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VLN
02.10.2013

500 Meter fehlten zum Klassensieg

Patrik Kaiser (Schellenberg / Liechtenstein) hatte auch im siebten Lauf zur VLN das Glück nicht auf seiner Seite: Die „Diva“, der Ferrari F458GT Corse, machte über das ganze Wochenende „zicken“ und ließ Kaiser kurz vorm Zielstrich endgültig im Stich. Mit dem Hang zur Perfektion lässt Patrik Kaiser keine Chance aus, um sich auf der Rennstrecke zu verbessern.

Im freien Training zum siebten Lauf zur VLN am vergangenen Freitag drehte er einige Coachingrunden unter den Augen des Profi-Rennfahrers Nico Bastian. „Nico hat mir gezeigt, wo und wie ich noch schneller fahren kann. Mit dem Profi an meiner Seite konnte ich das Erlernte direkt in bessere Rundenzeiten umwandeln. Der Wagen lief bis dahin perfekt“, so Kaiser zu seinem Freitagstraining.

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Als sein Fahrerkollege Mike Jäger (Kaiserslautern) als „Taxi“ Gäste über die Rennstrecke chauffierte, begann das Drama, das sich über das gesamte Wochenende erstrecken sollte. Jäger meldete noch während der Fahrt Probleme des Ferraris, kehrte in die Box zurück und überließ den Wagen der Boxencrew. Ein Fehler im Generator verursachte Motorprobleme. Die Crew tauschte das Bauteil, sodass der Wagen zum Zeittraining am Samstagmorgen parat stand. „Mike sollte zuerst ins Training starten. Doch der Wagen nahm kein Gas an. Fieberhaft suchten die Mechaniker nach dem Fehler, fanden ihn erneut im Generator, der zu viel Strom produzierte und somit die gesamte Elektronik durcheinander brachte. Nach dem Tausch lief der Wagen problemlos – allerdings war das Training zu Ende und wir hatten nicht eine Runde gedreht. Eigentlich ein absolutes k.o.-Kriterium. Mit einer Sondergenehmigung der Rennleitung durften wir auch ohne Trainingsrunde starten – jedoch mussten wir als letztes Fahrzeug der ersten Startgruppe das Rennen aufnehmen“, beschreibt Kaiser die Dramatik, die sich schon im Training abspielte.

Mike Jäger saß als Erster hinterm Volant des Ferrari F458GT Corse und erledigte einen fehlerfreien Job: Binnen sechs Runden fuhr er die „Diva“ bis auf den 34. Gesamtrang, ehe er den Wagen an Patrik Kaiser übergab. Ohne volles Risiko zu fahren, konnte Kaiser die gute Vorarbeit fortsetzen: „Auf der Strecke war einfach nur die Hölle los: Ich hatte keine freie Runde, ständig musste ich mit 60 km/h Unfallstellen passieren. Teilweise glich die Strecke einem Schlachtfeld. Dennoch konnte ich gleichmäßig und vor allem recht schnell fahren.“ Als er den Ferrari an Mike Jäger übergibt, liegen die beiden auf Gesamtrang 23 und auf Platz zwei der Klasse.

Für weitere acht Runden sollte Jäger den Ferrari über die Strecke jagen – daraus wurde jedoch nichts. Bereits nach sechs Runden steht die „Diva“ erneut an der Box, völlig überraschend für Crew und Kaiser. Dem Liechtensteiner bleibt nicht viel Zeit, sich auf seinen zweiten Stint vorzubereiten: Im Eiltempo legt er das vorgeschriebene Equipment an, setzt sich hinters Lenkrad und erhält von Jäger den Hinweis, dass der Wagen wieder anfange, zicken zu machen. „Meine erste Runde lief richtig gut: Ich konnte ordentlich Gas geben, der Wagen lief und lag wie eine eins. In Runde zwei begangen die Probleme: Der Motor nahm kein Gas an, beim Runterschalten blieb das Getriebe immer in der Neutralstellung hängen. Statt gleichmäßig aus den Ecken zu beschleunigen, musste ich mit dem Gaspedal pumpen, dann nahm der Motor den Befehl an. Schlagartig setzte die volle Leistung ein. Zwischenzeitlich sind wir durch den Ausfall des Führenden sogar auf Platz eins der Klasse gespült worden. Per Funk erhielt ich die Order, in Ruhe und ohne Fahrt auf Messers Schneide den
Wagen ins Ziel zu bringen. Ein schweres Stück Arbeit, da sich der Ferrari alles andere als normal verhielt und von mir das gesamte fahrerische Können abverlangte.“

Überdies setzte der auf Rang zwei folgende Konkurrent Kaiser mächtig unter Druck, denn der Fahrer hatte längst mitbekommen, dass dem bärenstarken Ferrari langsam die Luft ausging. Über mehrere Runden musste sich Kaiser der Angriffe erwehren, konnte sich stellenweise wieder vom Verfolger absetzen, der jedoch Morgenluft witterte und nicht locker ließ. In der letzten Runde begann der Motor des Ferraris zu stottern, mit allen Tricks versuchte Kaiser das Rennauto zum Ziel zu bewegen – seine Mühen wurden nicht belohnt: „Etwa 500 Meter vorm Ziel blieb der Wagen stehen – mir war der Sprit ausgegangen. Vermutlich durch das Elektronikproblem und das erforderliche Pumpen mit dem Gaspedal hat der Motor mehr verbraucht als üblich. Aber: Wenn wir nicht am Limit fahren, schaffen wir mit ach und krach neun Runden. Mit dem Problem hat es leider nicht gereicht.“ Für den bis dahin Zweitplatzierten eine Chance, die er sich nicht nehmen ließ, Kaisers ausrollenden Ferrari überholte und den Klassensieg erbte.

Nach 3:58 von 4:00 Stunden Renndistanz endete für Kaiser das Rennen kurz vorm Zielstrich. Trotz des zweiten Ausfalls in Folge war Kaiser zufrieden: „Durch mein regelmäßiges Fitnesstraining bin ich körperlich über lange Zeit belastbar. Die Anstrengungen hinterm Lenkrad spüre ich kaum noch. Auch mental hilft mir das Training: Ich kann mich deutlich länger konzentrieren und baue nicht so schnell ab wie noch zu Saisonbeginn. Meinen Dank spreche ich dem Team aus: Die Jungs und Mädels haben wie immer einen tollen Job gemacht, gute Arbeit geleistet und extrem engagiert gearbeitet.“ Das nächste Rennen findet am 12. Oktober statt, die Renndistanz beträgt vier Stunden.