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Formel 1
04.05.2011

Renault möchte an starken Auftakt anknüpfen

Nach einer Atempause von drei Wochen nimmt die FIA-Formel 1-Weltmeisterschaft 2011 wieder Fahrt auf: Am kommenden Wochenende findet auf dem Istanbul Park Circuit der Große Preis der Türkei statt. Der Grand Prix am Bosporus ist der vierte Saisonlauf und der Auftakt zur Europa-Saison.

Obwohl der Grand Prix vor den Toren Istanbuls streng genommen im asiatischen Teil des Landes stattfindet, gilt der Große Preis der Türkei als erster europäischer WM-Lauf. Er ist das erste von neun Rennen in Europa in den nächsten vier Monaten. Nur einmal verlassen die Teams zwischendurch den Kontinent – für den Kanada-Grand Prix Mitte Juni in Montreal. Renault Sport F1 hat in den drei Überseerennen mit dem RS27-V8 und den Partnerteams Red Bull Racing, Lotus Renault GP und Team Lotus zwei Siege für Sebastian Vettel, sechs Podestplätze und 137 WM-Punkte erzielt. Istanbul hat sich seit dem Debüt der Strecke 2005 als gutes Pflaster für Renault erwiesen: Zweimal startete ein Fahrer mit Renault Power von der Pole Position, fünfmal gab es Podestplätze für Renault Partner.

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Der Große Preis der Türkei im Überblick
Der Istanbul Park Circuit gilt wegen der Kombination von langsamen und ultraschnellen Passagen als der vielschichtigste Kurs im Kalender. Die berühmteste Kurve ist zweifellos der endlos lange Turn 8 mit seinen vier Scheitelpunkten, der schließlich auf eine Gerade mündet. Obwohl diese löffelförmige Kurve eine Richtungsänderung von mehr als 270 Grad aufweist, wir sie voll gefahren. Damit laufen die Triebwerke vom Ausgang der Kurve 7 über den Turn 8, das folgende Geradeausstück bis zur Bremszone vor Turn 9 mit Maximaldrehzahl – insgesamt 17 Sekunden lang.

Nach Kurve 9 steigen die Piloten wieder aufs Gas, nehmen Turn 10 und den leichten Knick von Turn 11 voll. Erst vor Kurve 12 lupfen sie den rechten Fuß wieder. Auch in dieser Passage sind die Drosselklappen der V8-Motoren 17 Sekunden lang geöffnet. Oder anders gesagt: Bis auf eine kurze Atempause ist 34 Sekunden lang Volllast angesagt.
Die Abfolge der langsamen Kehren 12, 13 und 14 ist sehr komplex und damit eine gute Gelegenheit, Zeit zu gewinnen – oder zu verlieren. Die Fahrer bremsen vor der Haarnadelkurve 12 von 320 auf 80 km/h herunter, lenken dann in die enge Rechtskurve 13 ein, bevor der Linksknick 14 auf die Start-Ziel-Gerade führt. In diesem Sektor kommt es auf gute Fahrbarkeit und Traktion an. Renault Sport F1 hat auf den Prüfständen die geeigneten Mappings für den RS27 in diesem sehr speziellen Streckenabschnitt erarbeitet.
Die Strecke von der Pole Position bis zur ersten Kurve beträgt bloß 150 Meter – so wenig wie in Monaco. Auf gerader Linie wird der Pole-Sitter dafür aus dem Stand rund sechs Sekunden benötigen. Das Energierückgewinnungssystem KERS wird daher beim Start keine wesentliche Rolle spielen, da es erst ab 100 km/h unterstützt und mithin am Start höchstens 3,5 Sekunden lang eingesetzt werden kann. Alle Partner von Renault Sport F1 werden in der Türkei dieselben Motoren benutzen wie beim Großen Preis von China. Für diese Triebwerke wird es der zweite Renneinsatz sein.

Kurz notiert
Nicht erst seit den mit Auspuffgasen angeblasenen Unterböden gibt es eine direkte Wechselwirkung zwischen Kraftstoffverbrauch und Anpressdruck. Obwohl die Strecke 14 Kurven aufweist, wird auf dem Istanbul Park Circuit üblicherweise eine Abstimmung mit mittlerem Abtriebsniveau verwendet. Der Grund sind die langen Vollgaspassagen, auf denen ein geringer Luftwiderstand gefragt ist. Das Verbrauchsniveau liegt deshalb nicht besonders hoch.
Ein aktueller Formel 1-Motor verbrennt etwa 500 Gramm Kraftstoff pro Kilometer – ein Wert, der über die Renndistanz um 0,5 Prozent variieren kann. Für ein 300-Kilometer-Rennen sind etwa 150 Kilo Sprit erforderlich. Ein Fahrer könnte das Rennen also rein rechnerisch mit 750 Gramm im Tank beenden. Die Renningenieure möchten diesen Wert jedoch möglichst noch unterschreiten. Entsprechend sorgfältig werden die Motoreinstellungen überwacht – ganz besonders in den letzten Runden des Grand Prix.

Interview mit Jean-François Caubet, Geschäftsführer Renault Sport F1

Die Partner von Renault Sport F1 haben bislang einen guten Start in die neue Saison hingelegt. Teilen Sie diese Einschätzung?
Jean-François Caubet In der Tat hatten alle unsere Partner einen sehr guten Start. Red Bull Racing hat zwei von drei Grands Prix gewonnen und führt aktuell beide WM-Wertungen an. Lotus Renault GP präsentiert sich mit zwei Podestplätzen ebenfalls in hervorragender Form und gehört mit Red Bull, Ferrari und McLaren zur absoluten Spitze. Auch Team Lotus erledigt auf und neben der Strecke einen fantastischen Job und erzielt stetig Fortschritte, wie die erste doppelte Zielankunft der Saison in China unterstreicht. Wir bei Renault sind angesichts dieser Ergebnisse sehr zufrieden: Einer der Gründe, warum wir uns weiter in der Formel 1 engagieren, war und ist, Erfolge zu erzielen und so die Qualität unserer Produkte zu demonstrieren. Die jüngsten Resultate erfüllen diesen Anspruch.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass der Erfolg über die gesamte Saison anhält?
JFC Wir arbeiten sehr eng mit unseren Partnern zusammen. Unter anderem interessiert uns, welche Richtung sie bei der Weiterentwicklung ihrer Chassis einschlagen. Abhängig davon überlegen wir uns, wie wir ihnen dabei unverändert maximale Performance garantieren können. Auf das Design des Chassis oder einzelner Upgrades haben wir natürlich keinen direkten Einfluss, aber wir müssen sicherstellen, dass die Fahrbarkeit des Motors und die Traktion immer gleich gut bleiben, während sich der Rennwagen im Lauf der Saison immer weiter entwickelt. Das ist in diesem Jahr besonders wichtig, da die angeblasenen Unterböden von Rennen zu Rennen effizienter werden und damit immer größeren Einfluss auf die Rundenzeit haben.

Sie beliefern in dieser Saison drei Teams mit Ihrem RS27-V8. Wie sieht Ihr Zwischenfazit nach drei Rennen aus? Gibt es Veränderungen in der Art, wie Sie in Viry-Châtillon arbeiten?
JFC Ein drittes Team mit Motoren auszurüsten, stellt natürlich eine Herausforderung dar. Der RS27-V8 hat inzwischen allerdings ein ausgereiftes Entwicklungsstadium erreicht und bereitet praktisch keinerlei Probleme. Wir haben unser Team ein wenig reorganisiert, um die die Arbeit an der Strecke und im Workshop etwas zu erleichtern. An unserer grundsätzlichen Arbeitsweise mussten wir aber nichts Wesentliches ändern. Nach wie vor gilt: Wir alle geben unser Bestes, um unseren Partnern die bestmöglichen Triebwerke liefern zu können.