Macau F3 GP
15.11.2011
Triumph oder Tragödie
Vom 17. bis 20. November 2011 wird die internationale Motorsportszene gebannt den 58. Macau Grand Prix verfolgen. Wer in Macau gewinnt, ist ein ganz Großer und oftmals winkt anschließend die Formel-1-Karriere, wie bei Ayrton Senna, Michael Schumacher, David Coulthard oder Takuma Sato.
Richie Stanaway, der Meister des ATS Formel-3-Cup, trifft in Macau auf Felipe Nasr, den Gewinner der Britischen Formel-3-Meisterschaft, auf Roberto Merhi, Champion der Formel-3-Euroserie und auf Valtteri Bottas, den Meister der GP3. Insgesamt stehen 30 Fahrer aus aller Welt auf der Starterliste des diesjährigen Macau Grand Prix. Aus Deutschland sind Marco Wittmann (Markt Erlbach) und Daniel Abt (Kempten) dabei. Daniel Abt sorgte schon im Vorjahr für eine riesige Überraschung auf dem schwierigen Stadtkurs vor den Toren Hongkongs. Der damalige Vizemeister des ATS Formel-3-Cup hatte bei seinem Macau-Debüt sogar den Sieg in den Händen, ehe ein Unfall alle Träume jäh beendete.
Genau dies ist typisch in Macau: Sieg und Niederlage, Triumph und Tragödie liegen bei keinem weltweit bedeutenden Rennen enger zusammen. Auf dem gefährlichen, gut sechs Kilometer langen Stadtkurs kann man glänzen oder untergehen - dazwischen gibt es nichts. Es gibt nur einen Gewinner und viele Verlierer. Allein der Sieg zählt, sogar der Zweitplatzierte ist schnell vergessen. Seit jeher ist der Macau Grand Prix auch deshalb das Jahres-Highlight der internationalen Formel-3-Szene.
Rennabbrüche, Safety-Car-Einsätze und diverse Gelb-Phasen sind an der Tagesordnung. Einen Renn-Rhythmus findet man da nur schwer. Ständig ist höchste Konzentration gefragt, denn der allerkleinste Fehler bedeutet fast immer das Aus. In Macau sind die Gegensätze Programm. Die einstige portugiesische Kolonie, die zum Jahreswechsel 2000 heim ins chinesische Reich kehrte, besitzt den waghalsigsten Stadtkurs der Gegenwart. Der Macau Guia Circuit schlängelt sich durch die Stadt im Perlfluss-Delta wie der berühmte chinesische Drachen.
Lange Geraden dicht am Wasser des Fährhafens vorbei erfordern gehörigen Top-Speed. Plötzlich lauert die rechtwinklige Ecke am Lisboa-Hotel - Schritttempo nach Vollgasfahrt heißt das, hier kracht es immer. Dann geht’s den Berg hinauf. ‚San Francisco Hill’ heißt diese Passage malerisch, dabei führt sie doch geradewegs in den Schrecken. Was die Piloten dort oben erwartet, ist unvorstellbar. Die Piste ist eng, buckelig, uneinsehbare Kurven, knackige Steigungen, kurze Gefällstücke, eine Haarnadelkurve, Mauern rechts, Häuser links - wer den Macau Grand Prix unbeschadet übersteht, ist ein Held. Vor allem, wenn er in einem Formel-3-Auto sitzt.
Mit Laurens Vanthoor, Daniel Abt, Kevin Magnussen, Felix Rosenqvist, Hannes van Asseldonk, Jimmy Erikson, Adderly Fong und Richie Stanaway sind acht aktuelle oder ehemalige Piloten aus dem ATS Formel-3-Cup in diesem Jahr beim Weltfinale vertreten. Damit bilden sie knapp ein Drittel des Starterfeldes - auch dies unterstreicht die Bedeutung und die Klasse von Deutschlands schnellster Formel-Rennserie.