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Rallye DM
10.08.2013

Robert Kubica im Interview zur Rallye Deutschland

Der Rallye-Sport stellt extreme Anforderungen an Mensch und Maschine. Auch Formel-1-Fahrer stellen sich immer wieder gern diesen Herausforderungen und erforschen ihr Talent für schnelle Kurven. Robert Kubica ist so ein Grenzgänger zwischen den verschiedenen Motorsport-Welten.

Seit dieser Saison tritt der ehemalige Formel-1-Fahrer sowohl in der Rallye-Europameisterschaft als auch in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC2) an. Und das mit beachtlichem Erfolg: Schon jetzt hat der schnelle Pole zwei Siege in der aktuellen Saison auf seinem Konto und geht daher als Mitfavorit der WRC2-Wertung in die ADAC Rallye Deutschland.

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Dabei grenzt es an ein Wunder, dass Kubica überhaupt noch hinter dem Steuer eines Fahrzeugs sitzt. Nachdem sich der Pole vor rund zwei Jahren bei einem Rallye-Unfall in Italien schwer verletzte, rechneten die wenigsten damit, dass er noch einmal auf einem derartig hohen Niveau unterwegs sein würde. Bei der ADAC Rallye Deutschland tritt Kubica mit einem speziell für ihn umgebauten Citroën DS3 RRC an. Im Vorfeld des deutschen Weltmeisterschaftslaufs haben wir mit ihm gesprochen.

Herr Kubica, ihr erster Start bei der ADAC Rallye Deutschland steht bevor. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Robert Kubica: „Es ist ja nicht nur meine erste Teilnahme bei der ADAC Rallye Deutschland, sondern auch meine erste Rallye auf Asphalt. Von daher möchte ich soviel wie möglich lernen – wie sich der Citroën DS3 RRC auf Asphalt anfühlt, wie schnell ich sein kann. Da muss ich mich herantasten. Sollte ich eine Chance sehen, die Rallye zu gewinnen, werde ich natürlich mein Bestes geben, um in Deutschland erfolgreich zu sein.“

Wenn man eine Rallye zum ersten Mal fährt, wie bereitet man sich da vor? Wie trainieren sie konkret für die ADAC Rallye Deutschland?
Robert Kubica: „Zunächst achte ich natürlich darauf, dass ich zum Zeitpunkt der Rallye körperlich 100%ig fit bin. Was die Wertungsprüfungen angeht, schaue ich mir zusätzlich Videos aus den vergangenen Jahren an. Das hilft ein wenig. Aber es gibt dieses Jahr bei der ADAC Rallye Deutschland auch viele neue Streckenabschnitte und zwei ganz neue Prüfungen – insofern ist die Streckenkenntnis nicht so entscheidend, da alle Piloten vor neuen Herausforderung stehen.“

Stichwort Herausforderungen: Worin sehen Sie die besonderen Herausforderungen der ADAC Rallye Deutschland?
Robert Kubica: „Die ganze Rallye ist an sich schon eine einzige große Herausforderung für mich. Es ist ja alles neu. Geht es nach meiner Formel-1-Erfahrung, ist Asphalt ein Belag, der mir liegen sollte. Aber wie gesagt, mir ist es wichtig möglichst schnell wettbewerbsfähig zu sein und viel zu lernen.“

Die ADAC Rallye Deutschland ist eine reine Asphalt-Rallye. Ist das ein Vorteil, wenn man – wie Sie – von der Rundstrecke kommt?
Robert Kubica: „Seit meiner Kindheit bin ich es gewohnt, auf Asphalt zu fahren – zunächst im Kart, dann im Formel-Sport. Dennoch glaube ich nicht an einen Vorteil: Eine Asphalt-Rallye ist etwas ganz anderes als ein Rennen auf einer Rennstrecke. Das lässt sich nicht vergleichen, schon alleine weil Formel-1-Strecken deutlich breiter sind und der Asphalt-Belag dort auch wesentlich glatter ist.“

Was reizt Sie als ehemaliger Formel-1-Fahrer generell am Rallye-Sport?
Robert Kubica: „Neben der sportlichen Herausforderung fasziniert mich vor allem die ganze Atmosphäre bei einer Rallye. Das ist beeindruckend, selbst wenn man aus der Formel 1 kommt. Wo ich auch bin, die Rallye-Fans sind überall sehr freundlich zu mir. Und man ist den Fans auch um einiges näher: Ich freue mich, dass ich mich mit ihnen unterhalten kann, Autogramme geben kann und einfach meine Leidenschaft mit ihnen teilen darf. Der Rallye-Sport ist auch bei Weltmeisterschaftsläufen insgesamt wirklich publikumsnah. Das genieße ich sehr.“

Wenn man in der Formel 1 schnell war, ist das keine Garantie, dass man auch in einem WRC-Fahrzeug vorne dabei ist. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Robert Kubica: „Ich weiß nicht genau, ob man jetzt schon wirklich von Erfolg sprechen kann. Aber eins ist sicher: Harte Arbeit ist entscheidend. Nachdem ich eine Rallye gefahren bin oder die Wertungsprüfungen des Tages absolviert habe, beginnt für mich die Phase der Nachbereitung. Ich investiere sehr viel Zeit für die intensive Videoanalyse. Dadurch versuche ich, immer besser und noch konkurrenzfähiger zu werden. Wenn man so möchte, sind harte Arbeit und hohe Motivation meine Erfolgsgeheimnisse.“

Was ist der technisch-fahrerische Unterschied, ein Formel-1-Fahrzeug und ein WRC-Fahrzeug am Limit zu bewegen?
Robert Kubica: „Meiner Meinung nach ist es schwer, ein Formel-1-Fahrzeug mit einem WRC-Fahrzeug zu vergleichen. Unterschiede in der Geschwindigkeit und im Straßenbelag machen einen Vergleich fast unmöglich. Die einzige Gemeinsamkeit, die ich sehe, ist eher emotional: Beide Fahrzeug-Gattungen sind in der Lage, bei mir wirklich große Gefühle zu erzeugen.“

Zum Abschluss: Mal ehrlich, sind Sie schon einmal einfach nur so aus Spaß (und/oder zur Show fürs Publikum) gedriftet, obwohl es eigentlich nicht nötig gewesen wäre?
Robert Kubica: „Wer weiß?!“
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