CIK/FIA
23.05.2023
Erst Frust, dann Lust: Mathilda Paatz bei der FIA Kart-EM in Trinec
Der Auftakt zur FIA Kart Europameisterschaft in Trinec verlief für Mathilda Paatz alles andere als planmäßig. Schon im zweiten freien Training, kurz vor Beginn des wichtigen Zeittrainings, ging der Motor an ihrem Kart plötzlich fest, ausgerechnet am Ende der Start-Ziel-Geraden, einer der schnellsten Abschnitte der Strecke. Die junge Kölnerin drehte sich, konnte einen heftigen Abflug allerdings vermeiden.
"Mir ist das Herz in die Hose gerutscht", gab Paatz ehrlich zu. "Am Ende der Geraden hast du TopSpeed drauf, dann drehst du dich um 180 Grad auf der Strecke und siehst deinen Konkurrenten auf dich zufliegen." Der nachfolgende Fahrer konnte ausweichen, drehte sich allerdings selbst von der Strecke. Mit dem Schrecken davongekommen, liefen die Vorbereitungen auf das wichtige Qualifying weiter.
Denn in Trinec, wo die Strecke sehr eng und kurvenreich ist, nimmt das Zeittraining einen wichtigen Stellenwert ein. Voller Motivation startete Paatz auf ihre schnelle Runde, doch erneut sollte den Zuschauern der Atem stocken. Die 14-Jährige war an gleicher Stelle unterwegs, als der Motor erneut blockierte und sich Paatz ein weiteres Mal drehte. Dieses Mal hing ihr die Konkurrenz noch dichter im Nacken, weshalb der nachfolgende Fahrer nahezu ungebremst in die Streckenbegrenzung raste, um einen Highspeed-Crash zu vermeiden. Glücklicherweise klagte er nur über Prellungen am Fuß.
Durch den erneuten Schockmoment war Paatz emotional gezeichnet. Vater Michael und das DPK-Team mussten das junge Talent beruhigen und mental wieder aufbauen. Dank des regelmäßigen Mentaltrainings konnte sich die Pilotin von DPK-Racing schnell wieder fokussieren und schon zwei Stunden später mit einer ehrgeizigen Aufholjagd glänzen.
Der ganze Frust aus dem zerstörten Qualifying entlud sich im ersten Heat: Vom 27. Platz ins Rennen gegangen, erwischte die Kölnerin einen guten Start und machte schon in der ersten Runde wichtige Plätze gut. Mit schnellen Rundenzeiten und guten Überholmanövern schaffte es die Förderpilotin vom Deutschen Sportfahrerkreis am Ende auf einen guten 18. Platz. Das war Balsam für die geschundene Seele und hielt die Hoffnungen auf einen versöhnlichen Abschluss in Trinec hoch.
Im zweiten Heat musste Paatz einen unverschuldeten Ausfall notieren. In einer starken Anfangsphase kämpfte sich die DPK-Pilotin nach vorne, ehe sie von einem Kontrahenten umgedreht wurde und das Rennen beenden musste. Im dritten Vorlauf konnte die 14-Jährige erneut glänzen: Mit starken Überholmanövern kämpfte sich die Förderpilotin der ADAC Stiftung Sport auf den 19. Platz nach vorne.
Im vierten Heat knüpfte Paatz an die starke Aufholjagd aus den vorherigen Rennen an und kämpfte sich mit starken Überholmanövern nach vorne. Leider übersah die 14-Jährige im Eifer des Gefechts eine gelbe Flagge, sodass sie im Anschluss an das Rennen eine fünfsekündige Zeitstrafe bekam und dadurch vom guten 18. Platz auf die 22. Position zurückgeworfen wurde. Im fünften und letzten Vorlauf lag Paatz abermals auf aussichtsreicher Position, als sie von einer Kontrahentin abgeräumt wurde. Zwar konnte die Kölnerin das Rennen fortsetzen, erreichte aber nur noch den 23. Platz.
Wenngleich die Chancen auf den Finaleinzug durch das missglückte Qualifying bereits erloschen waren, wollte Paatz im abschließenden Superheat noch einmal überzeugen. "Ich hatte Lust, noch einmal alles zu geben, der Frust aus dem Qualifying war längst vergessen", so Paatz, die in der Anfangsphase mit guten Rundenzeiten und sehenswerten Manövern für Aufsehen sorgte.
Bereits nach wenigen Runden hatte sich Paatz bis auf den 25. Gesamtrang nach vorne gekämpft, als sie durch einen Fahrfehler von der Strecke abkam, dabei rund fünf Sekunden verlor und wieder an das Ende des Feldes zurückfiel. Für eine erneute Aufholjagd fehlte die Zeit, sodass die DPK-Pilotin infolge einiger Zeitstrafen schlussendlich auf dem 24. Gesamtrang gewertet wurde. Das stellte im Vergleich zur Startposition eine Verbesserung um zehn Plätze dar, war jedoch keinesfalls zufriedenstellend. Dass Paatz deutlich weiter vorne gewesen wäre, zeigen auch die Rundenzeiten, die ein Ergebnis in den Top-15 ermöglicht hätten.
"Die Enttäuschung aus dem Qualifying hat mir das ganze Wochenende versaut", bilanziert Paatz. "Mit einer besseren Startposition wäre wieder einmal deutlich mehr möglich gewesen. In den Heats konnte ich beweisen, dass ich vor den Zweikämpfen nicht zurückschrecke. Das hat wirklich Lust gemacht! Ich verlasse Tschechien mit gemischten Gefühlen: Frust über den enttäuschenden Beginn und den Fehler im Superheat, aber Freude über die gute Performance in den Rennen."
In zwei Wochen (31.05. bis 03.06.) startet Mathilda Paatz bei der Champions of the Future Euro Series in dänischen Rodby, um sich auf das EM-Rennen (15. bis 18.06.) auf gleicher Strecke vorzubereiten.