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DTM
18.05.2023

Sheldon van der Linde: „Die Titelverteidigung ist das klare Ziel“

Wenn vom 26. bis 28. Mai in der Motorsport Arena Oschersleben die neue DTM-Saison startet, steht ein Fahrer besonders im Blickpunkt: Sheldon van der Linde. Der Pilot von Schubert Motorsport jubelte vergangenes Jahr als erster Südafrikaner über den DTM-Gesamtsieg. Ein Erfolg, den van der Linde in der anstehenden Saison wiederholen möchte. Was den Auftakt in Oschersleben so besonders macht, wie man mit dem Duell gegen den eigenen Bruder umgeht und welchen Einfluss der ADAC auf seine Karriere hatte, verrät der 24-Jährige im Interview.
Wie groß ist die Vorfreude kurz vor dem Saisonstart?
„Die Erwartungen an das Team Schubert Motorsport und mich sind natürlich hoch, das ist völlig klar. Bei unserem Heimspiel in Oschersleben zu gewinnen, wäre ein fantastischer Auftakt. Wir sind super vorbereitet und ich freue mich, dass es endlich losgeht.”
Wie sah die Vorbereitung auf die Saison aus?
„Gerade in den letzten Wochen waren wir viel testen. Außerdem fahre ich regelmäßig im Simulator. Bei BMW haben wir speziell einen für GT3-Fahrzeuge. Ansonsten habe ich in meiner Heimatstadt Johannesburg im Kreise meiner Familie noch einige Tage die südafrikanische Sonne genossen, um mit voller Energie in die neue Saison zu starten.”
Mit welchem Ziel geht man als aktueller Champion in die Saison?
„Die Titelverteidigung ist für uns das klare Ziel. Wichtig ist aber, dass wir uns die ganze Saison auf uns fokussieren und nicht von äußeren Faktoren ablenken lassen. In der DTM gibt es dieses Jahr so viele Neuerungen, dass die Karten aus meiner Sicht völlig neu gemischt werden. Unter anderem ist Pirelli als neuer Reifenpartner dabei. Das könnte ein Vorteil für mich sein, da ich dieses Jahr auch in anderen Rennserien auf Pirelli-Pneus fahre.”
Was macht den Auftaktstopp in Oschersleben besonders?
„Die Strecke ist recht eng und verwinkelt. Dadurch musst du als Fahrer die ganze Zeit voll konzentriert sein und hast keinen Moment für eine mentale Pause. Das macht Oschersleben aus. An mein letztes Rennwochenende dort kann ich mich aber noch sehr gut erinnern. In der Saison 2018 bin ich gemeinsam mit meinem Bruder Kelvin auf einem Auto im ADAC GT Masters gefahren. Der zweite Platz in Oschersleben war unser erstes Podiumsergebnis.”
Welche Events im Kalender wecken besondere Vorfreude?
„Bei mir auf jeden Fall die Rennen in Zandvoort. Das wird definitiv einer der Höhepunkte der Saison. Es gibt dort nicht ganz so viele Überholmöglichkeiten, dafür ist das Streckenlayout durch die Dünenlandschaft sehr speziell. Außerdem sorgen die vielen Fans in Zandvoort sicherlich für eine überragende Atmosphäre. Ansonsten steht auch der Nürburgring bei mir hoch im Kurs, dort habe ich vergangenes Jahr vor meinem Bruder Kelvin gewonnen.”
Die DTM wird dieses Jahr erstmals vom ADAC ausgetragen. Was denkst du über den Wechsel?
„Ende letzten Jahres hatte ich ehrlich gesagt schon befürchtet, dass es für die DTM nicht weitergeht. Daher bin ich dem ADAC sehr dankbar, dass man die Erfolgsgeschichte der DTM fortsetzt. Es gibt sonst weltweit keine GT3-Rennserie mit so einer Strahlkraft, in der mit nur einem Fahrer pro Auto gefahren wird. Für mich macht das die DTM auf jeden Fall so besonders.”
Wie wichtig ist es, weiter für Schubert Motorsport zu fahren?
”Es ist zum ersten Mal seit ein paar Jahren so, dass ich eine zweite Saison in Folge für das gleiche Team starte. Darüber bin ich sehr glücklich und es bringt auch viele Vorteile mit sich. Mein Ingenieur kennt genau meinen Fahrstil. Andersherum weiß ich, was für Infos er von mir für eine bessere Fahrzeugabstimmung benötigt. Dazu kommt, dass ich bereits reichlich Erfahrung im BMW M4 GT3 sammeln konnte. Ich bin überzeugt, dass wir stärker als vergangenes Jahr sind.”
Mit René Rast ist ein dreifacher DTM-Champion dein Teamkollege. Ist das ein Vor- oder Nachteil?
„Ich sehe das positiv. Es ist immer gut, einen so erfolgreichen und schnellen Fahrer in den eigenen Reihen zu haben. René Rast bringt unglaublich viel Erfahrung ins Team, das können wir für uns alle nutzen. In meiner Jugend habe ich Renés Titelgewinne in der DTM noch vorm Fernseher verfolgt und heute fahren wir in einem Team. Das ist schon eine verrückte Entwicklung.”
Welche Fähigkeit zeichnet dich aus?
„Ich sehe es als eine meiner Stärken, den Druck von außen nicht so sehr an mich heranzulassen. Durch äußere Faktoren kann man sich als Rennfahrer schnell selbst aus dem Rhythmus bringen. Vergangenes Jahr war ich relativ früh in der Saison Tabellenführer und konnte mit der Rennen für Rennen steigenden Erwartungshaltung super umgehen.”
In deinem Lebenslauf stehen unter anderem die ADAC TCR Germany und das ADAC GT Masters. Welche Bedeutung hatten die beiden ADAC Serien für deine Karriere?
„Ohne den ADAC würde ich heute wohl keine Rennen in Europa fahren. Den Titel im ADAC GT Masters haben mein Bruder und ich 2018 um nur einen Punkt verpasst. Trotzdem war die Serie der entscheidende Karriereschritt für mich, weil ich dadurch die Einladung von BMW Motorsport zum DTM Young Driver Test bekam, über den ich mir einen Startplatz für die Saison 2019 sichern konnte.„
Der Name van der Linde steht zweimal in der Starterliste. Wie fühlt es sich an, gegen seinen eigenen Bruder anzutreten?
„Zu Beginn war das schon merkwürdig, gerade wenn man damals in der Startaufstellung nebeneinanderstand. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt. Wenn wir den Helm aufsetzen und ins Auto steigen, spielt das keine Rolle mehr. Dieses Jahr ist Kelvin definitiv einer meiner größten Konkurrenten. Auf der Strecke kämpfen wir Rad an Rad gegeneinander, aber wir haben aber ein super Verhältnis und in Kempten auch unsere gemeinsame Wohnung.”
Was machst du abseits der Rennstrecke, um deinen Akku aufzuladen?
„Meine Freizeit verbringe ich gern draußen. Am liebsten in Kombination mit Sport. Ich sitze gern auf dem Rennrad und spiele seit einigen Jahren mit meinem Bruder viel Tennis. Das gibt mir unglaublich viel Energie.”