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Kartsport Allgemein
03.10.2023

Schweizer Kart-Meisterschaft kürt in Wohlen ihre Meister

Unter den Augen der Schweizer Rennprominenz – von Marcel Fässler bis Eric Berguerand – sind am Samstag beim Finale der autobau Schweizer Kart-Meisterschaft die Würfel gefallen. In allen fünf Kategorien waren die Entscheidungen noch offen. In vier von fünf Kategorien stand der Meister erst nach dem allerletzten Rennen fest – spannender hätte das Saisonfinale nicht sein können. 

Bei den Jüngsten, den Super Minis, waren vor dem Finale auf der 825 Meter langen Strecke in Wohlen noch vier Fahrer im Titelrennen. Schon nach dem ersten Lauf zeichnete sich ab, dass aus dem Vier- ein Zweikampf werden würde. Der bis dato führende Albert Tamm und sein Verfolger Dan Allemann hatten die Konkurrenz klar im Griff. Die Frage war nur, wer von beiden sich durchsetzen würde. Als dann im zweiten Vorlauf die Reihenfolge umgekehrt lautete, wurde im Vater Ravio Team und bei Spirit Racing nochmals gerechnet. Die Ausgangslage versprach Hochspannung: Tamm ging mit einem Mini-Polster von vier Punkten ins Finale und musste, weil Allemann am Start gleich ein paar Kart-Längen zwischen sich und seinen Verfolger legte, eine Aufholjagd starten. Drei Runden vor Schluss hatte Tamm Allemann ein- respektive überholt. Und der junge Tessiner ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Tamm fuhr mit 0,7 Sekunden Vorsprung durchs Ziel und sicherte sich so den Titel bei den Super Minis. „Das war ein hartes Rennen“, sagte der Zehnjährige mit estnischen Wurzeln. „Vor allem, weil Dan am Start so weggezogen ist. Aber ich habe gemerkt, dass ich schneller bin. Und konnte ihn dann überholen.“ Allemann, im Vorjahr noch Meister und in Wohlen mit einem kürzlich gebrochenen Schlüsselbein am Start, musste sich mit dem zweiten Gesamtrang begnügen. Platz 3 in der Meisterschaft ging an Yven Ammann, der im teaminternen Duell Innovate-Stallgefährte Dario Palazzolo noch überholte, obwohl Ammann im Finale nur Vierter hinter Aurelio Longhitano wurde.

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Auch bei den OK Junioren fiel die Entscheidung erst im letzten Rennen. Der Zweitplatzierte Arnaud Voutat (Spirit Racing) hatte vor dem Finale 17 Punkte Rückstand auf Vorjahresmeisterin Chiara Bättig (KartBox.ch). Diesen Rückstand vermochte der Waadtländer mit zwei starken Vorläufen und den zwei Zusatzpunkten für die Pole-Position vor dem Finale auf neun Zähler zu reduzieren. Im Finale hatte Voutat dann aber das Nachsehen. Bättig machte sich schon nach zwei Kurven aus dem Staub und sicherte sich nach 2022 ihren zweiten Titel bei den Junioren mit 6,8 Sekunden Vorsprung auf Voutat. Im Kampf um Platz 3 setzte sich Bättigs Teamkollege Neil Russell durch. Das Nachsehen bei den Junioren hatte Shai Derungs. Den anvisierten dritten Schlussrang verpasste der Rookie nach einer Kollision im zweiten Vorlauf und einer defekten Kette im Finale. 

Dramatisch war das Finale der X30 Challenge Switzerland. Auch hier waren noch vier Fahrer im Titelrennen. Samuel Ifrid von UBIQ Racing und Alessio Strollo von MH Racing, die beiden Fahrer mit den besten Aussichten, waren nur durch sieben Punkte getrennt. Nach dem Qualifying waren es noch fünf, nach dem ersten Vorlauf wieder acht Zähler. Und nach dem zweiten Pre-Heat waren es wieder nur noch fünf. Im Finale ging danach alles sehr schnell. Strollo nutzte die beste Startposition und ging in Führung. Dahinter kamen sich Ifrid, Tiago Liard und Maximilian Kammerlander in der zweiten Kurve ins Gehege. Und zwar so, dass gleich für alle drei Feierabend war. Strollo hatte damit freie Fahrt, blieb cool und fuhr seinen ersten Finalsieg in dieser Saison heraus. „Ich habe drei Vorläufe in diesem Jahr gewonnen, aber noch nie ein Finale. Dass es ausgerechnet heute passiert, macht den Titel noch etwas süsser.“ Für Ifrid endete die Saison mit einer Portion Frust auf dem zweiten Schlussrang. Platz 3 in der Gesamtwertung ging an Kilian Boss, Vierter wurde Yan Rothen vor Lyon Mathur. Boss hatte im Finale noch theoretische Chancen – allerdings nur bei einem Ausfall von Strollo. Diese wurden beim Restart nach der Startkollision endgültig zunichte gemacht. Ein Missverständnis innerhalb der Rennleitung verursachte einen Crash. Der Leidtragende war Kilian Boss. Der Vollständigkeit halber noch das Ergebnis des Finallaufs: 1. Strollo, 2. Luca Luongo (trotz 5-Sekunden-Strafe), 3. Mathur. Für Gastfahrer Joël Burgermeister, der für gewöhnlich die Schweizer Berge mit einem Tatuus Formel 4 emporfährt, endete das Rennkart-Comeback mit einem respektablen achten Platz im Finale. Ein Motorenklemmer im ersten Vorlauf verhinderte ein noch besseres Ergebnis. „Aber das ist gar nicht so wichtig. Hauptsache es hat Spaß gemacht. Ich möchte mich bei Innovate Competiton und Auto Sport Schweiz bedanken! Es war nicht einfach, wieder das richtige Gefühl zu kriegen. Vor allem auf der Bremse. Aber ich habe mein Bestes gegeben. Und es war schön, wieder einmal zu den Wurzeln zurückzukehren!“  

Bei den OK Senioren fehlte es ebenfalls nicht an Dramatik. Hier waren die Top 3 vor Wohlen durch lediglich zehn Pünktchen getrennt: 1. Pascal von Allmen (Max Bussliner Motorsport) 223 Punkte, 2. Samuel Schär (UBIQ Racing) 217 Punkte, 3. Jérôme Huber (KartBox.ch) 213 Punkte. Nach zwei Vorläufen lautete die Reihenfolge: 1. Von Allmen 257, 2. Huber 248, 3. Schär 243. Alles war also noch möglich. Und doch behielt am Ende von Allmen die Oberhand. Zwar war Huber im Finale schneller, aber Routinier von Allmen reichte ein zweiter Platz zum zweiten OK-Senior-Titel nach 2019. Die Erleichterung war dem Solothurner nach dem Rennen anzusehen. Schliesslich trennten Von Allmen und Huber am Ende nur vier Punkte. „Das war ein hartes Stück Arbeit. Aber ich wusste, dass ich einfach hinter Jérôme bleiben muss, um den Titel zu holen.“ Platz 3 in der Gesamtwertung ging an Schär, Vierter wurde Patrick Näscher. Kilian Streit sicherte sich mit einer soliden Finalleistung noch Platz 5. Gaststarter Fabio Scherer beendete das Finale als Fünfter. Neben dem Zweikampf Von Allmen gegen Huber war in Wohlen vor allem eine Fahrerin aufgefallen: Ekaterina Lüscher. Die Aargauerin fuhr bei ihrem Gaststart im ersten und zweiten Vorlauf allen davon. Wobei sie im zweiten Pre-Heat eine Strafe bekam, weil sie sich bei der Startprozedur nicht korrekt verhalten hatte. Im Qualifying fuhr sie in 36,159 Sekunden (82,14 km/h Schnitt) einen neuen Streckenrekord – so schnell war in Wohlen noch nie jemand bei einer offiziellen Veranstaltung unterwegs!

Die einzige Kategorie, die schon nach dem ersten Vorlauf entschieden war, ist die der Schaltkarts. In der Kategorie KZ2 lag Ethan Frigomosca aus dem Team Gerber Corse nach dem ersten Heat bereits uneinholbar in Führung. Und das trotz einer Fünf-Sekunden-Strafe, die sich der Mann aus Locarno wegen einer Kollision mit Evan Vantaggiato einhandelte und die ihn von P1 auf P3 zurückwarf. Im zweiten Lauf blieb Frigomosca dann fehlerlos – gewann und setzte seinen Siegeszug auch im Finale fort. Mit 76 Punkten Vorsprung sicherte er sich schliesslich souverän den Titel. Vor Kevin Wälti und Paolo Castagnetti, der im letzten Rennen gerade noch den Sprung in die Top-Drei schaffte und Vantaggiato sowie Michael Pemsing hinter sich liess. Sein mit Abstand bestes Wochenende erlebte in Wohlen Merlin Wymann. Der Fahrer aus dem Team KartBox.ch erreichte nach dem geschenkten Sieg im ersten Vorlauf das Ziel zwei Mal als Zweiter und verpasste die Top-Fünf in der Endabrechnung lediglich wegen zwei Punkten. 
 
Das Finale des Swiss Historic Kart Cup entschied Sandro Melena zu seinen Gunsten. In der Tageswertung lag er mit sieben Rangpunkten vor Thomas Glauser und Francesco Doria. Damit sicherte sich Melena auch den Titel vor Fido Sommer und Glauser.