Sonstiges
14.12.2013
Bosch-System schaltet den Motor bei voller Fahrt aus
Tests von Bosch haben gezeigt, dass in etwa 30 Prozent aller Fahrzeiten die Motorkraft gar nicht benötigt wird. Das Fahrzeug kann also auf rund einem Drittel aller Strecken segeln. Im neuen europäischen Fahrzyklus werden diese Phasen zwar nicht berücksichtigt – im realen Verkehr sparen Autofahrer durch die Funktion jedoch bis zu zehn Prozent Sprit. „Das Start-Stopp-Segeln ist günstig, kann mit allen Verbrennungsmotoren kombiniert werden und reduziert den Verbrauch deutlich“, sagt Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH.
Die Innovation basiert zu großen Teilen auf einer Erweiterung der Software auf Basis vorhandener Sensorinformationen. Darüber hinaus ist der Start-Stopp-Starter für höhere Beanspruchung und einen schnelleren Neustart angelegt. Der Aufwand für zusätzliche Komponenten ist vergleichsweise gering und das System lässt sich in so gut wie jedes Fahrzeug der Welt integrieren. Egal ob es sich um einen Diesel in Europa, einen Benziner in Nordamerika oder ein Erdgas-Fahrzeug in Asien handelt, Nutznießer sind die Autofahrer genauso wie die Umwelt. Denn ein reduzierter Kraftstoffverbrauch bedeutet gleichzeitig auch reduzierte CO2-Emissionen. In Deutschland wurden 2012 rund drei Millionen Neufahrzeuge gekauft. Laut Statistik beträgt die durchschnittliche jährliche Fahrleistung rund 11 500 Kilometer. Würde nun jedes neue Auto durch die Segeltechnik auch nur zehn Gramm CO2 pro Kilometer weniger emittieren, summiert sich die Ersparnis pro Jahr theoretisch auf über 30 000 Tonnen CO2.
Segeln wird zum Standard werden
In einigen Autos ist schon heute ein Segeln „light“ mittels Doppelkupplungsgetriebe möglich. Dieses schaltet selbstständig in den Leerlauf, sobald der Fahrer vom Gas geht. So rollt das Auto zwar, verbraucht aber trotzdem wegen des Leerlaufbetriebs weiter Kraftstoff. Bosch setzt mit seinen weltweit erfolgreichen Start-Stopp-Systemen traditionell auf einen komplett abgeschalteten Motor. Die erste Generation schaltet den Motor nur bei Fahrzeugstillstand aus. Beim erweiterten Start-Stopp-System wird der Motor bereits während des Ausrollens abgestellt, etwa vor einer roten Ampel. Fahrzeuge mit Start-Stopp-Segeln dagegen schalten den Verbrenner während der Fahrt ab, sobald der Fuß nicht auf Gas oder Bremse steht. Das spart noch mehr Sprit. Und da der Motor abgekoppelt ist, kann das Fahrzeug noch länger gleiten als beispielsweise mit der Schubabschaltung.
„Start-Stopp-Segeln wird aus Sicht von Bosch bald genauso normal werden wie die Klimaanlage“, sagt Bulander. Bosch setzt bei vielen seiner innovativen Produkte auf die Spritspar-Funktion. Ein Beispiel hierfür ist die elektronische Kupplung eClutch. Diese ermöglicht die Segelfunktion komfortabel auch bei Fahrzeugen mit Handschaltern. Denn die eClutch kuppelt selbstständig aus und der Motor wird abgeschaltet, sobald eine Segelphase möglich ist. Auch beim neuen Einstiegshybrid von Bosch, dem Boost Recuperation System, ist die Segelfunktion ein zusätzlicher Baustein, um noch mehr Kraftstoff zu sparen.
Der 48-Volt-Hybrid mit leistungsverstärktem Generator und kompakter Lithium-Ionen-Batterie spart allein durch die Elektrifizierung schon 15 Prozent Kraftstoff. Im realen Betrieb mit Segeln bei abgeschaltetem Motor sind zusätzliche zehn Prozent Reduzierung möglich – also insgesamt bis zu 25 Prozent Kraftstoffersparnis. Auch wegen der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, bei jedem Verbrennungs- und Hybridfahrzeug, wurde die neu entwickelte, spritsparende Start-Stopp-Segelfunktion von Bosch beim „Dinner for Winner“ der Fachzeitschrift Automobil Produktion als „Most Innovative Technology“ in der Kategorie „Green“ ausgezeichnet.