehr gut behauptet - auch wenn der Reifenschaden auf sein Konto ging, denn er hat für einen Moment seinem eigenen Aufschrieb nicht vertraut. Dass mit ihm ein großes Talent für die Zukunft heranreift, steht für uns außer Zweifel."