DTM
29.06.2012
Lamm: „Norisring so einfach – und doch so schwierig.“
Teamchef Charly Lamm stand damals wie heute an der Boxenmauer und spricht im Interview über den bisherigen Verlauf der Saison 2012, den „Bayerischen Grand Prix“ und den 1992er Sieg von „Jockel“ Winkelhock.
Herr Lamm, für viele DTM-Fans wirkt es so, als sei das BMW Team Schnitzer nie weg gewesen. Geht es Ihnen genauso?
20 Jahre sind eine lange Zeit. Es ist fantastisch, wie viele Fans uns trotz unserer DTM-Pause noch in guter Erinnerung behalten haben. Dass der BMW M3 DTM von Beginn an wettbewerbsfähig gewesen ist, hat uns den Wiedereinstieg natürlich enorm erleichtert. Bruno Spenglers Sieg auf dem Lausitzring so früh in der Saison war dann noch einmal ein gewaltiger Motivationsschub. Uns macht jedes Rennwochenende großen Spaß – und wir lernen jeden Tag viel Neues dazu. Die ersten vier Rennen binnen so kurzer Zeit waren ein hartes, aber ertragreiches Trainingslager.
Welche Ziele hat sich Ihr Team für den Rest der Saison gesetzt?
Wenn uns vor einigen Monaten jemand gesagt hätte, dass wir nach vier Läufen einen Sieg, einen zweiten Platz und eine Poleposition auf dem Konto haben, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt. Deshalb sind mir mit dem Start in das DTM-Comeback von BMW mehr als zufrieden. Das Paket aus Fahrzeug, Fahrern und Team ist stark und wird immer besser. Natürlich wollen wir möglichst in jedem Rennen das Maximum aus unseren Möglichkeiten herausholen. In Spielberg hat das aufgrund der frühen Zwischenfälle mit beiden Autos zuletzt leider nicht geklappt, so dass wir Lehrgeld zahlen mussten. Wir haben uns vorgenommen, unser Potenzial auf jeder Strecke auszuschöpfen. Und wir wissen, dass es auch einmal Rückschläge geben kann.
Hätten Sie erwartet, dass es 2012 derart eng in der DTM zugeht?
Die DTM war schon immer eine extrem hart umkämpfte Serie. Aber das, was sich in diesem Jahr abspielt, ist wirklich beeindruckend. 22 Autos liegen zum Teil innerhalb einer Sekunde. Eine Hundertstelsekunde wird zur halben Ewigkeit. Jede Nuance eines Fehlers wirft die Fahrer weit zurück.
Beim letzten DTM-Auftritt auf dem Norisring 1992 hat Ihr Team gewonnen. Was ist Ihnen aus dieser Saison in Erinnerung geblieben?
Das war damals kein einfaches Rennwochenende für Joachim Winkelhock. Nach einem unglücklich verlaufenen Zeittraining musste er den Umweg über das Qualifikationsrennen gehen, das er gewann. Vom 13. Startplatz fuhr Jockel dann im ersten Lauf zum Sieg. Im zweiten Rennen gab es einen BMW Dreifach-Triumph – mit Steve Soper vor Winkelhock und Roberto Ravaglia. Das war ein fantastisches Wochenende. 1998 sind wir dann im Rahmen des STW zum bisher letzten Mal am Norisring gestartet. Johnny Cecotto wurde Vierter und gewann mit dem BMW 320i am Jahresende den Titel.
Was macht den Norisring so speziell?
Der Norisring ist so einfach – und doch so schwierig. Zwei Spitzkehren, eine S-Kurve, dazu der wellige Fahrbahnbelag. Zwei Mal gilt es, aus hoher Geschwindigkeit massiv zu verzögern. Man sollte denken, dass dies für einen Rennfahrer nicht so schwierig sein kann. Ist es aber doch. Die Bremspunkte genau zu treffen, früh ans Gas zu kommen und flüssig durch die S-Kurve zu kommen, das ist auf dem Norisring alles andere als einfach. Außerdem ist die Atmosphäre am Dutzendteich wirklich einzigartig.
Bruno Spengler fühlt sich auf dem Norisring sehr wohl…
Bruno geht nach seinen guten Ergebnissen auf dieser Strecke in der Vergangenheit mit viel Selbstvertrauen in das Rennwochenende auf dem Norisring. Seine DTM-Erfahrung ist für uns gerade auf dieser Strecke hilfreich. Nach dem viel versprechenden Qualifying von Spielberg geht auch Dirk Werner top-motiviert in sein fünftes DTM-Wochenende. Ich hoffe, dass unser Team diesmal im Rennen etwas mehr Glück hat und wir unser Punktekonto weiter aufstocken können.