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ALMS
20.03.2011

Starke Leistung beim Abschied

Der Audi R15 TDI hat bei seinem letzten Renneinsatz auf Augenhöhe mit den neuen LMP1-Sportwagen von Peugeot und Acura/Honda gekämpft. Doch dem Audi Sport Team Joest fehlte beim Saisonstart des Intercontinental Le Mans Cup (ILMC) in Sebring (US-Bundesstaat Florida) das Rennglück.

Beide Fahrzeuge wurden in der ersten Hälfte des 12-Stunden-Rennens durch Zwischenfälle zurückgeworfen. Die Hoffnungen von Timo Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller wurden schon nach einer Rennstunde zunichte gemacht, als Rockenfeller gleich zweimal hintereinander mit einem Reifenschaden hinten links die Box ansteuern musste. Beide Male wurden dabei auch Karosserieteile und der Heckflügel beschädigt. Die Reparaturen kosteten insgesamt acht Runden und warfen die amtierenden Le-Mans-Sieger bis auf Platz 50 zurück.

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Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish lagen mit dem Schwesterauto mehrmals in Führung. Zu Beginn der fünften Stunde wurde Capello auf Platz zwei liegend jedoch Opfer einer Attacke von Peugeot-Pilot Marc Gene, der Capello hart am rechten Hinterrad traf. Als Folge der Kollision musste die rechte Hinterradaufhängung des Audi R15 TDI gewechselt werden. Mit sieben Runden Rückstand und auf Platz 17 liegend ging der Italiener wieder auf die Strecke.

In den verbleibenden Stunden konnten sich die beiden Audi-Teams mit konstant schnellen Rundenzeiten noch auf die Plätze vier und fünf nach vorne schieben. Der erhoffte Sieg zum Abschied des Audi R15 TDI blieb dem Audi Sport Team Joest aufgrund der Zwischenfälle jedoch verwehrt, obwohl beide Fahrzeuge die Performance dafür hatten.

Im März 2009 hatte der Audi R15 TDI das 12-Stunden-Rennen in Sebring bei seinem Debüt auf Anhieb gewonnen. Der größte Triumph gelang im vergangenen Jahr mit einem Dreifachsieg und einer neuen Rekorddistanz bei den 24 Stunden von Le Mans. Insgesamt kam der Audi R15 TDI von 2009 bis 2011 bei zehn Rennen zum Einsatz. Dabei verbuchte er drei Siege, zwölf Podiumsplätze, eine Pole-Position und zwei schnellste Rennrunden. Insgesamt wurden zehn Chassis (100-105 und 201-204) gebaut.

Nach seiner Abschiedsvorstellung in Sebring wandert der Rekordsiegerwagen der 24 Stunden von Le Mans nun endgültig ins Museum. Ab sofort konzentriert sich das Audi Sport Team Joest ganz auf den neuen geschlossenen Audi R18, der beim zweiten Lauf des Intercontinental Le Mans Cup am 7. Mai in Spa-Francorchamps (Belgien) zum ersten Mal bei einem Rennen eingesetzt wird.

Stimmen nach dem Rennen

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): "Die Performance, um ganz oben auf das Podium zu kommen, war heute da. Aber wir haben leider mit beiden Autos Probleme gehabt, die wir nicht wirklich beeinflussen konnten. Das Team hat danach ganz einfach noch versucht, das Beste daraus zu machen. Wir sind nach den unverschuldeten Problemen mit beiden Autos immer konstant gute Zeiten gefahren. Der R15 TDI hätte sicherlich einen besseren Abschluss verdient gehabt. Und das wäre heute auch möglich gewesen. Jetzt heißt es nach vorne schauen."

Dindo Capello (Audi R15 TDI #2): "Der Zwischenfall mit Gene hat unser Rennen zerstört und mir auch in meinem letzten Stint mental zu schaffen gemacht. Das Auto hatte mehr Potenzial, wie Tom (Kristensen) und Allan (McNish) gezeigt haben. Ich habe mir die TV-Aufzeichnung angesehen. Es ist klar, dass ich am Unfall keine Schuld trage - aber das ist nur ein kleiner Trost. Es war frustrierend, dass unser Rennen schon vor der Halbzeit praktisch vorbei war."

Tom Kristensen (Audi R15 TDI #2): "Das 12-Stunden-Rennen in Sebring ist vorbei - es war ein großartiges Rennen, ein würdiger Abschluss für den R15 TDI und zweifellos eine der besten Vorstellungen dieses Autos.Aber ich bin natürlich auch enttäuscht. Bis zum Zwischenfall mit Marc Gene waren wir voll dabei. Wir hatten ein großartiges Auto, vor allem für die Abendstunden. Wir hätten wirklich eine Chance gehabt, das Auto mit einem Sieg ins Museum zu stellen. Das wäre perfekt gewesen. Insgesamt haben die Ingenieure und die Mechaniker die ganze Woche toll gearbeitet."

Allan McNish (Audi R15 TDI #2): "Es war das erwartete schnelle und enge Rennen, aber leider hatten wir mit beiden Autos schon früh Probleme. Unser Schwesterauto mit zwei Reifenschäden. Bei uns hat sich Marc Gene verschätzt und Dindo abgeräumt. Dabei wurde die rechte Hinterradaufhängung beschädigt, die Reparatur hat uns einige Runden gekostet. Trotzdem können wir Positives mitnehmen, denn das Auto war sehr stark und eine tolle Balance, vor allem gegen Ende des Rennens. Wir sind schnelle Rundenzeiten gefahren und hätten eine Siegchance gehabt."

Timo Bernhard (Audi R15 TDI #1): "Wir sind Fünfter geworden, obwohl wir heute ein Auto zum Gewinnen hatten. Der Audi R15 TDI war hier absolut konkurrenzfähig. Wir hatten zwei Reifenschäden hintereinander, die einfach Pech waren. ‚Rocky’ hat offenbar Carbon-Teile aufgesammelt. Wir haben nie aufgegeben, aber wir konnten natürlich nicht alle verlorenen Runden aufholen."

Romain Dumas (Audi R15 TDI #1): "Das war ein schwieriges Rennen. Wir hatten erwartet, dass es bei einem so großen Starterfeld Probleme geben kann. Leider hatten wir dann schon früh die beiden Reifenschäden, das hat unser Rennen zerstört. Wir konnten die verlorene Zeit nicht mehr aufholen. Das war sehr schade, denn wir hatten heute eines der schnellsten Autos des Rennens - unser Speed war richtig gut. Es war gut, dass wir siegfähig waren, auch wenn es am Ende nicht geklappt hat - vielleicht beim nächsten Mal."

Mike Rockenfeller (Audi R15 TDI #1): "Ich hatte gleich am Anfang zwei Reifenschäden direkt hintereinander hinten links. Wobei man sagen muss, dass das kein Problem der Reifen war. Beim ersten Mal lagen Teile auf der Strecke, beim zweiten Mal war es ein Folgeschaden durch ein schleifendes Karosserieteil. Schade, denn das Auto war unheimlich gut zu fahren, gerade am Ende, als die Sonne weg war. Wir müssen das abhaken und die Fehler analysieren, die zudem passiert sind."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest): "Die Autos waren beide sehr gut, die Fahrer waren schon fast enthusiastisch. Wir sind ja auch gut mitgefahren. Nach einer Stunde fing es dann aber schon mit den beiden beschädigten Reifen bei ‚Rocky’ an. Wir mussten ins Zelt zurück. Dass man das nicht mehr aufholt, ist klar. Danach sind auch noch ein paar Fehler passiert, aus denen wir lernen müssen. Das andere Auto war auch gut unterwegs, bis Marc Gene den Dindo abgeräumt hat. Wir mussten das Viertelfahrwerk im Zelt wechseln, damit war auch dieses Auto raus aus der Entscheidung. Dass wir am Ende noch auf Platz vier und fünf gekommen sind, war schon fast sensationell."
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