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RCN
08.11.2010

Die Meister der Rundstrecken-Challenge 2010 im Porträt

Eine spannende Saison in Deutschlands ältester Tourenwagen-Serie ist zu Ende gegangen. Nach acht Saisonläufen stehen in fünf Kategorien die neuen Titelträger fast. Die Champions im Kurzporträt.

Ludger Henrich – Meister trotz Schicksalsschlag
Ludger Henrich (Schmitten) hat zum zweiten Mal hintereinander die Gesamtwertung BMW Driving Experience Challenge in der Rundstrecken-Challenge Nürburgring (RCN) gewonnen. Henrich: "Ich freue mich sehr, dass die Titelverteidigung 2010 geklappt hat." Für den 50-Jährigen war es jedoch ein Jahr mit Höhen und Tiefen: in der Saisonmitte wurde bei ihm Schilddrüsenkrebs diagnostiziert und sofort behandelt. "Das war natürlich ein Riesenschock, aber die notwendige Operation ist zum Glück glimpflich verlaufen", sagt Henrich. Beim darauffolgenden fünften RCN Rennen saß der ehrgeizige Motorsportler wieder im Cockpit seines Opel Astra vom Pink Power Taunus Racing Team: "Allerdings habe ich konditionell nicht mehr als zwei Runden geschafft und früh an meinen Teamkollegen Jürgen Schulten übergeben. Für mich war es wichtig, dass ich mich nicht hängen lasse und weiter Rennen fahre", so Motorrad-Fan Henrich, der die Freizeit gerne mit seiner Freundin und ihren zwei Hunden verbringt. Der selbstständige Kfz-Meister aus dem Taunus ist seit 1994 in der Rundstrecken-Challenge Nürburgring aktiv und gewann 2010 sieben Mal in der teilnehmerstärksten Klasse H3, was ihm die nötigen Punkte für den Gesamtsieg einbrachte. Für Henrich ist es der vierte Titel in Deutschlands ältester Breitensportserie und der dritte dank Unterstützung seines Freundes Jürgen Schulten (Hamminkeln), der ebenfalls bereits vier Mal Meister war.

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Jürgen Alzen und Gerald Schalk – mit 750 PS zum Titel
Jürgen Alzen (Betzdorf) und Gerald Schalk (Wetter/Ruhr) zählen mit ihrem etwa 750 PS starken Turbo-Porsche zu den schnellsten fest eingeschriebenen Teilnehmern der RCN. Seit Ende 2006 bilden der Motorsportprofi Alzen und der ambitionierte Hobbyrennfahrer Schalk ein Team. "Aus einer geschäftlichen Beziehung ist mit der Zeit eine Freundschaft geworden", sagt Gerald Schalk, der bei den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring seit drei Jahren auch als Teamchef bei Jürgen-Alzen-Motorsport fungiert. In der RCN will das Duo einfach etwas Spaß auf der Nordschleife haben: "Wir fahren rücksichtsvoll und wollen niemandem eine Delle in das Auto fahren. Wenn es schnellere Fahrer gibt, mache ich gerne Platz", so Schalk. Der Unternehmer und Betreiber eines Schrotthandels lobt weiter: "Ich habe von Jürgen viel gelernt und kenne niemanden, der ein Auto so perfekt abstimmen kann wie er." 2010 gewannen sie die Hälfte aller Wertungsläufe und entschieden den erstmals ausgeschriebenen BMW Driving Experience Gesamtsieger-Cup für sich. In ihm werden die Platzierungen im Gesamtklassement der einzelnen Saisonläufe berücksichtigt. "Am Ende wurde es durch einen technischen Ausfall im vorletzten Rennen nochmal richtig eng. Wir freuen uns, dass es gereicht hat", so der 55-Jährige. Abschließend erklärt er: "Wie es im nächsten Jahr weitergeht, wissen wir noch nicht, aber wir würden gerne wieder starten."

Andrea Heim – die schnelle Dame der RCN
In der RCN Light, in der bei den Rennveranstaltungen weniger Runden auf der Nordschleife absolviert werden müssen, hat sich Renault-Pilotin Andrea Heim (Gronau-Epe) die Krone erkämpft. Die 31-Jährige fuhr zusammen mit ihrem Beifahrer Stefan Trost (Rheinbach) konstant auf die Podiumsplätze in der Klasse 28+29. "Die stetige Punkteausbeute war unser Erfolgsrezept", erklärt die Mutter von Zwillingen. Mit 19 Jahren machte sie ihre Rennfahrerlizenz und fuhr ihr erstes RCN Rennen in der "Grünen Hölle". Seitdem ist sie der Rundstrecken-Challenge treu geblieben. Ihr Ehemann Kurt Heim infizierte sie mit dem Motorsportvirus und sorgt für die technische Betreuung des Renault Clio. "Der Motorsport ist unserer gemeinsame Leidenschaft", sagt Andrea Heim, die seit ihrem Rennsportdebüt mit Fahrzeugen von Renault unterwegs ist. "Ich habe viel in der RCN erlebt und sehe die Entwicklung der Rennserie sehr positiv", so die Bürofachangestellte. "Besonders wichtig finde ich, dass alle Teilnehmer gleich behandelt werden und fair miteinander umgehen, egal ob sie einen PS-starken Boliden oder ein kleines Auto fahren." Dass es auf der tückischen Nürburgring-Nordschleife auch sehr auf das fahrerische Können ankommt, bewies Heim mit ihrer persönlichen Bestzeit von 8.58 Minuten, die sie in dieser Saison aufgestellt hat.

Tjark Schäfer – Hattrick in der Nachwuchs-Wertung
Tjark Schäfer (Alpenrod) hat zum dritten Mal hintereinander die Sonderwertung für Fahrer bis maximal 25 Jahre dominiert. "Der erneute Gewinn der Junior-Wertung war von Anfang an mein Ziel. Ich freue mich, dass es geklappt hat – das Auto hat beim Saisonfinale und dem wechselhaften Wetter ausgezeichnet funktioniert", sagt der 24-Jährige, der zusammen mit Sascha Salzer (Alpenrod) mit einem BMW M3 von Harosa-Motorsport in der Klasse RS4/5 an den Start gegangen war. 2006 stieg Schäfer nach einigen Jahren als Mechaniker als Fahrer in den Motorsport ein. Mit Sascha Salzer als Beifahrer sammelte er erste Erfahrungen in der RCN GLP auf der Nordschleife. Im folgenden Jahr fuhr er erstmals die komplette RCN Saison auf einem BMW 318iS. Sein erstes 24-Stunden-Rennen bestritt Schäfer 2008. Neben der Rennleidenschaft hält sich der Selbstständige mit Fahrradfahren fit und hat sein Ziel für 2011 vor Augen: "Ich will zum letzten Mal meinen Junior-Titel verteidigen."

Mathol Racing – von Renault bis Aston Martin
Erfolgreichster Rennstall in der RCN 2010 war wie im vergangenen Jahr die Mathol Racing GmbH. Die Mannschaft von Teamchef Matthias Holle setzte bis zu fünf Fahrzeuge, darunter Honda Civic, Renault Clio und Aston Martin, bei den Wertungsläufen ein. Die Speerspitze von Mathol Racing ist der Aston Martin Vantage GT4, der aus seinem 4,7-Liter-Motor 445 PS schöpft und bei den RCN Läufen stets heißer Kandidat für eine Top-Ten-Platzierung im Gesamtklassement ist. "Wir haben versucht, auch etwas größere Autos in unserem Team und in der RCN zu etablieren, und das ist uns gelungen", erklärte Holle. In der Winterpause vor der Saison 2007 rief Matthias Holle Mathol Racing ins Leben und sieht die Aufbauphase seines Motorsportprojektes nun als abgeschlossen an: "Aber man lernt nie aus und entwickelt sich weiter. So haben wir für die Saison 2011 ein großes Paket geplant." Die Honda Civic im Mathol-Flammendesign starten erneut in der RCN und sollen Motorsportneulingen den Einstieg in den Tourenwagensport ermöglichen. Mit dabei werden auch wieder die drei Aston Martin sein. Bereits in diesem Jahr setzte die Diezer Mannschaft diese Autos drei Mal in der FIA-GT4-EM ein. In der nächsten Saison soll permanent in der Serie gestartet werden. Auch im historischen Rennsport möchte sich Holle weiter engagieren. Der 45-Jährige, der neben seinem Rennteam zwei EDV-Firmen leitet, bekennt sich jedoch auch weiterhin zur Rundstrecken-Challenge Nürburgring: "Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, um Motorsport zu betreiben, gibt es nicht. Meine Fahrer und ich schätzen die angenehme freundschaftliche Atmosphäre und die gute Organisation, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht immer einfach sind. Die RCN ist definitiv meine Lieblingsrennserie."
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