Formel 1
12.03.2014
Pirellis Vorschau auf den Australien GP
Für das kommende Wochenende nominierte Pirelli den mittelharten P Zero White und den weichen P Zero Yellow. Die beiden Reifentypen entsprechen in ihren Eigenschaften optimal den Anforderungen des Straßenkurses von Melbourne. Wie sämtliche Reifen aus der 2014er-Range sind der Medium- und der weiche Slick etwas härter und haltbarer als ihre Vorgänger im vergangenen Jahr, doch dabei ohne Kompromisse bei der Performance.
Paul Hembery, Motorsport Direktor, Pirelli: „Konfrontiert mit den wohl grundlegendsten Regeländerungen in der neueren Geschichte der Formel 1 mussten wir eine rundherum neue Kollektion Rennreifen entwickeln, die der gänzlich anderen Dynamik der Formel 1-Autos des Jahres 2014 entspricht. Während der drei Tests vor Saisonbeginn wurde deutlich, welch enorme Herausforderung die neuen Regularien für alle Beteiligten darstellt. Doch wir haben im Verlauf des vergangenen Jahres sowie in den vergangenen Winter-Monaten sehr hart gearbeitet, um jetzt eine frische Reifen-Range präsentieren zu können, die auf die Anforderungen der jüngsten Generation der Formel 1-Autos zugeschnitten ist.“
Und weiter: „Jeder Reifentyp wurde mit einer neuen Mischung und einer neuen Konstruktion ausgestattet, um den Leistungsabbau zu verringern und zugleich den hohen Performance-Level zu halten. So erwarten wir auch in diesem Jahr wieder zwei bis drei Boxenstopps pro Fahrer in Melbourne. Sobald wir die Autos im freien Training auf der Strecke gesehen haben, werden wir präzisere Aussagen machen können. Der Ausgang des ersten Rennens einer Saison ist immer unvorhersehbar, dies gilt 2014 mehr denn je.“
Jean Alesi, technischer Kommentator, Pirelli: „Ich habe den Albert Park immer gemocht. Er bietet den Piloten Elemente eines Straßenkurses wie in Monaco sowie Passagen klassischer Circuits wie in Barcelona. Doch in diesem Jahr wird Melbourne noch herausfordernder sein. Mit der Rückkehr der Turbos vollzieht sich in der Formel 1 ein radikaler Wechsel sowohl in der Technologie als auch im Fahrstil. Bei der Beschleunigung sowie im Kurvenausgang tritt ein höheres Drehmoment auf. Daher müssen die Reifen noch resistenter gegen Schlupf sein und einer höheren Querbeschleunigung standhalten. Diese Faktoren müssen die Fahrer bedenken. Zudem dürfen sie das Auto nicht zu stark beschleunigen, um Wheelspin zu vermeiden.“
Die Anforderungen der Strecke an die Reifen
Die Strecke von Melbourne, seit 1996 Austragungsort des Großen Preises von Australien, bietet relativ wenig Grip und ist ziemlich rutschig. Das erhöht den Schlupf und dadurch den Grad des Reifenverschleißes. Das Bremsen ist ein besonders wichtiger Aspekt in Melbourne. Es gibt mehrere Passagen, in denen die Fahrer voll aufs Bremspedal treten. Dabei erreichen die Bremskräfte bis zu 5 G, die Reifen können blockieren. Ein Bremsplatter, eine Unwucht oder ungleichmäßiger Abrieb können die Folgen sein.
In diesem Jahr sind die Autos mit einem neuen elektronischen Bremssystem ausgestattet. Es regelt den Bremsdruck auf den Hinterreifen, um die Auswirkungen der neuen Energiegewinnungs-Systeme auszugleichen. Auch dieser Faktor wirkt sich auf die Hinterreifen aus. Auf der Strecke gibt es neun Abschnitte, in denen die Fahrer ihre Autos maximal beschleunigen und versuchen, die gesamte Leistung von rund 760 PS auf die Straße zu bringen. Dies kann zu Schlupf führen, der folglich den Leistungsabbau verstärkt.
Der aerodynamische Abtrieb wurde in diesem Jahr verringert. Auch das wirkt sich auf die Reifen aus. Vermehrtes Rutschen kann zu einem ungleichmäßigen Abrieb führen und Graining verursachen. Allerdings zeigten die Tests vor Saisonbeginn, dass es Pirelli gelang, das Graining zu reduzieren. Und trotz des verringerten Abtriebs zeigten sich keine Blasen auf den Laufflächen. Der linke Hinterreifen wird in Melbourne am stärksten beansprucht. Es gibt zehn Rechts- und sechs Linkskurven. Dabei sind die auf die Reifen wirkenden Längskräfte heftiger als die seitlichen Fliehkräfte.
Im vergangenen Jahr gewann Kimi Räikkonen den Großen Preis von Australien. Er startete vom siebten Platz und nutzte eine Zwei-Stopp-Strategie. Zunächst fuhr er mit den supersoften Slicks, um anschließend zwei Stints mit den Mediums zu absolvieren. Diese Strategie war ausschlaggebend für seinen Sieg, denn fünf der sechs Bestplatzierten hatten sich für eine Drei-Stopp-Strategie entschieden.