Der Langstreckenklassiker auf der „Ardennen-Achterbahn“ stellte die Kundenteams von Porsche mit wechselhaften Bedingungen vor schwierige Aufgaben. Der Start erfolgte bei sommerlichem Wetter, die Nacht war von teilweise heftigen Regenfällen und einer langen Safety-Car-Phase geprägt, im letzten Renndrittel ging es bei kühleren Temperaturen wieder auf trockenem Asphalt in den Schlussspurt. Nach einem vergleichsweise ruhigen Auftakt erwies sich speziell die Zeit zwischen 18 und 23 Uhr aus Sicht des Stuttgarter Sportwagenherstellers als verlustreich: Aufgrund von Unfällen, Kollisionen und anderer Zwischenfälle mussten sechs der insgesamt zwölf 911 GT3 R vorzeitig aufgeben – darunter auch die top besetzten Gesamtsieganwärter aus der Pro-Kategorie von Schumacher CLRT und HubAuto Racing.
Nach dem Ende der Nacht mit ihren zahlreichen Gelbphasen fuhren mit den Rennwagen von Rutronik Racing, SSR Herberth und Phantom Global Racing noch drei 911 GT3 R in der gleichen Runde wie der um die Führung kämpfende Porsche von PureRxcing. Kurz nach 9:00 Uhr endete der Traum vom Gesamtsieg für das Team jedoch: Joel Sturm kam mit der Startnummer 911 in der schnellen Blanchimont-Kurve von der Strecke ab. Der Deutsche, der sich das Cockpit mit dem Briten Alex Malykhin und Klaus Bachler aus Österreich teilte, blieb bei dem heftigen Aufprall unverletzt.
Matt Campbell aus Australien sowie die beiden Franzosen Mathieu Jaminet und Frédéric Makowiecki fuhren mit dem 911 GT3 R von SSR Herberth auf Platz acht. Die Porsche-Werksfahrer – sonst mit dem Hybridprototypen 963 in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft FIA beziehungsweise in der nordamerikanischen IMSA-Serie unterwegs – hatten in den frühen Morgenstunden zweitweise die Führung übernommen. Unerwartet einsetzender Starkregen kurz nach dem Wechsel auf Slick-Bereifung warf sie hinter dem Safety-Car jedoch wieder zurück.
Die beiden einstigen Porsche-Junioren Sven Müller aus Deutschland und Julien Andlauer aus Frankreich sowie Patric Niederhauser aus der Schweiz hatten sich von der 27. Startposition nach vorne gearbeitet und zeitweise die Spitze übernommen. Auch dank guter Reifenentscheidungen ihres Teams Rutronik Racing belegten die drei am Ende den neunten Rang.
Nach Zeitverlusten durch Bremsprobleme und einem schleichenden Druckverlust in einem Reifen lief Phantom Global Racing mit fünf Runden Rückstand auf der 26. Position ins Ziel ein. Der chinesischen Mannschaft steht das Team75 Motorsport des Porsche-Markenbotschafters Timo Bernhard zur Seite. Hier wechselte sich der amtierende DTM-Champion und Porsche-Werksfahrer Thomas Preining mit dem Neuseeländer Jaxon Evans – ebenso wie der Österreicher ein ehemaliger Porsche-Junior – und dem Schweden Joel Eriksson am Lenkrad ab.
Mit dem zweiten Rang in der Silver-Cup-Wertung haben sich Theo Nouet (Frankreich), Jop Rappange (Niederlande), Marius Nakken (Norwegen) und Axel Blom aus Finnland für eine starke Vorstellung mit dem Nummer-55-Porsche des italienischen Teams Dinamic GT belohnt. Das Quartett war als 56. gestartet und beendete das 24-Stunden-Rennen auf Platz 27.
Lionspeed X Herberth fuhr mit dem Belgier Alessio Picariello, Alexander Fach aus der Schweiz, Antares Au aus Hongkong und dem Esten Martin Rump auf den 22. Rang der Gesamtwertung und Position sieben im Bronze-Cup. Für Au bedeutet diese Platzierung zugleich den Sieg im Independent Cup der Intercontinental GT Challenge.
Sebastian Golz (Projektleiter Porsche 911 GT3 R): „Wir hatten uns für das 24-Stunden-Rennen hier in Spa mehr ausgerechnet. Leider haben wir schon früh einige 911 GT3 R durch Unfälle und technische Probleme verloren. Hinzu kamen zu viele Zeitstrafen. Insgesamt sind wir schon enttäuscht. Umso mehr freuen wir uns über den zweiten Platz von Dinamic GT im Silver-Cup sowie den Sieg für Antares Au im Independent Cup der Intercontinental GT Challenge. Wir arbeiten das Rennen jetzt in Ruhe auf und ziehen daraus für das nächste Mal die richtigen Rückschlüsse.“
Mathieu Jaminet (Porsche 911 GT3 R #23): „Nach diesem anstrengenden Rennen bin ich wirklich platt. Die wechselhaften Bedingungen waren schwierig, dennoch hat mir speziell mein Dreifach-Stint in der Nacht viel Freude bereitet – ich konnte uns bis an die Spitze fahren. Am Ende habe ich noch um den siebten Platz gekämpft, aber es machte keinen Sinn mehr, viel zu riskieren. Wir haben alles gegeben und das Ziel als bestplatzierter Porsche erreicht. Am Ende fehlte uns etwas Performance und eine Zeitstrafe kostete wertvolle Zeit, sonst hätten wir es auch unter die ersten Vier oder Fünf schaffen können. Mehr lag für uns kaum in Reichweite. Aber es hat mir Spaß gemacht, wieder mit einem GT3-Rennwagen der modernen Generation und bei SSR Herberth in einem Team von und mit guten Freunden zu fahren.“
Patric Niederhauser (CH, Porsche 911 GT3 R #96): „Das waren die 24 Stunden von Spa in einer besonders heftigen Version! Das Rennen verlief für uns ganz gut. Nach einem Treffer in der Anfangsphase hatten wir uns eine Runde Rückstand eingehandelt, kämpften uns aber zurück. Die ultimative Performance, um ganz vorne mitzumischen, hat uns aber leider gefehlt.“
Marius Nakken (N, Porsche 911 GT3 R #55): „Es war ein langes und hartes Rennen, vor allem wegen des Unwetters in der Nacht. Es kam darauf an, kluge Entscheidungen zu treffen und keine unnötigen Risiken einzugehen. Das ist uns gut gelungen, wir führten zwischendurch den Silver-Cup an und fuhren auf dem neunten Gesamtrang. Das Ziel als Zweite in unserer Klasse zu erreichen, ist ein schöner Erfolg.“
Martin Rump (EST, Porsche 911 GT3 R #80): „Das war echt ein Erlebnis! Aber das Wichtigste: Wir sind im Ziel! Wir haben noch im Rennen die Abstimmung unseres Porsche verfeinert und versucht, alles aus dem 911 GT3 R herauszuholen. Mir hat es definitiv Spaß gemacht. Die Stints im Regen und hinter dem Safety-Car waren sehr lang – manchmal habe ich mir einen Kaffee gewünscht. Dafür hielten mich die launigen Gespräche mit meinem Renningenieur wach. Bei meinem letzten Stint konnte ich im Trockenen noch einmal attackieren.“
Ergebnisse Rennen
1. (1. Pro) Drudi/Thiim/Sørensen (RSM/DK/DK), Aston Martin #7, 478 Runden2. (2. Pro) Rovera/Rigon/Pier Guidi (I/I/I), Ferrari #51, 478 Runden
3. (3. Pro) D. Vanthoor/Van der Linde/Weerts (B/ZA/B), BMW #32, 478 Runden