Nur 13 Tage nach nach dem Erfolg von Portimão hat Porsche Penske Motorsport nur knapp ein weiteres Podestresultat verpasst. Michael Christensen aus Dänemark, der US-Amerikaner Dane Cameron und Frédéric Makowiecki aus Frankreich sind beim 6-Stunden-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps mit dem Hybrid-Prototypen Porsche 963 auf den vierten Platz gefahren. Kühle Asphalttemperaturen und schwierige Bedingungen sowie zahlreiche Zwischenfälle auf der 7,004 Kilometer langen Strecke prägten den dritten Saisonlauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Als erstes Team mit einem LMDh-Fahrzeug in privater Hand hat Hertz Team Jota das Ardennen-Rennen auf Rang sechs beendet. Für das Porsche-Kundenteam greifen Werksfahrer António Félix da Costa aus Portugal, der Brite William Stevens und Yifei Ye ins Lenkrad. Der Chinese ist Förderpilot von Porsche Motorsport Asia-Pacific. In der GTE-Am-Kategorie erreichte Proton Competition mit Rang vier für Ryan Hardwick aus den USA, den Kanadier Zacharie Robichon und den Briten Harry Tincknell das beste Ergebnis eines Porsche 911 RSR.
„Wir haben den Podestplatz erst in der allerletzten Runde verloren und sind auf Platz vier ins Ziel gefahren – die Enttäuschung ist daher groß“, fasst Thomas Laudenbach nach dem dritten Saisonrennen zusammen. Der Leiter Porsche Motorsport fügt hinzu: „Das Team hat einen guten Job gemacht. Wir hatten eine erstklassige Strategie und uns beim Start für die richtigen Reifen entschieden. Dennoch müssen wir festhalten: Aufgrund des aktuellen Kräfteverhältnisses liegt bisher für uns nicht viel mehr in Reichweite. Das heutige Ergebnis müssen wir abschütteln und weiter hart an weiteren Verbesserungen arbeiten.“
Für den Porsche 963 mit der Nummer 5 begann der dritte Saisonlauf mit einem Handicap: Die elektrische Steuerung der Kupplung erschwerte Startfahrer Michael Christensen die Arbeit. Beim ersten Boxenstopp konnte das Problem durch das Rebooten des Systems behoben werden. Der Däne setzte zur Aufholjagd an und profitierte dabei auch von Safety-Car-Phasen aufgrund von Unfällen. Beim Fahrerwechsel zu Dane Cameron lag das Auto zeitweise wieder auf der dritten Position. Als dritter Mann setzte Frédéric Makowiecki das Rennen gut 100 Minuten vor dem Ende auf Platz sechs fort. Als das Safety-Car von Porsche wenige Minuten später zum vierten Mal zum Einsatz kam, spielte dies dem Werks-Trio in die Karten: Es rückte wieder auf Rang drei vor. Makowiecki verteidigte dieses Ergebnis bis zur letzten Runde, musste aufgrund nachlassender Performance der Hinterreifen jedoch noch einen Ferrari passieren lassen.
Das Schwesterauto von Kévin Estre (Frankreich), André Lotterer (Deutschland) und Startfahrer Laurens Vanthoor musste vorzeitig aufgeben. Dabei hatte der Belgier die mutige Reifenwahl des Teams auf abtrocknender Strecke trotz kühler Asphalttemperaturen perfekt umgesetzt: Auf profillosen Slicks war er innerhalb weniger Minuten von der sechsten Position bis auf den zweiten Rang gefahren. Kurz vor seinem zweiten Boxenstopp rollte der Nummer-6-Rennwagen eingangs der Start-Ziel-Geraden jedoch mit einem Elektrikproblem in der 54. Runde aus.
„Es war ein harter Tag in Spa“, bilanziert Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Unsere Startnummer 6 ist aufgrund eines technischen Defekts ausgefallen – da müssen wir die Ursachen genau erforschen. Bei der Nummer 5 haben wir gute Arbeit geleistet und eine optimale Strategie gewählt. Allerdings waren wir schlichtweg nicht schnell genug. Wir müssen schauen, wo wir zulegen und weitere Fortschritte machen können. Auf operativer Seite lief es top.“
Mit einer starken Vorstellung hat das Hertz Team Jota überzeugt. Werksfahrer António Félix da Costa konnte bereits in der ersten Runde drei Konkurrenten überholen und Rang vier übernehmen. Pech mit Safety-Car-Phasen kosteten die Porsche-Kundenmannschaft später wieder einige Positionen. Dank konstanter Performance sprang für den Portugiesen und seine Mitstreiter Yifei Ye und William Stevens mit Platz sechs dennoch ein bemerkenswertes Resultat heraus: Hertz Team Jota hatte den ersten privat eingesetzten Porsche 963 erst am Freitag der Vorwoche übernommen und war in Spa-Francorchamps mit dem über 500 kW (680 PS) starken Hybrid-Prototypen sozusagen ins kalte Wasser gesprungen.
Bester Porsche 911 RSR fährt in der GTE-Am-Kategorie auf Rang vier
In der GTE-Am-Kategorie kämpften die 911 RSR der Porsche-Kundenteams Iron Dames und Proton Competition lange Zeit um Podestplätze. Das Fahrerinnen-Trio Sarah Bovy (Belgien), Rahel Frey (Schweiz) und Michelle Gatting (Dänemark) konnte die Klasse speziell in der Anfangsphase des 6-Stunden-Rennens immer wieder anführen. Am Ende sprang für die Iron Dames Rang fünf in der Klasse hinter dem Neunelfer von Ryan Hardwick (USA), Zacharie Robichon (CDN) und Harry Tincknell (UK) heraus.
Der vierte Lauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC ist der Höhepunkt der Saison: Die 24 Stunden von Le Mans finden am 10. und 11. Juni statt. Die Traditionsveranstaltung feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag.
Fahrerstimmen nach dem Rennen
Dane Cameron (Porsche 963 #5): „Nach einem schwierigen Qualifying haben wir uns im Rennen gut zurückgekämpft und als Team insgesamt einen tollen Job gemacht. Während der sechs Stunden traten zwar immer wieder kleine Schwierigkeiten auf, aber die haben wir gut gemeistert. Die Balance des Autos war heute spürbar besser und unser Tempo sichtbar schneller. Ein Podium lag in greifbarer Nähe, aber leider haben wir es im allerletzten Moment verpasst. Als nächstes Rennen steht Le Mans auf dem Programm. Wir werden alles daransetzen, dort noch mehr Performance aus unserem Porsche 963 abzurufen.“
Laurens Vanthoor (Porsche 963 #6): „Als ich durch die letzte Schikane fuhr, fiel plötzlich die komplette Elektrik aus. Ich habe gewisse Prozeduren durchgespielt, um die Systeme wieder zu starten – leider hat das nicht funktioniert. Wir müssen noch analysieren, was genau passiert ist. Es ist sehr schade, denn unser Rennen lief bis dorthin richtig gut. Unsere Strategie hat optimal gepasst, das Auto ließ sich schön fahren. Vor allem zum Start haben wir mit unserer Entscheidung für Slicks goldrichtig gelegen.“
António Félix da Costa (Porsche 963 #38): „Wir haben das Auto nur wenige Tage vor diesem Rennwochenende übernommen und sind quasi komplett ins kalte Wasser gesprungen. Dass wir unter diesen Voraussetzungen das 6-Stunden-Rennen ohne Rückschläge auf technischer Seite absolvieren konnten, ist aller Ehren wert. Das Team hat eine grandiose Vorstellung abgeliefert. Dabei haben wir das Auto kaum am Limit bewegt – uns ging es darum, möglichst viele Runden abzuspulen und so viele Daten zu sammeln wie möglich. Jetzt analysieren wir alles, gehen testen, und dann treten wir noch stärker in Le Mans auf.“
Zacharie Robichon (Porsche 911 RSR #88): „Es war ein aufregendes Rennen – wie immer in Spa. Das Wetter spielt in den Ardennen stets eine große Rolle. Ryan hat in seinen Stints zu Beginn eine saubere Vorstellung gezeigt. Ich konnte anschließend sogar die Führung in der GTE-Am-Klasse übernehmen, da wir bei unserem Porsche die Reifen schneller auf Temperatur bringen konnten als manche Konkurrenten. Im Gegenzug haben wir am Ende unserer Stints mit abbauenden Reifen gekämpft und dadurch wieder Zeit verloren. Wir haben das Maximum herausgeholt. Auf der anderen Seite: Platz vier ist im Motorsport ein denkbar schmerzhaftes Ergebnis.“
Ergebnisse Rennen
Hypercar-Klasse:1. Conway/Kobayashi/Lopez (UK/J/ARG), Toyota #7, 148 Runden
2. Buemi/Hartley/Hirakawa (CH/NZ/J), Toyota #8, 148 Runden
3. Pier Guidi/Calado/Giovinazzi (I/UK/I), Ferrari #51, 148 Runden
GTE-Am-Klasse:
1. Perez Companc/Wadoux/Rovera (ARG/F/I), Ferrari #83, 140 Runden
2. Keating/Varrone/Catsburg (USA/ARG/NL), Corvette #33, 140 Runden
3. Al Harthy/Dinan/Eastwood (OMN/USA/IRL), Aston Martin #25, 140 Runden