FIA WEC
21.10.2013
Audi in Japan vorzeitig Weltmeister
Am Ende belegten die Tabellenführer Loïc Duval / Tom Kristensen / Allan McNish (F / DK / GB) als bestes Audi-Team den zweiten Gesamtrang im Rennen, ihre Teamkollegen Marcel Fässler / André Lotterer / Benoît Tréluyer (CH / D / F) wurden Vierte der LMP1-Wertung. Damit entscheidet sich die Fahrerwertung bei den noch ausstehenden Läufen zwischen den beiden Audi-Mannschaften.
Beim sechsten von acht WEC-Läufen herrschten schwierige Wetterbedingungen: Stetiger Regen veranlasste die Rennleitung, bereits den Start des Langstreckenrennens hinter dem Safety-Car zu absolvieren. Der 4,563 Kilometer lange Kurs am Fuß des Mount Fuji war jedoch zu nass, um das Rennen unter diesen Bedingungen freizugeben. Nach acht Runden unterbrachen die Verantwortlichen deshalb das Rennen. Eine Wiederaufnahme hinter dem Führungsfahrzeug nach zweieinhalb Stunden endete 22 Minuten später in einer weiteren Unterbrechung. Weitere zwei Stunden später starteten die Teilnehmer erneut hinter dem Safety-Car, bevor das Rennen nach nur einer Runde endgültig abgebrochen wurde. Die Kommissare entschieden, dass höhere Gewalt einen regulären Rennablauf verhindert hatte. Damit erhielten alle Fahrer die ihren Platzierungen entsprechende, wegen der verkürzten Renndistanz jedoch halbierte Punktzahl - auch wenn sie kein einziges Mal im Cockpit saßen. Audi ist in der Marken-Weltmeisterschaft bei zwei noch ausstehenden Läufen mit 66,5 Punkten Vorsprung nicht mehr einzuholen.
Als beste Audi-Mannschaft im Rennen erreichten die von Platz vier gestarteten Tabellenführer Loïc Duval / Tom Kristensen / Allan McNish die zweite Position. Sie vergrößerten ihren Vorsprung in der Meisterschaft auf 40,75 Punkte. Der Audi mit der Startnummer "2" profitierte unter anderem davon, dass der für Position zwei qualifizierte Toyota mit der Startnummer "8" seinen Platz in der Startaufstellung nicht einnehmen konnte. So musste er aus der Boxengasse starten und konnte unter Safety-Car-Bedingungen nicht überholen.
Pech hatte der Audi mit der Startnummer "1". André Lotterer / Marcel Fässler / Benoît Tréluyer führten das Rennen von Startplatz eins zunächst an. Als ein Fremdkörper die Ansaugung des Motors beeinträchtigte, entschloss sich das Audi Sport Team Joest aus Sicherheitsgründen zur Reparatur. Es nutzte dazu die zweite Gelbphase, als eine Wetterbesserung und damit eine Wiederaufnahme des Rennens in Aussicht stand. Da dies jedoch nicht eintrat und der Regen stärker wurde, mussten sich die Vorjahres-Weltmeister nach dem Rennabbruch mit Platz vier in ihrer Klasse und Gesamtrang 26 begnügen. Zum ersten Mal seit fast exakt einem Jahr mussten sich die Audi-LMP-Sportwagen somit formal geschlagen geben. In Shanghai steht in drei Wochen der nächste Lauf zur WEC auf dem Programm. Dort könnte Audi einen weiteren Anlass zum Feiern haben, denn eine vorzeitige Titelentscheidung in der Fahrerwertung ist in China wahrscheinlich.
Stimmen nach dem Rennen
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): "Sehr gerne hätten wir den vielen begeisterten Fans in Japan ein tolles Rennen geboten. Leider hat das Wetter dies heute verhindert. Daraus ist niemandem ein Vorwurf zu machen. Und dass das Rennen schließlich abgebrochen wurde, war die einzige vernünftige Entscheidung - Sicherheit hat immer höchste Priorität. Wir freuen uns über den Weltmeistertitel, auch wenn wir ihn gerne unter anderen Umständen errungen hätten. Ich bin mir sicher, dass sich die japanischen Fans im nächsten Jahr auf ein tolles Sportwagen-Rennen in Fuji freuen dürfen."
Chris Reinke (Leiter LMP): "Wir haben den WM-Titel verdient gewonnen, denn wir haben während der gesamten Saison eine sehr gute Leistung gezeigt. In Fuji hatten wir uns etwas anderes vorgenommen, aber das Wetter ist uns in die Quere gekommen. Es war ein sehr ungewöhnliches Rennen. Die Mannschaft kann stolz darauf sein, den Weltmeisterschafts-Titel verteidigt zu haben. "
Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest): "Wir sind Weltmeister geworden, aber es herrscht nach diesem Rennsonntag keine reine Freude. Leider sind wir keine einzige Runde unter Grün gefahren. Natürlich hätten wir uns gerne in einem echten Wettbewerb mit dem Gegner gemessen, aber diese Chance gab es heute nicht. Es wurden heute zwar Punkte verteilt, aber subjektiv fühlt es sich so an, als hätten wir gar kein Rennen gefahren."
Loïc Duval (Audi R18 e-tron quattro #2): "Ich bin oft in Japan gefahren. Es gab schon viele Rennen, die bei solchen Witterungsbedingungen abgesagt wurden. Unsere Autos sind bei solch starkem Regen unfahrbar. Es ist, als würde man mit einem Boot fahren. Natürlich sind wir Racer und wollen vor unseren Fans fahren, aber dies war heute die richtige Entscheidung der Rennleitung."
Tom Kristensen (Audi R18 e-tron quattro #2): "Ich bin bereits viele Rennen in Fuji gefahren. Im Regen war es schon immer eine der schwierigsten Rennstrecken. Die Wolken hängen hier lange Zeit in den Bergen, man hat Nebel und eine schlechte Sicht. Das Layout der Strecke mit Kuppen und Steigungen und Senkungen, das wir sehr lieben, verursacht bei Regen viele Wasserrinnsale. So hat man viel Aquaplaning. Ich saß nicht einmal im Cockpit. Loïc Duval und andere Fahrer haben berichtet, dass unsere Autos hier einfach unfahrbar waren."
Allan McNish (Audi R18 e-tron quattro #2): "Bei diesem starken Rennen war es richtig, hinter dem Safety-Car zu starten und das Rennen abzubrechen. Unsere Autos sind dafür konstruiert, bei trockenen Bedingungen zu fahren. Es ist natürlich schade für die Fans, die kamen, um das Duell zwischen Audi und Toyota zu erleben. Aber selbst wenn wir gefahren wären, es wären nach einigen Runden nicht mehr viele Autos übrig geblieben."
Marcel Fässler (Audi R18 e-tron quattro #1): "Wenn man sieht, wie viel Wasser herunterkommt, war es für die Sicherheit die richtige Entscheidung. Die Verlierer sind natürlich die Zuschauer, die auf den Tribünen ausharrten und das Rennen sehen wollten. Aber es nützt niemandem etwas, weil es durch das Aquaplaning zu kritischen Situationen kommt. Es ist für mich verständlich, dass man das Rennen abbricht."
André Lotterer (Audi R18 e-tron quattro #1): "Es tut uns allen Leid, aber es stand zu viel Wasser auf der Strecke. Wir sind mit den Autos geschwommen, nicht gefahren. Da kann man einfach nichts machen. Für solche Bedingungen sind weder unsere Autos noch die Reifen konzipiert worden. Zudem hatten wir noch ein wenig Pech heute, aber auch solche Wochenende gibt es."
Benoît Tréluyer (Audi R18 e-tron quattro #1): "Es ist schwierig, so eine Entscheidung zu treffen. Aber es war ohne Zweifel die richtige Wahl. Denn in Fuji ist die Strecke extrem gefährlich im starken Regen. Es ist besser, den Wettbewerb abzubrechen statt Unfälle zu riskieren. Es gab in dieser Saison in verschiedenen Rennsport-Disziplinen zu viele schwere Unfälle. Deshalb war die Entscheidung richtig."
* Vorbehaltlich der offiziellen Veröffentlichung der Resultate durch die FIA