Bei strahlendem Sonnenschein und großartiger Kulisse an der Pazifikküste bot die IMSA-Serie auf dem engen Straßenkurs in Long Beach eine äußerst unterhaltsame Show. Die nur rund 50 Kilometer weit entfernt ansässige Hollywood-Industrie hätte es kaum besser inszenieren können. Die beiden Porsche 963 von Porsche Penske Motorsport waren von den Positionen sechs und acht gestartet. In der ersten Runde profitierten die beiden rund 500 kW (680 PS) starken Autos von einer Kollision an der Spitze und rangierten in der Frühphase auf den Plätzen zwei und fünf.
Die Startpiloten Nick Tandy aus Großbritannien und Felipe Nasr aus Brasilien behaupteten ihre Positionen gegen harte Angriffe der Konkurrenz und brachten ihre beiden Porsche 963 zur Rennmitte zum fälligen Service und Fahrerwechsel an die Box. Dort setzte das neue Werksteam Porsche Penske Motorsport auf eine mutige Strategie: Im Gegensatz zu allen Mitbewerbern wechselte die Mannschaft an beiden Fahrzeugen keine Räder, sondern setzte auf die hervorragende Haltbarkeit der Michelin-Reifen. Der Zeitgewinn in der Boxengasse brachte die beiden Hybridprototypen „Made in Flacht“ an die Spitze.
Während der Franzose Mathieu Jaminet auf Platz eins souverän seine Runden abspulte, hatte sein Markenkollege Matt Campbell in der Schlussphase alle Hände voll zu tun. Immer wieder wurde die Startnummer 7 hart attackiert, immer wieder konnte der Australier klug und konsequent kontern oder abwehren. Bei einer leichten Kollision entstanden allerdings leichte Schäden am Heck. Zudem bauten die Reifen in den letzten zehn Runden spürbar ab. Neun Minuten vor dem Ende verlor Campbell zunächst zwei Positionen, rückte aber nach einem Unfall des Acuras mit der Nummer 10 zwei Runden im Kampf gegen den führenden Jaminet wieder auf Rang drei nach vorn. Das Rennen wurde anschließend hinter dem Safety-Car beendet.
„Was für ein spannendes und großartiges Rennen“, freut sich Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. „Es war ein Spektakel von der ersten bis zur letzten Runde. Unser Team hat eine optimale Strategie gewählt und perfekte Arbeit bei den Boxenstopps abgeliefert. Unsere Fahrer haben restlos alles gegeben und sind trotz des enormen Drucks völlig fehlerfrei geblieben. Diese Leistung ist völlig zurecht mit unserem ersten Sieg belohnt worden. Vielen Dank an alle im Team, unsere Mitarbeiter in Weissach und an alle Partner, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. Ich bin sicher, dass der heutige Sieg unserem Team in der FIA WEC vor dem Rennen am Sonntag in Portugal noch einmal zusätzlichen Schub verleiht.“
„Dieser Tag geht in die Geschichte unseres Teams ein. Der erste Sieg mit dem Porsche 963 bedeutet uns unglaublich viel“, erklärt Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Wir haben so viel Energie und Arbeit geleistet, um einen solchen Erfolg feiern zu können. Unsere Strategie war sicherlich riskant, aber es hat sich ausgezahlt. Diesen Triumph verdanken wir jedem Einzelnen in der Mannschaft. Was Matt Campbell am Ende im Kampf um Platz zwei geleistet hat, war bärenstark. Er hat dem Schwesterauto damit in der wichtigen Schlussphase den Rücken freigehalten. Ich bin enorm stolz auf das gesamte Team!“
Das Rennen der GTD-Pro-Klasse war ebenfalls spannend bis zur letzten Minute. Mit einer starken Teamleistung und sauberen Fahrten des Franzosen Patrik Pilet und Klaus Bachler aus Österreich sicherte sich Pfaff Motorsports einen Platz auf dem Podium. Die Startnummer 9 des kanadischen Teams erreichte das Ziel auf Rang drei. In der GTD-Klasse blieben die baugleichen Fahrzeuge von Wright Motorsports und Kelly-Moss by Riley unauffällig und beendeten das Rennen auf den Positionen zehn, zwölf und 13.
Tandy/Jaminet haben durch den Sieg in Long Beach die Spitze in der Fahrermeisterschaft übernommen. In der Herstellerwertung der GTP-Klasse belegt Porsche den dritten Platz. Der vierte Lauf der IMSA WeatherTech SportsCar Championship findet am 14. Mai in Laguna Seca statt. Das Rennen auf dem legendären Kurs in Kalifornien geht über 2:40 Stunden. Bereits am morgigen Sonntag steht für das Team Porsche Penske Motorsport die nächste große Aufgabe bevor: Beim 6-Stunden-Rennen in Portimão starten zwei Porsche 963 der Werksmannschaft in der Hypercar-Klasse. Der zweite Saisonlauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC startet am Sonntag um 12:00 Uhr Ortszeit (13:00 Uhr MESZ).
Mathieu Jaminet (Porsche 963 #6): „Was für ein großartiges Gefühl! Wir sind alle sehr erleichtert. Als am Ende der Acura in meinem Rückspiegel auftauchte, war mir klar, dass er angreifen wird – immerhin war ich aufgrund der deutlich älteren Reifen mit stumpfen Waffen im Ring. Der Kollege wollte sich in der ersten Kurve an mir vorbeibremsen. Ich habe sofort erkannt, dass er die Ecke nicht bekommen wird und habe entsprechend vorsichtig agiert während er in den Reifenstapeln landete. Das war noch einmal Hochspannung zum Schluss. Jetzt feiern wir den ersten Sieg des Porsche 963!“
Nick Tandy (Porsche 963 #6): „Es war uns vor dem Start klar, dass wir das Rennen nicht über unser Tempo gewinnen könnten. Wir hatten nicht das schnellste Auto. Also haben wir vor dem Renntag alle möglichen Strategien durchdacht und uns dabei darauf geeinigt, auf einen Reifenwechsel zu verzichten. Das ist das Schöne an den Sprintrennen in der IMSA-Serie: Es gibt immer viele denkbare Szenarien und manchmal zahlt sich ein Poker aus. Wir wussten nicht, ob wir die Reifen wirklich über die Distanz bekommen, aber es hat geklappt. Unseren Sieg verdanken wir auch unserem Kollegen Matt Campbell, der im Kampf um Platz zwei eine grandiose Leistung gezeigt hat. Das war eine super starke Fahrt von ihm! Der erste Sieg des Porsche 963 fühlt sich sehr gut an. Es ist die verdiente Belohnung für alle, die weltweit unglaublich viel Arbeit in dieses Projekt investiert haben.“
Matt Campbell (Porsche 963 #7): „Ich freue mich sehr für die Kollegen in der Startnummer 6. Endlich haben wir den ersten Sieg mit dem Porsche 963. Das ist einfach nur cool. Ich habe im Kampf um Platz zwei wirklich alles gegeben, aber am Ende war es aufgrund der abbauenden Reifen nicht möglich, die Konkurrenz hinter mir zu halten. Immerhin haben wir am Ende Platz drei geholt. Es war ein toller Tag.“
Felipe Nasr (Porsche 963 #7): „Ein super Sieg für das Team, der erste Erfolg mit dem Porsche 963 – das hätten wir uns nicht besser erträumen können. Wir mussten mit beiden Autos von recht weit hinten starten und haben uns mit optimaler Strategie nach vorn gebracht. Natürlich haben wir auch von den Zwischenfällen der anderen Autos profitiert. Aber egal: Wir waren fehlerlos und haben das Maximum herausgeholt.“
Klaus Bachler (Porsche 911 GT3 R #9): „Patrick hat einen sehr starken ersten Stint absolviert und mir das Auto auf Platz zwei übergeben. Ich habe dem Druck der Corvette hinter mir sehr lange standhalten können. Allerdings gab es dann in Kurve sechs ein wenig Chaos, als wir von einem GTP-Auto überholt wurden. Diese Chance hat der Kollege genutzt und sich neben mich gesetzt. Er ging vorbei und ich bekam anschließend keine Chance auf einen Angriff. Überholen ist in Long Beach wirklich schwierig. Ich habe nichts riskiert und den Podestplatz nach Hause gefahren. Das waren heute wichtige Punkte im Hinblick auf die Meisterschaft.“
Ergebnisse Rennen
GTP-Klasse:1. Tandy/Jaminet (UK/F), Porsche 963 #6, 78 Runden
2. Yelloly/de Phillippi (UK/USA), BMW #25, 78 Runden
3. Campbell/Nasr (AUS/BR), Porsche 963 #7, 78 Runden
GTD-Pro-Klasse:
1. Hawksworth/Barnicoat (UK/UK), Lexus #14, 73 Runden
2. Garcia/Taylor (E/USA), Corvette #3, 73 Runden
3. Bachler/Pilet (A/F), Porsche 911 GT3 R #9, 73 Runden
GTD-Klasse:
1. Sellers/Snow (USA/USA), BMW #1, 73 Runden
2. Sörensen/de Angelis (DK/CDN), Aston Martin #27, 73 Runden
3. Montecalvo/Telitz (USA/USA), Lexus #12, 73 Runden