Die beiden Wertungsläufe auf dem 3,1 Kilometer langen Stadtkurs an der Westküste der USA brachten geringe Abstände, enge Duelle, aber auch viele Unfälle. Im Sprintrennen über 13 Runden sicherte sich überraschend Simone Maria Marcenò vom Team Altus Esports den Sieg vor Teamkollege und Polesetter Jordan Caruso. Der Italiener hatte sich sofort am Start am Australier vorbeigeschoben und die Führung auf dem spektakulären Stadtkurs fortan erfolgreich verteidigt. Hinter Caruso und Stormforce-Pilot Alejandro Sanchez holten die beiden britischen Brüder Bryn und Charlie Collins in Diensten von VRS Coanda wichtige Punkte. Im Kampf um Platz acht, gleichbedeutend mit der Pole-Position für das Hauptrennen, hatte Bobby Zalenski (VRS Coanda) in einer chaotischen letzten Runde mit vielen Unfällen das Glück auf seiner Seite.
Der Amerikaner durfte sich über die Spitzenposition im Rennen über 26 Runden nicht lange freuen. Nach der Startfreigabe drehten die Räder am virtuellen Porsche 911 GT3 Cup heftig durch. Zalinski rutschte im Verlauf der ersten Runde bis auf die zehnte Position zurück und hatte mit dem Kampf um den Sieg nichts mehr zu tun. Großer Nutznießer war Sebastian Job. Der Brite kontrollierte die Spitze über 25 Runden souverän, erst im allerletzten Umlauf musste er Angriffe seiner Verfolger abwehren. Mit Erfolg: Der Champion des Porsche TAG Heuer Esports Supercup 2020 feierte endlich seinen ersten Saisonsieg.
Dahinter hatte zunächst Yohann Harth vom Apex Racing Team eine kampfeslustige Verfolgergruppe angeführt. Der Franzose musste bei seiner Jagd auf den führenden Sebastian Job jederzeit die Rückspiegel im Blick behalten. Kurz vor Halbzeit des Hauptrennens wurde ihm ein kleiner Fehler auf dem engen Kurs mit seinen elf Kurven zum Verhängnis: Zunächst zog Charlie Collins vorbei, wenig später auch Jordan Caruso und der Australier Cooper Webster (Oracle Red Bull Racing Esports). Für Harth blieb nur noch Platz fünf. Einen rabenschwarzen Tag erwischte der bisherige Tabellenführer Diogo C. Pinto (Team Redline). Der Porsche 911 GT3 Cup des amtierenden Meisters wurde im Sprintrennen hart getroffen und landete auf dem Dach. Der Portugiese fiel ans Ende des Feldes zurück und wurde im Hauptrennen nur auf Platz 18 gewertet. Pinto belegt in der Gesamtwertung hinter Charlie Collins und Jordan Caruso nur noch Rang drei, Sebastian Job ist neuer Vierter.
Gaststarter Laurin Heinrich und Esport-Profi Casey Kirwan drückten dem Sprintrennen der Allstars ihren deutlichen Stempel auf. Der Amerikaner hatte sich hauchdünn vor dem deutschen Porsche-Junior von 2022 die Pole-Position gesichert, doch bereits beim Start wuchtete sich Heinrich in der Startnummer 911 vorbei. Anschließend folgte Kirwan dem zukünftigen DTM-Piloten wie ein Schatten und wagte in der allerletzten Kurve den Angriff – vergebens. Der US-Simracer kollidierte mit Heinrich, der sich schließlich mit einem Vorsprung von 1,5 Sekunden auf Kirwan als Sieger ins Ziel rettete, Platz drei ging Oliver „Basic Ollie“ Furnell.
Das Allstars-Hauptrennen wurde wie üblich in umgekehrter Reihenfolge des Sprint-Ergebnisses gestartet. Dave „Davecam“ Cameron und Javier „Stradi“ Soto teilten sich die erste Reihe, während Laurin Heinrich und Casey Kirwan von ganz hinten ins Rennen über 20 Runden gehen mussten. Das im Sprint erfolgreiche Duo und Cameron boten eine packende Show bis zum Zielstrich. Heinrich und Kirwan arbeiteten sich auf dem engen Stadtkurs vor den Toren von Los Angeles konsequent durch das Feld und liefen vier Runden vor dem Ende auf den führenden Briten „Davecam“ auf. Der Content-Creator verteidigte sich klug, die beiden Jäger fanden keinen Weg vorbei. Bei einem finalen Angriff in der letzten Runde beschleunigten die drei virtuellen Porsche 911 GT3 R nebeneinander auf die Start-Ziel-Gerade: Dave „Davecam“ Cameron rettete Rang eins über den Strich, dahinter entschied Laurin Heinrich das Fotofinish knapp vor Casey Kirwan für sich.
Der Porsche TAG Heuer Esports Supercup macht in genau zwei Wochen eine weitere virtuelle Reise in die USA. Am 18. März wird die vierte Veranstaltung der Saison 2023 auf dem Circuit of The Americas nahe der texanischen Hauptstadt Austin ausgetragen. Das Sprintrennen auf dem 5,516 Kilometer langen Formel-1-Kurs geht über acht Runden, das Hauptrennen über die doppelte Distanz. Erstmals in dieser Saison wird dann bei den Allstars auf die virtuelle Version des Porsche 718 Cayman GT4 RS Clubsport zurückgegriffen.
Sebastian Job (UK/Oracle Red Bull Racing Esports): „Ganz ehrlich, ich hatte heute ziemlich viel Glück. Die Pace war eindeutig nicht gut. Mit dem siebten Platz im Qualifying konnte ich mich glücklich schätzen. In der chaotischen Runde eins gelang mir im ersten Rennen eine regelrechte Glücksrunde – und ich konnte die Position halten. Im Hauptrennen musste ich das Auto einfach über die Runden zwingen. Das war extrem schwierig. Das Tempo war einfach nicht wie gewünscht – und das ist leider in der bisherigen Saison in jedem Rennen so gewesen. Ich habe zwar ein paar Fortschritte gemacht, aber es liegt noch jede Menge Arbeit vor mir, um schneller zu werden.“
Charlie Collins (UK/VRS Coanda): „Es fühlt sich an wie ein Sieg. Als ich in dieses Rennen ging, hatte ich nur wenig Selbstvertrauen. Denn wir haben bereits beim Testen festgestellt, dass wir vielleicht nicht ganz so schnell sind. Deshalb bin ich glücklich, wie es gelaufen ist. Insbesondere auch, weil ich im Rückspiegel eine Menge Autos gesehen habe, die bedauerlicherweise in Schwierigkeiten geraten sind.“
Jordan Caruso (AUS/Altus Esports): „Meine zweite Pole-Position war ein schöner Erfolg. Mit ist wirklich eine tolle Runde gelungen. Nach Platz zwei im Sprint konnte ich mich auch im Hauptrennen weit vorne positionieren. Das hat richtig Spaß gemacht. Zunächst war Yohann vor uns ganz schön schnell, aber als sich Charlie vorbeipresste, konnte ich mitziehen. Das war sehr gut. Leider hatte ich zu Beginn des Rennens einen Kontakt. Vor mir bremste ein Auto früher als erwartet, ich konnte nicht mehr ausweichen. Das tut mir sehr leid. Aber anschließend musste ich das einfach hinter mir lassen. Wir haben seit Monaten hart gearbeitet. Es ist toll, dass sich dies nun auszahlt.“
Ergebnisse
Long Beach, Sprintrennen1. Simone Maria Marcenò (I/Altus Esports)
2. Jordan Caruso (AUS/Altus Esports)
3. Alejandro Sanchez (E/Stormforce Racing ART)
4. Bryn Collins (UK/VRS Coanda)
5. Charlie Collins (UK/VRS Coanda)
Long Beach, Hauptrennen
1. Sebastian Job (UK/Oracle Red Bull Racing Esports)
2. Charlie Collins (UK/VRS Coanda)
3. Jordan Caruso (AUS/Altus Esports)
4. Cooper Webster (AUS/Oracle Red Bull Racing Esports)
5. Yohann Harth (F/Stormforce Racing ART)
Gesamtwertung nach 3 von 10 Wertungsläufen
1. Charlie Collins (UK/VRS Coanda), 197 Punkte
2. Jordan Caruso (AUS/Altus Esports), 194 Punkte
3. Diogo C. Pinto (P/Team Redline), 146 Punkte
4. Sebastian Job (UK/Oracle Red Bull Racing Esports), 146 Punkte
5. Cooper Webster (AUS/Oracle Red Bull Racing Esports), 120 Punkte