Der Asphalt ist relativ weich, der Reifenverschleiß gering und das Layout abwechslungsreich. Bei der Entwicklung der Rennstrecke wurden einige der besten Eigenschaften existierender Strecken zum Vorbild genommen.
Von vielen vorausgegangenen Reifentests existieren große Mengen Daten zur Rennstrecke in Abu Dhabi. Zu diesen Tests gehört der inzwischen etablierte Young Driver Test, der auch dieses Jahr wieder direkt nach dem Grand Prix stattfinden wird. Sechs F1-Teams haben dabei ihre Teilnahme zugesagt. Die Reifen müssen auf dem Yas Marina Circuit einige spezielle Anforderungen erfüllen. Der erste Streckenabschnitt besteht aus einer Reihe von Kurven, die fließend ineinander übergehen. Auf die Fahrer und Autos wirken hier Fliehkräfte bis zu 4G.
Es folgt eine lange Gerade, auf der die Fahrer etwa 15 Sekunden lang Vollgas geben. Der Abtrieb wirkt dabei mit rund 800 Kilogramm auf die Slicks, besonders die Frontpartie der Autos wird hier belastet. Beim harten Bremsmanöver in Kurve elf erreichen die Fliehkräfte sogar 5G. Darauf folgt eine Sequenz von Kurven, bei deren Durchfahrt sich die Reifen auf bis zu 120 Grad aufheizen.
Eine weitere Besonderheit des Grand Prix von Abu Dhabi ist der Start am späten Nachmittag. Die Piloten fahren im Rennen direkt in den Sonnenuntergang. Anders als bei den meisten Grand Prix sinken daher Luft- und Streckentemperatur während des Rennens kontinuierlich: Ein sehr wichtiger Aspekt für die Teams in der Planung der Rennstrategie und des optimalen Reifenmanagements.
Paul Hembery, Direktor Motorsport bei Pirelli, sagt: „Pirelli hat ganz besondere Erinnerungen an Abu Dhabi. Denn hier begann unser Abenteuer in der Formel 1. 2010 testeten die Teams am Ende der Saison auf dem Yas Marina Circuit unsere P Zeros das erste Mal. Das war eine sehr spezielle Situation. Denn die Fahrer mussten erst ein Verständnis für unsere Reifen entwickeln. Seitdem waren wir noch einige Male für Reifentests in Abu Dhabi. Auch zu Beginn dieses Jahres stellten wir hier unsere aktuelle F1-Reifenkollektion vor. Der Grund dafür, dass wir immer wieder diese Strecke wählen: Der Kurs hat von allem etwas. So kann jeder Aspekt der Reifenleistung detailliert unter die Lupe genommen werden. Darüber hinaus bietet die Anlage eine hochmoderne Infrastruktur. Wir wissen, dass die Kombination aus Medium und Soft hier extrem gut funktioniert. Und da auch die Teams viel über Abu Dhabi wissen, sollten sie in der Lage sein, die passenden Strategien zu erarbeiten. Da die Fahrer in der Meisterschaftswertung so dicht beieinander liegen, kann die richtige Strategie schon die Vorentscheidung bringen. Auch das Qualifying ist in Abu Dhabi sehr wichtig. Wir erwarten daher im Qualifying am Samstag drei sehr spannende Sessions.“
Vitaly Petrov (Caterham F1 Team) kommentiert: „Abu Dhabi ist eine großartige Rennstrecke. Hier kommen auch viele russische Fans hin, die mich unterstützen. Ich fahre gerne auf dem Yas Marina Circuit, weil er so abwechslungsreich ist. Nach dem Start kommt erst ein etwas flacherer Abschnitt. Die engen Kurven Richtung Hotel haben dagagen schon fast die Charakteristik eines Straßenrennens. Außerdem ist es cool, dass während des Rennens die Sonne untergeht. Auch für die Fans ist es eine tolle Show, live oder vor dem Fernseher. Technisch gesehen besteht die größte Herausforderung darin, die jeweils besten Bremspunkte zu finden. Wir haben viel daran gearbeitet, die perfekte Bremsbalance einzustellen. Wer hier in den Bremszonen nicht attackiert, hat schon verloren. Zusätzlich muss das Reifenmanagement stimmen. Alles in allem freue ich mich auf das Rennen. Hoffentlich kann ich mich etwas weiter nach vorne arbeiten und den Fans ein gute Show bieten.“
Pirellis Testfahrer Lucas di Grassi meint: „In Bezug auf die Infrastruktur ist Abu Dhabi in meinen Augen die beste Anlage der Welt. Das Rennen selbst gehört zu den Veranstaltungen, die Fahrer und Ingenieure gleichermaßen fordert. Es geht vor allem um die Balance des Autos, die auf beiden Mischungen stimmen muss. Die Piloten können hier nicht so viel ausrichten wie zum Beispiel in Spa und Suzuka. Der Reifenverschleiß ist nicht besonders hoch. Die Teams müssen sich mehr darauf konzentrieren, dass die Traktion stimmt. Daher wird die Arbeit während der freien Trainings noch wichtiger sein als bei anderen Rennen. Der Zeitunterschied zwischen den beiden Mischungen sollte bei korrektem Setup des Boliden recht klein sein. Zum Ende der Saison – gerade bei diesem engen Punktestand – werden alle versuchen, den kleinsten Vorteil auszunutzen. Es wird spannend werden, das zu beobachten. Bei den zu erwartenden hohen Temperaturen sollte es kein Problem sein, die Reifen auf Betriebstemperatur zu bekommen. Ich denke, die meisten Teams werden eine Zwei-Stopp-Strategie einsetzen. Aber vielleicht versuchen einige Fahrer auch, mit nur einem Stopp das Rennen zu bestreiten.“
Technische Daten
- Die Strecke in Abu Dhabi erfordert ein Setup, das auf mittleren Abtrieb ausgelegt ist. Das ist ideal für die Höchstgeschwindigkeit auf der mehr als einen Kilometer langen Geraden. Dennoch bietet diese Einstellung genug Bremsstabilität und aerodynamischen Grip in den Kurven.
- Es gibt vergleichsweise wenige Richtungswechsel, die mit High-Speed gefahren werden. Daher stellen die Ingenieure die Hinterachse recht weich ein, damit die Reifen die nötige Traktion liefern können.
- Zu Beginn des Wochenendes liegt noch viel Staub auf dem Asphalt. Das könnte zu Graining, dem Körnen der Reifen, führen. Doch die Strecke wird immer schneller, je mehr Gummi sich ablagert.
- Da Abu Dhabi auf Höhe des Meeresspiegels liegt, ist der Luftdruck recht hoch. Das ist gut für die Kraftentwicklung in den Motoren, die zudem besser wird, je weiter die Temperaturen sinken. Dieser Effekt wirkt sich auch auf den Abrieb und damit auf die Reifenstrategie aus.
Die Reifenwahl der Formel 1-Saison 2012
Grand Prix | P Zero Red | P Zero Yellow | P Zero White | P Zero Silver |
Australien | Soft | Medium | ||
Malaysia | Medium | Hart | ||
China | Soft | Medium | ||
Bahrain | Soft | Medium | ||
Spanien | Soft | Hart | ||
Monaco | Supersoft | Soft | ||
Kanada | Supersoft | Soft | ||
Europa | Soft | Medium | ||
Großbritannien | Soft | Hart | ||
Deutschland | Soft | Medium | ||
Ungarn | Soft | Medium | ||
Belgien | Medium | Hart | ||
Italien | Medium | Hart | ||
Singapur | Supersoft | Soft | ||
Japan | Soft | Hart | ||
Korea | Supersoft | Soft | ||
Indien | Soft | Hart | ||
Abu Dhabi | Soft | Medium | ||
USA | Medium | Hart | ||
Brasilien | Medium | Hart |