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VLN
04.11.2014

Charlotte Wilking: „Eine richtig gute Sache“

Die 28-jährige Charlotte Wilking gewann Anfang des Jahres die Fahrersichtung von TMG United. Wir haben die schnelle Spediteurin aus Waltrop nach sechs Einsätzen in Europas beliebtester und größten Breitensportserie, der Langstreckenmeisterschaft VLN auf dem Nürburgring, im Toyota GT86 CS-V3 nach ihrem Fazit gefragt.

Sechs VLN-Rennen mit TMG United liegen hinter dir. Wie fällt deine persönliche Bilanz aus?
Charlotte Wilking: „Es war eine wirklich tolle Erfahrung. Ich habe ein neues Team und ein für mich komplett neues Auto kennengelernt. Die Zusammenarbeit mit TMG United war großartig. Zusammenfassend kann ich nur sagen: Das war eine richtig gute Sache.“

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Es gab also keine Schwierigkeiten?
Charlotte Wilking: „Na ja, am Anfang hatte ich schon einige Anpassungsprobleme. Vor allem die Tatsache, dass das Auto ein Rechtslenker ist, war doch sehr gewöhnungsbedürftig. Gerade wenn man reflexartig handelt, kam es öfter mal vor, dass man die falsche Hand vom Lenkrad genommen hat, um zu schalten. Gut, dass mich da im Auto keiner hat fluchen hören … Mittlerweile ist das Schalten mit links völlig selbstverständlich. Als ich vom letzten Rennen nach Hause gefahren bin, habe ich mich sogar dabei erwischt, dass ich in meinem Privatwagen mit links schalten wollte …“

Wie hat sich die zunehmende Gewöhnung an das Auto auf deine Performance ausgewirkt?
Charlotte Wilking: „Ich konnte mich von Einsatz zu Einsatz steigern. Von meiner ersten Ausfahrt im Toyota GT86 CS-V3 bis zum letzten Rennen habe ich meine Rundenzeit um 25 Sekunden verbessert. Darauf bin ich auch ein bisschen stolz. Und dass auch das Team mit mir zufrieden ist, zeigt doch die Tatsache, dass wir uns darauf verständigt haben, auch in der kommenden Saison zusammen in der VLN zu starten.“

Vier Rennen bist du gemeinsam mit Moritz Oestreich gefahren, deinem Vorgänger in der TMG-Fahrersichtung. Konntest du von seinen Erfahrungen profitieren?
Charlotte Wilking: „Ob bei Video- oder Datenanalysen – wir haben immer zusammen nach dem besten Weg gesucht. Moritz hatte mehr Erfahrung mit dem Rennauto, ich war dafür viel öfter in Rennen auf der Nordschleife unterwegs als er. Es ist deshalb bestimmt nicht falsch zu sagen, dass wir beide voneinander profitiert haben.“

TMG United ist eine Truppe von Freizeitschraubern. Wie war die Zusammenarbeit?
Charlotte Wilking: „Es war weit mehr als nur eine Zusammenarbeit. Im Laufe der Zeit ist daraus Freundschaft geworden. Die Idee hinter diesem Projekt ist großartig. Alle Teammitglieder haben Erfahrung im Motorsport, aber eben nur in der Theorie. Sie sind Logistiker, Windkanaltechniker, Modellbauer oder Designer und kennen Motorsport nur vom Schreibtisch. Alle engagieren sich in ihrer Freizeit für dieses Projekt. Die meisten schrauben hier zum ersten Mal an einem Auto. Das schweißt zusammen. Wir haben einfach einen tollen Teamgeist. Das zeigt sich daran, dass sich viele von uns mittlerweile auch privat treffen. Zum festen Bestandteil eines Rennwochenendes gehört beispielsweise auch das TMG United-Barbecue am Freitagabend, wenn wir nach der Anreise mit dem Einrichten der Box fertig sind. Es gibt Firmen, die geben viel Geld für Maßnahmen zur Teambildung für ihre Angestellten aus. Wir treffen uns eben in der Werkstatt und gehen an sechs Wochenenden im Jahr Rennen fahren. Wo gibt es das sonst noch?“

Frauen im Motorsport gelten immer noch als Exoten. Gab es Vorbehalte im Team?
Charlotte Wilking: „Nein, überhaupt nicht. Ich war von Anfang an voll integriert. Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Meinung ernst genommen wird und meine Anregungen beispielsweise bei der Abstimmung des Autos auch umgesetzt wurden. Dass es in der Box sprachlich auch mal etwas derber zugeht, gehört einfach dazu. Damit habe ich überhaupt keine Probleme.“

Wie lässt sich der Toyota TMG GT86 CS-V3 fahren?
Charlotte Wilking: „Das Auto ist in seiner Basis-Abstimmung gutmütig und lässt sich sehr gut fahren. Es passt von seiner ganzen Charakteristik her sehr gut zur Nordschleife und gibt seinem Fahrer ein gutes Gefühl.“

Und was ist mit dem Spaßfaktor?
Charlotte Wilking: „Tatsächlich besteht die Herausforderung ja darin, in jedem Auto das Limit zu finden und schnellstmöglich über die Runden zu kommen. Wenn man erst mal das richtige Händchen für das Auto gefunden hat, lässt es sich richtig flott um die Nordschleife bewegen. Ich glaube, dass ist mir in diesem Jahr ganz gut gelungen. Es macht einfach Spaß, mit diesem Auto Rennen zu fahren.“

Wie unterscheidet sich dein Auto von dem im TMG GT86 Cup?
Charlotte Wilking: „Bis auf kleine Modifikationen an der Bremse sind die Autos identisch. Es war ja Absicht von TMG zu zeigen, dass der GT86 CS-V3 für den individuellen Einsatz im Motorsport und nicht ausschließlich für den TMG GT86 Cup gebaut wurde. Wie gut das Auto auch in Konkurrenz zu vergleichbaren Fahrzeugen anderer Hersteller ist, zeigt die Tatsache, dass wir bei den vier Rennen, in denen wir das Ziel erreicht haben, auch auf dem Podium in unserer Klasse standen.“

Was wird dir aus dieser Saison in Erinnerung bleiben?
Charlotte Wilking: „Vor allem natürlich der Klassensieg beim fünften Saisonlauf, dem 54. ADAC Reinoldus Rennen, gemeinsam mit Moritz Oestreich. Ich bin damals den Schlussabschnitt gefahren. Am Ende des Rennens waren wir auf abtrocknender Strecke mit Regenreifen unterwegs, die allerdings immer stärker abbauten. Unsere Verfolger fuhren mit Trockenreifen und kamen immer näher. Schließlich konnte ich mich mit zwölf Sekunden Vorsprung ins Ziel retten. Das war ein großartiges Gefühl, vor allem angesichts des Jubels im gesamten Team.“
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