Rallye Allgemein
12.11.2010
Armin Schwarz will Buggy mit Sieg verabschieden
Der Andrang ist riesig. Über 300 Autos, Trucks und Motorräder – vom ambitionierten Amateur im seriennahen Offroader bis zum US-amerikanischen Profirennstall mit ihren bis zu 850 PS starken Geländemonstern – haben sich schon zum Start angemeldet. Vorne dabei statt nur mittendrin ist das bei den US-amerikanischen Topteams mittlerweile hochgeachtete All German Motorsports Team (AGM). Einen der beiden rund 640 PS starken „Unlimited“-Class1 AGM-Buggys teilt sich der deutsche Rallye-Crack Armin Schwarz mit seinem Fahrerkollegen und Teambesitzer Martin Christensen. Im zweiten orange-schwarzen Offroad-Boliden wechseln sich der ehemalige Deutsche-, Europa- und Asien-Pazifik-Rallyechampion Armin Kremer, der Produktionswagen-Rallye-Weltmeister von 2008, Andreas Aigner aus Österreich sowie der kalifornische Baja-Spezialist Jim Mihal ab.
Die Ausgangslage für das schnelle AGM-Team mit ihren Offroad-Prototypen ist klar: Nach zwei Siegen (San Felipe 250 und Primm 300) und zwei technisch bedingten Ausfällen bei den bisherigen vier Saisonläufen ist beim finalen Höllenritt der Titel in der SCORE Series, der am härtesten umkämpften Offroad-Rennserie der Welt, außer Reichweite. „Auch gut“, nimmt es Armin Schwarz cool. „So brauchen wir uns um keine Meisterschaftsstrategie Gedanken machen und können befreit Gas geben. Heißt: Wir fahren voll auf Sieg!“ Aus gutem Grund, wie AGM-Chef und Fahrerkollege Christensen verrät: „Dies wird wohl unser letzter Auftritt im AGM-Buggy. Nur logisch, dass wir diesen Wagen nach drei erfolgreichen Jahren mit einem halben Dutzend Siegen und zahlreichen Topplatzierungen mit einem weiteren Erfolg in Rente schicken wollen. Ab der kommenden Saison werden Armin und ich auf einen der über 800 PS starken Trophy Trucks umsteigen.“
Bis es soweit ist, steht noch einmal ein wahrer Höllenritt auf dem Programm. Zehn Kontrollpunkte müssen vom Start in der Hafenstadt Ensenada unweit der amerikanischen Grenze nahe San Diego bis zum Ziel in La Paz an der Südspitze der mexikanischen Halbinsel angesteuert werden. Hart und wenig herzlich, das bietet Stoff für echte Heldensagen. Auch in diesem Jahr werden über 15 Fernsehsender, darunter die großen amerikanischen TV-Anstalten NBC, ESPN und Discovery Channel ihre Kamerateams zur BAJA 1000 schicken.
Respekt vor dem Höllentrip, dem sich in der Vergangenheit schon motorsportambitionierte Hollywood- und TV-Größen wie Steve McQueen, James Garner oder Patrick Dampsey stellten, ist angebracht. „Das wird wieder eine ganz harte Nummer, dennoch sind wir zuversichtlich“, sagt Armin Schwarz, der zuerst hinterm Steuer des AGM-Buggys sitzen wird, nach fünftägiger Streckenbesichtigung. Der deutsche Rallyecrack wird satte 560 Meilen (900 km) hinterm Steuern sitzen. Erst dann ist ein Fahrerwechsel vorgesehen. „Wenn alles reibungslos läuft, müsste das in zehn Stunden zu machen sein“, erklärt der 47-Jährige. „Wir starten am Spätvormittag, werden also so oder so in die Nacht rein fahren. „Das ist das kleinere Problem“, meint Martin Christensen. „Vor allem der ständige Wechsel zwischen brutalen Singletrails, ultraschnellen Schotterpisten und tiefen Flussdurchquerungen fordern Mensch und Maschine alles ab“, sagt der 43-jährige Kalifornier, der den gut 800 Kilometer langen Schlussteil übernimmt.
Das Trio Kremer (41), Aigner (26), Mihal (46) teilt sich die Strecke zumindest von der Länge gerecht auf, jeder muss rund 450 Kilometer hinters Steuer, wobei Aigners wilde Hatz im Idealfall in der Nacht stattfindet. “Jeder hat seine ganz spezielle Anforderung“, weiß Baja-Experte Maihal, der den Schlussspurt absolviert. „Armin muss sich schnell aus dem Feld lösen und versuchen, sich abzusetzen. Andreas fährt nahezu alles im Dunkeln. Und wenn ich drankomme, hat die stressgeplagte Technik schon fast 1000 Hardcore-Kilometer auf dem Buckel.“ Alleine sind die AGM-Piloten dennoch nicht. Das All German Motorsports Team unterstützt sie mit zwölf schnellen Serviceautos (alle 90 Meilen), drei Trucks für die großen Tank- und Servicestopps sowie rund 70 Teammitgliedern. Eine Garantie für den Erfolg ist aber auch das nicht. „Sonst wäre die BAJA 1000 ja auch nicht die ultimative Herausforderung“, so Armin Schwarz, der den Start kaum abwarten kann.