Rallye Dakar
21.12.2010
Timo Gottschalk: „Wo es keine Wege gibt, den richtigen finden“
Was bedeutet es für Sie persönlich, die Wüste zu bezwingen?
„Als Beifahrer? Ganz klar – dort, wo es keine Wege gibt, den richtigen zu finden. Die Rallye Dakar bietet viele Etappen, auf denen man in den Dünen auf sich allein gestellt ist. Der nächste Wegpunkt, der bestätigt, dass man auf dem richtigen Kurs ist, liegt kilometerweit weg. Die Wüste zu bezwingen, heißt auch, ein Auge für Dünenquerungen zu haben.“
Sportlich sind das Schlüsselmomente. Aber wie liest man eine Düne richtig?
„Das hat viel mit Erfahrung, aber auch mit Intuition zu tun. Man muss blitzschnell einschätzen, wie die Düne gefallen ist, wie der Wind sie aufgebaut hat – und wo die harten und weichen Stellen sind. Und dann ist immer die Frage: Wie steil geht es hinter dem Dünenkamm bergab? Nur wenn man das erahnt, kann man die Geschwindigkeit richtig wählen. Wenn man die Düne seitlich anfährt, kann man das zuvor annähernd beurteilen.“
Gab es für Sie einmal ein einschneidendes Erlebnis in der Wüste?
„In der Tat. Bei Testfahrten in Tunesien bin ich gemeinsam mit einem Wüsten-Neuling Kilometer vom Biwak entfernt im Sand steckengeblieben. Kein Funk, einbrechende Dunkelheit – da haben wir uns entschlossen, zu Fuß zurückzulaufen. Im Dunkeln wurde uns ein bisschen mulmig.“
Was bedeutet für Sie Freiheit?
„Niemandem Rechenschaft schuldig zu sein, alle Möglichkeiten zu haben. Genauso ist es in der Wüste: Dort gibt es keine Grenzen – bis zum Horizont unberührte Natur und faszinierende Weite. Das erzeugt ein Gefühlt von Freiheit. Ich glaube, wenn man aus dem zivilisierten Alltag zu Hause kommt, ist dieses Gefühl noch stärker. Etwas Besonderes.“
Durch Volkswagen sind Sie beruflich häufig in der Wüste – und privat?
„Da hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit, eine Tour zu machen. Aber eine solche steht noch ganz oben auf meiner Liste. Beispielsweise ein Abenteuertrip durch Marokko mit Übernachtungen in der Wüste. Wobei die Kultur dabei auch nicht zu kurz kommen darf.“
Werden Sie morgens beim Bäcker gefragt, warum Sie sich „Dakar“-Strapazen antun?
„Das nicht. Aber ich werde gefragt, wann es wieder losgeht. Um ehrlich zu sein: Freunde beneiden mich für den vielseitigen Job, in dem man viel herumkommt. Viele sehen darin das große Abenteuer. Das ist es auch. Den großen sportlichen Druck, die monatelange, harte Vorbereitungszeit und vor Ort die kurzen Nächte mit der Präparierung des Roadbooks sehen die meisten nicht. Aber: Bei der ‚Dakar‘ zu starten, ist ein echtes Privileg.“