Mittwoch, 13. November 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
Rallye WM
09.12.2022

Ott Tänak zurück bei M-Sport Ford

Rundkurse sind im Rallye-Sport auf WM-Ebene selten, doch in diesem Fall schließt sich für M-Sport Ford ein Kreis: Ott Tänak kehrt für die Saison 2023 zu jenem Team zurück, mit dem die aufregende Motorsportkarriere des Esten einst Fahrt aufgenommen hat. Gemeinsam mit seinem ebenfalls aus Estland stammenden Copiloten Martin Järveoja geht der Weltmeister des Jahres 2019 im kommenden Jahr mit dem rund 368 kW (500 PS) starken Puma Hybrid Rally1 an den Start. Das gemeinsame Ziel ist ehrgeizig gesteckt: M-Sport, Ford und Tänak peilen nichts weniger als den Gewinn von WM-Titeln an.

"Bei M-Sport habe ich alles gelernt, was vonnöten war, um in der Rallye-Weltmeisterschaft auf höchstem Niveau konkurrenzfähig zu sein - auch die schwierigen Lektionen", blickt der 17-fache WM-Laufsieger zurück. "Seit ich Weltmeister bin, konnte ich diesen Titel kein zweites Mal erringen. Doch genau das ist es, was mich antreibt und was mir keine Ruhe lässt, bis ich es erreiche. Ich habe mich lange und intensiv mit M-Sport-Chef Malcolm Wilson unterhalten. Wir beide teilen die gleiche Erwartungshaltung für die bevorstehende neue Saison. Wir stehen vor einer großen Herausforderung, aber ich glaube fest an die Leute von M-Sport in Dovenby Hall. Ich weiß, was sie können und wie passioniert sie immer bereit sind, alles zu geben. Ich freue mich sehr, dass ich zurück bei M-Sport Ford bin."

Anzeige
Die Wege von Tänak und dem Team von Malcolm Wilson kreuzten sich 2011 das erste Mal. Der Este ging mit einem von M-Sport aufgebauten Ford Fiesta S2000 in der zweiten WM-Liga an den Start, sicherte sich in der S-WRC-Kategorie drei Klassensiege und kämpfte bis zum Finale bei der Katalunien-Rallye Spanien um den Titel - was ihm einen langjährigen Vertrag mit Ford einbrachte. Beim letzten WM-Lauf des Jahres, der Wales-Rallye Großbritannien, saß er erstmals in einem Fiesta RS WRC.

Bereits in der Folgesaison rückte Tänak ins offizielle Werksteam auf. Bei der Rallye Schweden im Februar fuhr er seine erste Wertungsprüfungs-Bestzeit auf WM-Ebene. Bei der Sardinien-Rallye Italien folgte die erste Podiumsplatzierung und in Spanien führte er zum ersten Mal einen WM-Lauf an. Wie bei jungen und unerfahrenen Rallye-Nachwuchstalenten oftmals unvermeidbar, leistete sich Tänak aber auch einige Abflüge. 2013 konzentrierte er sich mit seinem eigenen Team deswegen auf die Rallye-Meisterschaft in seiner Heimat Estland.

2014 kehrte Tänak in den WM-Zirkus zurück. Für den Reifenhersteller DMACK nahm er die WRC2-Kategorie in einem Ford Fiesta R5 von M-Sport in Angriff. In Schweden, Portugal und auf Sardinien kletterte er wieder in den Fiesta RS WRC. Im folgenden Jahr ersetzte Tänak den zurückgetretenen Mikko Hirvonen bei M-Sport und fuhr in Polen sein zweites Podestresultat ein. 2016 bestritt er für DMACK ausgewählte WM-Läufe mit einem Ford Fiesta RS WRC von M-Sport. Dabei hätte er in Polen mit einer dominierenden Vorstellung fast seinen ersten Sieg auf Toplevel erzielt, den in letzter Sekunde aber ein Reifenschaden verhinderte. Auch in Großbritannien gelang ihm der Sprung auf den zweiten Rang. Damit hatte Tänak klar bewiesen: Der fahrerische Rohdiamant hatte seinen Schliff erhalten und war bereit für große Aufgabe. 2017 saß er wieder in einem Turbo-Allradler von M-Sport Ford.

Dort traf Tänak auf einen neuen Teamkollegen: Sébastien Ogier, der amtierende Weltmeister. Für den Esten ging es gut los: Rang drei bei der winterlichen Rallye Monte Carlo, Platz zwei auf den Schneepisten Schwedens, erneut Dritter in Argentinien und Vierter in Portugal, wo er teilweise in Führung lag. Auf den Schotterpfaden Sardiniens dann endlich der Durchbruch: der lang ersehnte erste WM-Laufsieg. Dass dies keine Eintagsfliege war, bewies Tänak wenig später ausgerechnet in Deutschland: Auf den schwierigen Wegen in den Weinbergen an der Mosel, auf dem rohen Beton des Truppenübungsgebiets Baumholder und den schnellen Landstraßen des Saarlands lag er zur allgemeinen Überraschung erneut ganz vorn. Damit hatte der Este bewiesen: Er ist überall schnell - auf eisigem und trockenem Asphalt ebenso wie auf Schotter und Schnee. Tänak beendete die Saison auf Tabellenrang drei und leistete mit insgesamt sieben Top-3-Ergebnissen einen wichtigen Beitrag für den WM-Titelgewinn von M-Sport Ford. Damit fand seine erste Ära mit diesem Team ein Ende. Jetzt beginnt eine zweite, nochmals vielversprechendere. Davon ist auch Malcolm Wilson überzeugt.

"Ich bin wirklich glücklich und freue mich sehr, dass Ott zu uns nach Dovenby Hall zurückkehrt", so der M-Sport-Chef. "Wir haben seine Karriere von den frühen Tagen an aufmerksam verfolgt und sind stolz, unseren Teil zu seinen großartigen Erfolgen in den vergangenen zehn Jahren beigetragen zu haben. Er hat unseren Team-Sitz vor kurzem ein paar Tage lang besucht und auch den Ford Puma Hybrid Rally1 im Greystoke Forest getestet. Nach seinem ersten Feedback sind wir sehr zuversichtlich, in der kommenden Saison um Titel kämpfen zu können - Ott hat uns gezeigt, wie sehr es auf den Fahrer ankommt, wenn wir Rallye-Siege ins Auge fassen wollen."

Auch 2023 kommt in der Topklasse der Rallye-Weltmeisterschaft wieder der Ford Puma Hybrid Rally1 zum Einsatz. Als Antrieb dient ein 1,6 Liter großer und rund 279 kW (380 PS) starker EcoBoost-Vierzylinder-Turbomotor, dem ein Hybridsystem unterstütztend zur Seite steht. Es steuert temporär bis zu 100 kW (136 PS) bei. Bereits in der vergangenen Saison tankten die spektakulären Rally1-Allradfahrzeuge einen CO2-neutralen Kraftstoff. Damit präsentiert sich die erste Liga dieser Motorsport-Gattung so umweltgerecht wie nie zuvor.

"Wir haben 2022 viele Erfahrungen und Erkenntnisse mit dem Ford Puma Hybrid Rally1 gesammelt und kennen seine Stärken. Wir glauben, dass mit Ott Tänak die richtige Person am Steuer dreht, um die Ergebnisse einzufahren, die wir verdient haben", so Richard Millener, der M-Sport-Teamchef in der Rallye-WM. "Unser Ziel für 2023 ist uns und ihm klar: Wir wollen den Fahrer-Titel gewinnen. Hierfür müssen wir viel Arbeit und Energie investieren, aber wir sind bereit für diese Herausforderung. Das gesamte Team ist wie elektrisiert und scharf darauf, das volle Potenzial unseres Autos aufzuzeigen."