Freitag, 27. Dezember 2024
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FIA WEC
20.11.2016

Podestplatz und Fahrertitel für Porsche

Porsche hat 2016 in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) im zweiten Jahr in Folge alles erreicht: Sieg in Le Mans, Gewinn der Hersteller-Weltmeisterschaft in Shanghai und beim Finale in Bahrain auch noch die erfolgreiche Verteidigung des Fahrertitels. Im letzten von neun Läufen zur WEC kamen Timo Bernhard (DE), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AU) von Startplatz zwei aus mit dem Porsche 919 Hybrid als Dritte ins Ziel. Nach einer Kollision früh im Rennen wurden die neuen Weltmeister Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (DE) nur Sechste. Audi gelang mit einem dominanten Doppelsieg eine beeindruckende Abschiedsvorstellung aus der WEC.

Das Sechsstundenrennen wurde um 16:00 Uhr bei knapp 30 Grad Celsius gestartet. Nach dem Sonnenuntergang um 16:45 Uhr kühlte die Luft bis auf 24 Grad ab.

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So lief das Rennen für die Startnummer 1:
Bernhard startet von Platz zwei und lässt Jani im Schwesterauto in der ersten Runde ziehen. In der 13. Runde überholt ihn der Nummer-7-Audi, Bernhard ist Vierter. Nach 29 Runden übergibt er an Webber, der sich in der 43. Runde am Nummer-5-Toyota vorbei auf Platz drei verbessert. Hartley löst ihn nach 59 Runden ab. Am Ende der 89. Runde übernimmt Bernhard wieder und reicht den 919 nach 120 Runden an Hartley weiter. Bernhard steigt nach 150 Runden noch einmal ein, ehe er nach 180 Runden an Webber übergibt, der den letzten Einsatz seiner Karriere genießt. Er bringt den 919 nach insgesamt 201 Runden auf Platz drei ins Ziel.

So lief das Rennen für die Startnummer 2:
Jani verbessert sich in der ersten Runde vom dritten auf den zweiten Platz. In der 15. Runde überholt ihn der Nummer-7-Audi. Jani ist Dritter vor dem Schwester-Porsche. Nach 28 Runden kommt er zum ersten Stopp und fährt weiter. Einen Umlauf später hat er Kontakt mit einem GT-Fahrzeug und muss erneut zur Box: Das beschädigte Heck und der defekte Reifen werden getauscht. Nun hat die Nummer 2 über eine Runde Rückstand. Nach 60 Runden übernimmt Dumas, nach 91 Umläufen steigt Lieb ein. Nach 122 Runden setzt sich wiederum Jani ans Steuer, nach 153 Runden erneut Dumas. Nach 184 Runden klettert Lieb für den Schlussspurt in den 919 und kommt gut 20 Minuten später nach 198 Runden als Weltmeister ins Ziel.

Stimmen nach dem Rennen:
Fritz Enzinger, Leiter LMP1:
„Am heutigen Renntag hat man gesehen, was das Porsche Team auszeichnet – es konnte auch mit einem schwierigen Rennen und großem Druck umgehen. Ich kann mich für diese Leistung nur bedanken: bei allen sechs Fahrern, jedem einzelnen Teammitglied und den Vorständen von Porsche, die uns in diesem Programm von Anfang an unterstützt haben. Auch heute an der Strecke haben sie wieder persönlich gezeigt, dass sie absolut hinter dem Programm stehen. Glückwunsch an Audi zum verdienten Sieg heute und danke für die Competition – wir werden Euch vermissen!“

Andreas Seidl, Teamchef: „Le-Mans-Sieg, Hersteller- und Fahrertitel – wir haben im zweiten Jahr in Folge alle Ziele erreicht. Das ist für uns als Porsche Team ein einzigartiges Glück. Ganz herzlich möchte ich unseren drei Weltmeistern Marc, Neel und Romain gratulieren und auch der Mannschaft des Fahrzeugs mit der Nummer 2. Dieses Auto war das einzige im LMP1-Feld, das während der 2016er Rennen nicht eine Sekunde in der Box verbracht hat. Wir freuen uns jetzt auf die Feierlichkeiten, und nach einer kurzen Atempause geht es mit ganzer Kraft an die Vorbereitung für 2017.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid Startnummer 1
Timo Bernhard (35, Bruchmühlbach-Miesau):
„Der Start an sich war nicht schlecht. Neel kam innen, und ich habe ihm natürlich Raum zum Überholen gelassen. Wir waren etwa gleich schnell, aber beide nicht schnell genug für die Audi. Toyota haben wir deutlich geschlagen. Das Auto zum Schluss an Mark übergeben zu können, damit er die letzten Runden drehen kann, und dann mit ihm zusammen auf dem Podium zu stehen, das war uns unglaublich wichtig. Es ist ein sehr emotionaler Tag, schwer zu beschreiben.“

Brendon Hartley (27, Neuseeland): „Mein erster Stint, nachdem Timo und Mark den Anfang gemacht hatten, war okay. Ich hatte Kazuki Nakajima im Nummer-5-Toyota hinter mir und ein paar tückische Momente im Verkehr, aber es hat alles gepasst. Wir hatten gehofft, dass wir den Audi näherkommen können, wenn es kühler wird, aber das hat nicht funktioniert. Sie haben den Sieg in ihrem letzten Rennen wirklich verdient. Uns ist es gelungen, in Marks letzten Rennen noch einmal mit ihm auf dem Podium stehen zu können. Wir haben unser Bestes gegeben. Ich finde es sehr traurig, ihn gehen zu sehen.“

Mark Webber (40, Australien): „Ich war heute als zweiter und als Schlussfahrer an der Reihe und ganz zufrieden mit meinen beiden Stints. Bei meinem ersten Einsatz hatte ich einen schönen kleinen Kampf mit dem Nummer-5-Toyota. Ich konnte ihn überholen und eine Lücke herausfahren, aber um die Audi anzugreifen, waren wir heute nicht schnell genug. Zum Schluss fand ich es sehr bewegend, zum letzten Mal den Helm aufzusetzen. Ich habe diesen letzten Stint genossen und war froh um die Chance, das Auto unter den Top-Drei nach Hause bringen zu dürfen. Das war das Maximale, was wir heute erreichen konnten. Ich hatte drei unglaublich schöne Jahre mit Porsche – mit Timo und Brendon und dem ganzen Team. Nichts ist für ewig. Ich höre zu einem guten Zeitpunkt auf und freue mich darauf, alle bald wiederzusehen.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid Startnummer 2
Romain Dumas (38, Frankreich):
„Bei uns waren die Chancen auf einen Podestplatz leider schon nach einer Stunde dahin. Nachdem Neel Kontakt mit einem anderen Auto hatte, fühlte sich unser 919 seltsam an. Er hat überall leicht übersteuert. Aber wegen der WM-Situation waren wir eh nicht auf Angriff unterwegs. Für uns war es wichtig, zuverlässig über die Runden zu kommen und keine Fehler zu machen – ich bin erleichtert, dass es funktioniert hat.“

Neel Jani (32, Schweiz): „Das Rennen ging gut los. Es war zwar ein bisschen mühsam im Verkehr, weil ich oft extrem ungünstig auf langsamere Fahrzeuge aufgelaufen bin, aber die Strategie und der Boxenstopp waren gut. Als ich wieder auf die Strecke fuhr, hat mich ein GT-Auto auf der Geraden gerammt. Anschließend waren ein hinterer Reifen und die Karosserie am Heck beschädigt. Nach der Reparatur fuhr das Auto nicht mehr optimal, der Rückstand war nicht mehr aufzuholen. Wir konnten nur noch hoffen, dass der Toyota mit der Nummer 6 nicht gewinnt, und selbst jedes Risiko vermeiden.“

Marc Lieb (36, Ludwigsburg): „Bei mir lief es eigentlich ganz gut, ich habe das Auto um die Strecke getragen. Seit dem Treffer früh im Rennen mit Neel am Steuer stand das Lenkrad ein bisschen schief. Unser 919 war nicht mehr in optimaler Verfassung. Aber wir sind durchgerollt, wir haben es geschafft.“
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