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VLN
16.04.2021

Racing Group Eifel blickt neuem Versuch für den Saisonauftakt entgegen

Vor drei Wochen musste die Racing Group Eifel by NEXEN Tire Motorsports an der Nordschleife unverrichteter Dinge wieder einpacken: Schneefall hatte den Saisonauftakt der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) in letzter Sekunde vereitelt. Jetzt soll es endlich klappen, auch wenn das Thermometer schon wieder Temperaturen hart an der Grenze zum Gefrierpunkt zeigt. Das Cockpit des rund 380 PS starken Porsche Cayman GTS in der Klasse SP4T teilen sich am Samstag Förderpilot Fabian Peitzmeier aus Hürth bei Köln und Stammfahrer Jürgen Bretschneider aus Friedberg mit Michael Küke. Der schnelle Routinier aus Essen gilt als Fahrwerksspezialist und hat bereits in den vergangenen Jahren am Steuer des NEXEN-Porsche immer wieder brilliert.

„Nach der langen Pause freue ich mich enorm, dass es auf dem Nürburgring endlich wieder losgeht“, betont Michael Küke. „Ich kenne den Porsche 718 Cayman der Racing Group Eifel von Ralf Zensen ja schon aus den Vorjahren und bin sehr gespannt, wie sich der Rennwagen mit der neuen GT4-Aerodynamik fährt. Anders als zuvor, als wir über 280 km/h erreichten, werden wir damit vermutlich nicht mehr die Schnellsten auf der langen Döttinger Höhe sein, dafür geht es aber umso flotter durch Kurven – das wird sehr interessant!“


Interview: Fabian Peitzmeier

Der Nachwuchsfahrer der Racing Group Eifel hat es auch abseits der Rennstrecke eilig: Mit gerade Mal 23 Jahren ist Fabian Peitzmeier bereits das, was früher einmal Diplom-Ingenieur hieß. Die Zeit zwischen der Absage des ersten NLS-Laufs und und Rennen 2 haben wir für ein Gespräch mit ihm genutzt.

Fabian, du stehst bereits vor deiner fünften Saison: Gehörst du jetzt schon zu den alten Hasen?
Fabian Peitzmeie: „So sehe ich mich nicht, vom Alter zähle ich immer noch zu den Jüngeren. Trotzdem ist jetzt eine gewisse Routine da, die Abläufe sind weitgehend verinnerlicht. Dennoch sind NLS-Rennen längst kein Tagesgeschäft – es bleibt immer etwas Besonderes, auch im fünften Jahr.“

Von wem kannst du immer noch am meisten lernen, wer gibt dir die besten Tipps?
„Wir hatten wieder verschiedene Fahrer im Auto, die alle sehr schnell und sehr professionell waren – und zwar alle auf sehr unterschiedliche Weise, das war sehr interessant. Michael Küke zum Beispiel, der uns auch an diesem Wochenende verstärkt, ist ein absoluter Routinier. Er ist einerseits extrem schnell und strahlt zugleich eine Ruhe aus wie kaum ein anderer. Mehrfach war Patrick Huisman dabei, der als Profi sowieso mit allen Wassern gewaschen ist. Und es gab noch mehr Leute, die das Team deutlich gepusht haben, allen voran natürlich Teamchef Ralf Zensen. Es war und ist toll, von so vielen verschiedenen Menschen mitzubekommen, wie sie Motorsport betreiben, mit welchen Ansätzen und Zielsetzungen sie da rangehen. Und wenn ich mir da das Beste rauspicke, bringt mich das jedes Mal weiter.“

Mit welcher Grundeinstellung gehst du in die neue Saison?
„Wir konnten uns noch besser vorbereiten und freuen uns schon auf unseren nagelneuen Porsche Cayman, der seiner Premiere in der SP4T entgegen blickt – wir genießen dort größere technische Freiheiten und dürfen zum Beispiel über 100 Kilogramm Ballastgewicht ausladen. Dank des Aerodynamik-Pakets des GT4-Cayman liegt er nun auch in schnellen Kurven ruhiger und stabiler. Wie jedes Jahr geht es ja immer um schneller, höher, weiter: das Auto voranbringen, das Team voranbringen, das Engagement der Sponsoren so wie Nexen Tire, Neolutions und die GTÜ mit Ergebnissen belohnen. Ich persönlich freue mich auch riesig auf die Fahrerkollegen.“

Für einen 23-Jährigen trittst du sehr besonnen auf. Worauf führst du das zurück?
„Das kann ich selbst schlecht beurteilen. Wenn es so ist, dann hängt das vermutlich mit dem super Umfeld zusammen. Da sind alle sehr ruhig und abgeklärt – das färbt sicherlich auf mich ab. Ich weiß nicht, wie ich im Vergleich zu anderen 23-Jährigen wirke, aber weil ich in den vergangenen Jahren so viel Motorsport machen konnte und durfte, habe ich bestimmt eine gewisse Routine gewonnen.“

Neben der Rennerei hast du im Dezember auch deinen Studienabschluss geschafft. Wie bist du mit der Doppel- bzw. Dreifachbelastung klargekommen?
„Zum Glück haben sich die Master-Arbeit und der Motorsport in der NLS zeitlich kaum überlagert, es ging mit der Abschlussarbeit erst gegen Saisonende los. Auch das Formula Student-Team meiner Hochschule hat mich natürlich nicht losgelassen. Aber es gehört dazu, auf vielen Hochzeiten zu tanzen. Die Master-Thesis war wie zuvor auch die Bachelor-Arbeit schon ein größeres Projekt, das viel Energie und Zeit in Anspruch nahm. In der Summe hat aber alles sehr gut funktioniert – die Entwicklung im Formula Student-Team, die Rennsaison und meine Abschlussnote.“

Wie zuvor deinen Bachelor hast du auch deinen Master bei Porsche Motorsport im Entwicklungszentrum Weissach gemacht. Wie ist das gelaufen? 
„Ja, ich habe erneut mit der Bestnote 1,0 abgeschlossen. Vereinfacht gesagt ging es um die Simulation, wie sich verschiedene Parameter auf die Charakteristik der Stoßdämpfer auswirken. Ich bin sehr froh, dass ich aus verschiedensten Abteilungen in Weissach so viel Vertrauen und Unterstützung bekommen habe. Da waren viele Menschen dabei, die damit selbst eine Drei- oder Vierfachbelastung auf sich genommen haben und mir trotzdem geholfen haben. Gemeinsam sind wir auf viele Aspekte gestoßen, die vorher gar nicht abzusehen waren, aber letztlich konnten wir alles lösen. Noch schöner ist, dass Ergebnisse meiner Arbeit heute in der Fahrzeugentwicklung angewendet und auch in der Formel E eingesetzt werden. Deshalb stand die Note für mich nicht im Vordergrund – mich interessiert eher das Inhaltliche und dass meine Arbeit jetzt in der Praxis weiter Bestand hat, statt in der Schublade zu verstauben.“

Was hat dich so an Porsche Motorsport begeistert?
„Wir hatten schon nach der Bachelor-Arbeit, als ich wieder studierte, bestimmte Themen zusammen behandelt. Es ist extrem motivierend zu sehen, dass – genau wie wir in der Formula Student 25 Stunden am Tag und acht Tage die Woche etwas erarbeiten – auch die Leute bei Porsche Motorsport mit vollem Herzblut bei der Sache sind. Für die ist das kein 9-to-5-Job. Dass es dort denselben Spirit, diese Passion gibt wie im Formula Student-Team, das macht es reizvoll, dort zu arbeiten. Und außerdem sind dort alle super nett und entgegenkommend.“

Wo stehst du in zwei, in fünf, in zehn Jahren? Gibt es einen Masterplan?
„Das Ziel bleibt natürlich, mit unseren bestehenden Sponsoren weiterzumachen und das Projekt weiterzuentwickeln, denn Motorsport auf der Nordschleife ist das Schönste, was es gibt. Deswegen wäre ich sehr froh, wenn das auch in den nächsten Jahren auf der Agenda steht. Letztlich hängt jeder Plan von vielen Variablen ab. Eine davon ist natürlich auch mein weiterer beruflicher Weg.“

Gibt es da schon Pläne?
(Lacht) „Ich denke, das wird auch etwas mit Motorsport zu tun haben.“