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Formel 1
09.02.2012

Der Renault RS27-V8 Motor und das Reglement

Renault setzt in der Formel 1 bereits seit 2007 auf den RS27-Motor. Der V8-Sauger mit einem Zylinderwinkel von 90 Grad leistet mehr als 760 PS und war in der vergangenen Saison eines der zuverlässigsten Triebwerke im gesamten Starterfeld der Formel 1. Ein weiterer Vorteil des RS27: Sogar über eine Distanz von 3.000 Kilometern lieferte er eine relativ konstante Höchstleistung.

Auch wenn die Entwicklung der Motoren in der Formel 1 seit 2007 eingefroren ist, optimieren die Ingenieure an den Hochleistungstriebwerken von Jahr zu Jahr zahlreiche Details. Für die Saison 2012 setzten sie mehrere Regeländerungen um.

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Das Motoren-Reglement in der Formel 1-Saison 2012
  • Seit der Saison 2007 schreibt das Reglement in der Formel 1 verbindlich V8-Motoren mit einem Zylinderwinkel von 90 Grad und einer Maximaldrehzahl von 18.000 1/min vor. Das Mindestgewicht beträgt 95 Kilogramm. Im Zuge der Adaption an neue Chassis dürfen jedoch Modifikationen am Motor vorgenommen werden – beispielsweise zur Steigerung der Zuverlässigkeit oder aus Gründen der Chancengleichheit.
  • Das Energierückgewinnungs-System KERS ist erlaubt, aber nicht vorgeschrieben. Bei voller Ladung darf das System 400 kJ abgeben – das entspricht 60 kW. Damit verfügen die Piloten pro Runde für sechs bis acht Sekunden über 81 Zusatz-PS.
  • Wie in der vergangenen Saison dürfen pro Fahrer und Jahr acht Motoren eingesetzt werden – obwohl mit insgesamt 20 Rennen ein Lauf mehr auf dem Programm steht als 2011.
  • Die Leistung darf ausschließlich durch die Betätigung des Gaspedals durch den Fahrer dosiert werden. Eine entsprechende Programmierung der Motorsteuerung oder eine abweichende Gaspedal-Kennlinie sind verboten.
  • Die Gaspedal-Kennlinie darf lediglich dazu genutzt werden, um die Fahrzeugbalance an die jeweiligen Reifenspezifikationen anzupassen. Somit besteht nur die Wahl zwischen einer Trocken- und einer Regenabstimmung des Gaspedals.
  • Damit der Motor so energieeffizient wie möglich arbeitet, ist das Erzeugen zusätzlicher Abgase zum Anblasen aerodynamischer Bauteile in dieser Saison verboten.
  • Die Motorsteuerung darf nicht durch die Stellung oder Benutzung der Kupplung beeinflusst werden.
  • Die Leerlaufdrehzahl ist auf 5.000 1/min begrenzt
  • Unterhalb von 17.000 Umdrehungen dürfen Zündung, Drosselklappenstellung und Einspritzung nicht künstlich die Drehzahl oder das Ansprechverhalten beeinflussen. Hintergrund: Im Vorjahr wurde durch solche Eingriffe ein künstlich erhöhter Abgasstrom erzeugt, der die Sogwirkung des Diffusors verstärkte.
  • Die Abgasanlage darf höchstens zwei Ausgänge aufweisen, die beide nach hinten zeigen. Alle Abgase müssen durch diese beiden Endrohre geführt werden.
  • Es muss entweder in acht oder in vier Zylindern gezündet werden. Alle anderen Betriebsmodi sind künftig nicht mehr erlaubt.

Der Renault RS27 im Detail
  • Bezeichnung: RS27-2012
  • Bauart: 2,4-Liter-V8
  • Zylinder: 8
  • Ventile: 32
  • Hubraum: 2.400 cm3
  • Gewicht: 95 kg
  • Zylinderwinkel: 90°
  • Maximaldrehzahl: 18.000 1/min
  • Kraftstoff: Total
  • Öl: Total
  • Leistung: > 760 PS
  • Zündkerzen: Gleitfunkenzündkerzen
  • Zündsystem: Hochenergiesystem, induktive Speicher
  • Kolben: Aluminium-Legierung
  • Motorblock: Aluminium-Legierung
  • Kurbelwelle: Nitrierte Stahl-Legierung mit Wolfram-beschichteten Ausgleichgewichten
  • Pleuel: Titan-Legierung
  • Ansaugtrakt: acht Drosselklappen

Die Partner von Renault Sport F1 in der Saison 2012

Red Bull Racing
- Chassis: RB8
- Fahrer: Sebastian Vettel / Mark Webber

Die Kooperation zwischen Red Bull Racing und Renault begann 2007 und hat sich seither zu einer der erfolgreichsten Partnerschaften in der Geschichte der Formel 1 entwickelt. Bislang verbuchte Red Bull Racing mit Renault 27 Siege, 38 Pole Positions und gewann 2010 und 2011 zwei Mal in Folge sowohl die Konstrukteurs- als auch die Fahrerweltmeisterschaft. Im Rahmen des Grand Prix von Italien 2011 gaben Red Bull Racing und Renault Sport F1 die Verlängerung der Kooperation um weitere fünf Jahre bekannt. Beide Partner werden somit mindestens bis zum Ende der Saison 2016 zusammenarbeiten und gemeinsam die Entwicklung des neuen V6-Motors vorantreiben, der ab 2014 in der Formel 1 vorgeschrieben ist.

Lotus F1 Team
- Chassis: E20
- Fahrer: Kimi Räikkönen / Romain Grosjean

Mit dem im britischen Enstone beheimateten Team verbindet Renault eine lange und erfolgreiche Beziehung, die 1995 ihren Anfang nahm. Damals belieferte Renault das damalige Benetton-Team mit seinem Nummer-eins-Piloten Michael Schumacher mit Motoren. Bereits das erste Jahr der gemeinsamen Partnerschaft wurde mit dem Fahrer-Weltmeistertitel für Michael Schumacher und dem Konstrukteurs-Weltmeistertitel für Benetton gekrönt. 1997 zog sich Renault als offizieller Motorenlieferant aus der Formel 1 zurück. Für die Rückkehr in die Königsklasse im Jahr 2002 übernahm Renault das Team in Enstone und gründete das Renault F1 Team. Während die Chassis-Entwicklung weiterhin in Enstone vorangetrieben wurde, war das Motorenzentrum im französischen Viry-Châtillon beheimatet. Unter der Leitung von Renault kehrte der Rennstall wieder an die Spitze der Formel 1 zurück. Fernando Alonso sicherte sich 2005 und 2006 den Weltmeistertitel. Im Zuge der Bündelung sämtlicher F1-Aktivitäten am Motorenstützpunkt in Viry-Châtillon wurde im Jahr 2009 eine Minderheitsbeteiligung an Genii Capital verkauft. Ende 2010 kaufte das in Luxemburg beheimatete Unternehmen dann sämtliche Team-Anteile.

Williams F1
- Chassis: FW34
- Fahrer: Pastor Maldonado / Bruno Senna

2012 kehrt der legendäre Name Williams-Renault in die Formel 1 zurück. Die erste gemeinsame Ära begann 1989 und führte rasch zum Erfolg. 1992 sorgte Nigel Mansell mit einer beeindruckenden Dominanz für das Double: Sowohl der Fahrer- als auch der Konstrukteursweltmeistertitel gingen an das britisch-französische Team. Im darauffolgenden Jahr wiederholte Alain Prost dieses Kunststück. Auch die Jahre 1996 und 1997 waren von Erfolg gekrönt: Die Williams-Renault-Piloten Damon Hill und Jacques Villeneuve feierten jeweils den Fahrer-Weltmeistertitel. 1994 und 1996 sicherte sich das Team darüber hinaus die Krone in der Konstrukteurswertung, bevor Renault sich 1997 aus der Formel 1 zurückzog. In den neun Jahren der gemeinsamen Partnerschaft gingen insgesamt 63 Siege, vier Fahrer- und fünf Konstrukteurs-Weltmeistertitel auf das Konto von Williams-Renault. 2012 erlebt diese erfolgreiche Allianz nun eine Neuauflage.

Caterham F1 Team
- Chassis: CT01
- Fahrer: Heikki Kovalainen / Jarno Trulli (nicht offiziell bestätigt)

Nach der Saison 2011 geht das britisch-malaysische Team in diesem Jahr erneut mit Renault in der Königsklasse an den Start. Für Vortrieb sorgt erneut der RS27-Motor. Die Partnerschaft entwickelte sich im Laufe der vergangenen Saison stetig weiter und das Team fand in der zweiten Saisonhälfte Anschluss an das Mittelfeld. 2012 geht das Caterham F1 Team erstmals mit dem von Red Bull und Renault gemeinsam entwickelten KERS-System an den Start und verspricht sich hiervon viel.