Samstag, 28. Dezember 2024
Motorsport XLDas Motorsport MagazinVorschau Abonnement
GTC Race
09.08.2024

Tim Horrell mit Handgas und Bremshebel im GTC Race

Tim Horrell absolviert in diesem Jahr seine zweite Saison im GTC Race. Der Porsche 718 Cayman GT4 RS Clubsport wurde speziell auf die Bedürfnisse des gelähmten Piloten angepasst. Horrell erklärt die Umbauten in seinem Fahrzeug und wie er in den Motorsport gekommen ist.

Der US-Amerikaner Tim Horrell bestreitet in diesem Jahr seine zweite Saison im GTC Race. Was auf den ersten Blick nicht besonders klingt, wird es aber bei einer genaueren Betrachtung, denn Tim Horrell ist nach einem Autounfall mit 21 Jahren von der Hüfte abwärts gelähmt. Für W&S Motorsport steuert Horrell einen Porsche 718 Cayman GT4 RS Clubsport, der von der PARAVAN GmbH speziell auf seine Bedürfnisse angepasst wurde.

Anzeige
Der Porsche wird dabei von einem Gasring, der am Lenkrad angebracht ist, sowie einem Bremshebel per Hand gesteuert. Vor der Saison 2024 überarbeitete der Porsche-Rennstall das Setup des Fahrzeugs mit den Erfahrungen, die Horrell in der Vorsaison gesammelt hat. Die Fahrzeugpioniere von der Schwäbischen Alb, die sich auf Anpassungen von Fahrzeugen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen spezialisiert haben, hatten den Porsche 2023 gemeinsam mit W&S Motorsport auf die Rennstrecke gebracht.

„Für Tim haben wir auch eine spezielle Sitzschale gebaut, welche seine Beine fixiert“, erläutert Patrick Wagner, der den Rennstall gemeinsam mit Daniel Schellhaas führt. „Seine Füße werden dann im Fußraum fixiert, sodass er nicht unter das Pedal kommt, da die Bremse mechanisch funktioniert. Wir haben das Lenkrad elektronisch umgebaut und haben das Gaspedal nach oben verlegt. Bis es richtig funktioniert hat, haben wir mehrere Lenkräder gebaut, aber wir sind auf einem guten Weg!“

Auf seinen Umbauten angesprochen, ergänzt Horrell: „Ich denke, ich habe Vor- und Nachteile. Manche Dinge funktionieren besser, andere schlechter. Wenn wir als Beispiel die Bremszonen nehmen und ich beim Einlenken bremse, dann habe ich nur eine Hand am Lenkrad, um das Fahrzeug zu drehen. Es ist am Ende kein großer Nachteil, aber eben auch kein Vorteil für mich.“

Nach den ersten zwei Veranstaltungen in der Saison 2024 belegt Horrell derzeit die zweite Position in der Trophy-Wertung innerhalb der GT4-Meisterschaft des GTC Race. Beim Saisonauftakt in Oschersleben schaffte es der 33-Jährige, beide Sprintrennen in der Trophy-Klasse für sich zu entscheiden. Und auch in den GT60 powered by Pirelli-Rennen läuft es für Horrell bislang gut, denn in der GT4-Gesamtmeisterschaft belegt er derzeit die fünfte Position vor dem dritten Rennwochenende auf dem Hockenheimring.

„Mein Unfall hatte nichts mit Motorsport zu tun, aber ich hatte schon immer ein Interesse daran“, so der Pilot aus der Nähe von Miami. „Ich mochte die Geschwindigkeit und war fasziniert davon, aber ich habe das lange vor mir hergeschoben. Ich habe mit dem Motorsport erst sehr spät angefangen, während ein Großteil meiner Konkurrenten hier deutlich eher angefangen hat.“

„Ich bin einige Jahre in den USA gefahren, fuhr dort zum Beispiel in der Porsche Sprint Challenge North America und dann auch in der GT4 America. Aber dann wollte ich unbedingt in Europa Rennen fahren und dort gegen die besten Fahrer antreten. Daraufhin habe ich mit Daniel von W&S Motorsport gesprochen, er ist einer der Teamgründer und -besitzer und er meinte zu mir: ,Das passt perfekt! Denn wir haben eine Partnerschaft mit PARAVAN, das ist eine spezielle Automobil-Firma.´ Und dies war für mich eine passende Möglichkeit“, erläutert Horrell, wie es zum Einstieg in das GTC Race 2023 kam.

„Mein Ziel ist es, dass ich im Motorsport möglichst weit komme und dabei so kompetitiv wie möglich bin. Natürlich habe ich deutlich später angefangen als viele meiner Konkurrenten, aber ich denke, dass ich auch einige Vorteile haben könnte! Zum Beispiel bei meinem Training und meiner Physis, denn ich gehe sechsmal die Woche ins Fitnessstudio! Dazu bin ich viel im Simulator und ich fahre viel Kart – ich gebe alles, damit ich auf dem Niveau der Konkurrenz fahre“, gibt der amerikanische Pilot einen Einblick in sein Trainingsprogramm. „Das ist eine große Herausforderung, aber ich liebe es!“
Anzeige