Formel Renault NEC
11.08.2011
Sohn des F1-Weltmeisters startet im Formel Renault NEC
301 Grand Prix-Starts, 36 Formel 1-Siege, 33 Pole Positions, drei Weltmeistertitel – eine mehr als beeindruckende Familien-Bilanz, die die britische Formel 1-Legende Graham Hill und sein Sohn Damon auf sich vereinen. Nun wird die Geschichte der Hill-Dynastie fortgeschrieben. Der 20-jährige Joshua Hill schickt sich an, in die Fußstapfen seines Vaters Damon und seines Großvaters Graham zu treten. Dabei nutzt er wie ein Großteil der aktuellen Formel 1-Piloten die beliebte Renault Rennserie als wichtiges Sprungbrett.
Seit Beginn dieser Saison geht Hill in der britischen Formel Renault Meisterschaft an den Start. Im Rahmen des 11. und 12. Laufes zum Formula Renault 2.0 Northern European Cup in Oschersleben feierte der Brite nun sein Renndebüt auf europäischer Ebene. Unter den Augen seines Vaters Damon – Formel 1-Weltmeister von 1996 – zauberte „Josh“ im ersten Rennen gleich einen furiosen Start auf das nasse Parkett: Von Position acht schoss er innerhalb weniger Meter auf Platz vier nach vorne. Sein Debüt-Rennen beendete der KTR-Pilot auf dem guten sechsten Rang.
Auch in den bisherigen zehn Läufen zur britischen Formel Renault Meisterschaft 2011 wusste Hill zu überzeugen: Gleich im ersten Rennen fuhr er auf den hervorragenden neunten Platz, steigerte sich dann stetig und kämpfte sich sogar zwei Mal auf die vierte Position nach vorne. Nach der Hälfte der Saison liegt der junge Brite auf dem aussichtsreichen siebten Gesamtrang.
Wer sich die Motorsport-Karriere von Joshua Hill genauer ansieht, entdeckt verblüffende Parallelen sowohl zu seinem Vater als auch zu seinem Großvater, dem unvergessenen Graham Hill. Wie seine berühmten Ahnen fand Joshua erst sehr spät zum Motorsport. Obwohl er als Kind seinen Vater Damon Hill bei vielen Formel 1-Rennen begleitete, wollte der „Rennbazillus“ nicht so recht auf ihn überspringen. „Damals bedeutete ein Grand Prix für mich nur, dass ich viel herumhing. Ich erinnere mich noch daran, dass ich im Fahrerlager saß und meinem Vater dabei zusah, wie er mit allen möglichen Leuten sprach.“ Auf die Idee, sich hinter das Steuer eines Karts zu klemmen, kam der junge Joshua Hill zunächst nicht. „Ich war ein ganz normales Kind, mochte Computerspiele, spielte Fußball und verbrachte viel Zeit mit meinen Freunden.“ Erst relativ spät, im Alter von 14 Jahren, entdeckte er seine Leidenschaft für den Motorsport und bat seinen Vater um Unterstützung.
Erstaunlich, denn Damon Hill selbst unternahm seine ersten Schritte im Motorsport ebenfalls sehr spät und musste bis dahin einen langen, steinigen Weg beschreiten – geprägt auch vom frühen Tod seines Vaters Graham, der 1975 beim Absturz seines Flugzeugs ums Leben gekommen war. Im zarten Alter von 20 Jahren fuhr Damon sein erstes Rennen – auf einem Motorrad. Erst mit 25 Jahren bestritt er seine erste volle Saison in einem Formel-Auto. Weitere sechs Jahre später, mit fast 31 Jahren, durfte er erstmals ein Formel 1-Auto steuern und heuerte bei Frank Williams als Testfahrer an. Der Rest der Geschichte ist bekannt: zwei Vizeweltmeister-Titel (1994 und 1995) und die Krönung zum Weltmeister im Jahr 1996 mit Williams-Renault zeugen vom großen fahrerischen Talent des mittlerweile 50-jährigen Damon Hill.
Die späte Liebe zum Motorsport, nicht nur dem jungen Joshua Hill und seinem Vater liegt sie im Blut. Auch Joshs Großvater, Formel 1-Legende Graham Hill, erging es ganz ähnlich: 1958 war er bereits 29 Jahre alt, als ihm ein gewisser Colin Chapman in dessen neuem Rennstall die Möglichkeit zum F1-Debüt gab. Bis dahin war der Weg von Graham Hill ebenfalls alles andere als einfach: Er war zunächst arbeitslos, heuerte dann als Schrauber in einer Rennfahrerschule an, arbeitete sich bis zum Instruktor nach oben und nahm an einigen Formel 3-Rennen teil. Bei einem Treffen überredete er Colin Chapman, ihm einen Job als Mechaniker zu geben. Der Verdienst betrug gerade einmal ein Pfund pro Tag. Doch der Mann mit dem Schnurrbart, der alsbald zu einem seiner Markenzeichen werden sollte, erwies sich – wie später auch sein Sohn Damon – als unglaublich beharrlich. Dies und sein unzweifelhaftes fahrerisches Talent brachten ihm letztlich zwei Formel 1-Weltmeistertitel und 14 Grand Prix-Siege ein. Als einzigem Rennfahrer gelang ihm außerdem der Sieg bei den 500 Meilen von Indianapolis (1966), beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans (1972) sowie der Gewinn der Formel 1-Weltmeisterschaft (1962 und 1968) – ein bis heute einzigartiger Rekord.
Der junge Formula NEC FR 2.0-Pilot Joshua Hill tritt also in große Fußstapfen – und führt die Familientradition mit seinem unverkennbaren Helmdesign fort. Wie bereits sein Großvater und sein Vater zieren seinen Helm jene acht senkrechten Striche, die das Wappen des Londoner Ruder Clubs symbolisieren und von denen jeder für ein Ruder steht. Joshuas Großvater war seit 1952 Mitglied im ehrenwerten London Rowing Club.
Die Parallelen zwischen den drei Hill-Generationen reichen aber noch weiter. Außerhalb der Rennstrecke pflegten und pflegen alle Drei eine innige Leidenschaft zur Musik. Graham Hill spielte Schlagzeug in einer Band, Damon Hill schlug als Gitarrist in einer Punkcombo gern härtere Töne an und sorgte im Rahmen von Formel 1-Rennen oft für musikalische Unterhaltung. Auch Joshua Hill hat nicht nur das schnelle Autofahren im Blut: Er spielt ebenfalls Schlagzeug.
301 Grand Prix-Starts, 36 Formel 1-Siege, 33 Pole Positions, drei Weltmeistertitel – Joshua Hill ist auf dem besten Wege, die Erfolgsgeschichte der Familie Hill fortzuschreiben. Bereits am 6. August startet er zum nächsten Lauf der britischen Formel Renault Meisterschaft in Snetterton. Und auch im Formula Renault 2.0 Northern European Cup ist der Brite wieder am Start: Die sechste Runde findet vom 12. bis zum 14. August im niederländischen Zandvoort statt. In der Boxengasse dürfte dann auch wieder Formel 1-Champion Damon Hill anzutreffen sein, der seinen Sohn tatkräftig unterstützt.