Renault Clio Cup
25.04.2012
Marc-Uwe von Niesewand: Von Platz 19 aufs Siegerpodest
Von Startplatz 19 aus pflügte der Lohmarer durch das Feld der ca. 30 Teilnehmer wie das sprichwörtliche heiße Messer durch die Butter und schaffte am Ende als Dritter sogar noch den Sprung auf das Siegerpodest. Den schlechten Startplatz hatte der Rennfahrer allerdings seinem unglücklichen Abschneiden am Vortag zu verdanken, als er bei wechselhaftem Wetter auf die falschen Reifen setzte.
"Ende gut - alles gut", so könnte man den Saisonauftakt des Renault Clio Cup Bohemia 2012 aus Sicht von Marc-Uwe von Niesewand zusammenfassen. Doch bis zu seiner grandiosen Fahrt aufs Treppchen sowie der obligatorischen Sektdusche erlebte der Lufthansa-Projektingenieur ein Rennwochenende, welches von extremen Höhen und Tiefen gekennzeichnet war. Niedrige Temperaturen sowie ständige Regenschauer erschwerten es den Piloten am Freitag zunächst, mit ihren profillosen Dunlop-Slicks den nötigen Grip zu finden, um schnelle Rundenzeiten zu erzielen. Teamchef Mathias Schläppi reagierte jedoch schnell und stellte von Niesewand zum Zeittraining ein perfekt abgestimmtes Auto hin, mit dem der 29-jährige beinahe mühelos auf Startplatz drei vorfahren konnte. "Bereits nach meiner ersten schnellen Runde lag ich auf Platz eins. Als etwas später die Rundenzeiten schneller wurden und ich nur noch an fünfter Stelle lag, bin ich auf einem neuen Satz Reifen noch einmal hinausgefahren und habe mich mit der drittschnellsten Zeit für die zweite Startreihe qualifiziert."
Der Start zum ersten Rennen am späten Freitag Abend wurde jedoch zu einem Reifen-Poker, denn eine halbe Stunde zuvor war ein kräftiger Platzregen über dem badischen Motodrom niedergegangen und niemand konnte vorhersagen, wann der Asphalt abtrocknen würde. Marc-Uwe von Niesewand setzte auf Slicks, doch seine Risikobereitschaft wurde nicht belohnt, denn aufgrund der kalten Temperaturen trocknete die Strecke erst so spät ab, dass er den zuvor erlittenen Rückstand auf die Spitze nicht mehr aufholen konnte. "Ich wusste, dass sich die Regenreifen im trockenen in kürzester Zeit auflösen würden und das wollte ich vermeiden. Doch bereits in der Aufwärmrunde merkte ich, dass ich mich verpokert hatte, denn im hinteren Streckenteil war es noch wesentlich nasser als im Motodrom. So war ich völlig wehrlos und wurde bis weit nach hinten durchgereicht. Erst drei, vier Runden vor Schluss war die Ideallinie trocken und es ging vorwärts. Ich war dann bis zu vier Sekunden schneller als die Spitze, aber der Abstand war schon viel zu groß. Immerhin bin ich im letzten Umlauf noch die absolut schnellste Runde des Rennens gefahren und habe dafür einen Extra-Punkt bekommen."
Dass von Niesewand das Rennenfahren noch nicht verlernt hat, bewies er am nächsten Tag im zweiten Lauf des Renault Clio Cup Bohemia. Wieder hatte es zuvor geregnet, doch diesmal ließen die Pistenverhältnisse für alle Piloten nur Regenreifen zu. Aus dem hinteren Drittel des Starterfeldes gelang Marc-Uwe ein hervorragender Start und bereits in der ersten Runde machte er acht Positionen gut. Mit einer Reihe von schnellen Runden ging es auch in der Folge weiter, bis der schnelle Rennfahrer aus dem Rhein-Sieg-Kreis das Trio an der Spitze eingeholt hatte. Zwei Runden vor Schluss schnappte er sich den Drittplatzierten und setzte in der Folge den auf Position zwei fahrenden Tomas Pekar unter Druck. Doch der Tscheche fuhr Kampflinie und verteidigte seinen Platz denkbar knapp mit einer halben Sekunde Vorsprung bis ins Ziel. "Mein Auto war heute absolut grandios, dafür kann ich meinem Team Schläppi Racing gar nicht genug danken", strahlte von Niesewand nach der Siegerehrung. "An Pekar wäre ich im letzten Durchgang nur mit Gewalt vorbeigekommen, doch ich wollte unbedingt wichtige Punkte aus Hockenheim mitnehmen. Hätte das Rennen noch zwei, drei Runden länger gedauert, dann wäre ich vielleicht sogar als Sieger über die Ziellinie gefahren."
Mit großer Vorfreude reist Marc-Uwe von Niesewand nun in vier Wochen zum Nürburgring, denn an dem langen Himmelfahrts-Wochenende vom 17. - 20. Mai präsentieren sich die Renault Clio-Piloten im Rahmen des 40. Int. ADAC 24 Stunden-Rennens vor einer Rekordkulisse von mehr als 200.000 Zuschauern. Auf der legendären Nordschleife kann der Lohmarer erneut sein Können unter Beweis stellen und mit etwas Glück wieder wichtige Punkte für die Meisterschaft sammeln.