Formelsport Allgemein
08.07.2016
Ford unterstützt Formula Student im Windkanal
Das zweigleisige Reglement unterscheidet zwischen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und reinem Elektroantrieb, lässt den Ingenieuren in spe aber große Freiheiten für eigene Ideen und kreative Lösungen. Seit 2013 setzen die Studierenden auf Elektroantrieb und aerodynamische Hilfsmittel. Neben Chassis, Fahrwerk und dem selbst aus einzelnen Batteriezellen zusammengebauten Hochvoltakku stellen auch die zahlreichen elektrischen Betriebs- und Sicherheitssysteme Eigenentwicklungen dar. 2015 traute sich das Team mit seinem selbst entworfenen und hergestellten Kohlefaser-Monocoque erstmals an Formel 1-Technologie heran - mit Erfolg. Besonderheit des für die neue Saison entworfenen Einsitzers: eine elektronisch geregelte Hinterradlenkung.
Ford engagiert sich aber nicht nur finanziell für den Nachwuchs sondern stellt auch seine technischen Anlagen zur Verfügung. Im Windkanal des John-Andrews-Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich durchlief der Rennwagen fast zehn Stunden lang ausführliche Aerodynamikversuche. Erfreuliches Ergebnis: Das selbst programmierte Strömungsmodell der Studenten funktioniert und liefert verwertbare Daten.
Die rund 70 Teammitglieder, darunter zehn Studentinnen, investieren abseits des Hochschulbetriebes ungezählte Tage und Nächte in die Arbeit an ihrem 210 Kilogramm leichten und 80 kW starken Stromer. Im Juli stehen die Formula Student-Events im italienischen Parma, auf dem ehemaligen A1-Ring in der Steiermark sowie der Saisonhöhepunkt auf dem Hockenheimring an. Gewonnen haben die wettkampferprobten Hochschüler aber heute schon - junge Ingenieure mit Formula Student-Hintergrund zählen in der Industrie zu den besonders gesuchten Nachwuchskräften.
Hintergrundinformationen zu Formula Student:
Die Formula Student ist ein internationaler Konstruktionswettbewerb für den Ingenieurnachwuchs und hat sich längst als wichtiges Karrieresprungbrett für die Fahrzeugentwickler von morgen etabliert. Er basiert auf einer 1981 erstmals umgesetzten Idee des amerikanischen Automobilingenieursverbands SAE (Society of Automotive Engineers), der ein praxisorientiertes Gegengewicht zur damals mangelhaften Hochschulausbildung in den USA schaffen wollte. In den 90er Jahren erreichte der Wettbewerb auch Europa. Heute beteiligen sich weltweit gut 650 Hochschulen an der Formula Student, allein in Deutschland sind 80 Teams aktiv. Beim fünftägigen Saison-Highlight der Formula Student Germany (FSG) in Hockenheim (9. - 14. August) gehen in diesem Jahr wieder 115 Teams mit über 3.000 Studierenden an den Start.
Vier Dynamik-Wettbewerbe stehen im Vordergrund. Beim "Skid Pad" befahren die Autos eine liegende Acht, hier kommt es auf die maximal erreichbare Querbeschleunigung an. "Acceleration" misst das Beschleunigungsvermögen über 75 Meter aus dem Stand - im Geschwindigkeitsbereich bis zirka 120 km/h entspricht das Temperament des Monoposto in etwa einem Formel 3-Rennwagen. Im "Autocross" steht ein gut 800 Meter langer Handlingkurs auf dem Programm, der unterschiedlichste Kurven und Kehren sowie Slalompassagen umfasst. Der "Endurance"-Test schließlich bewertet insbesondere die Zuverlässigkeit und Energieeffizienz des Fahrzeugs. Er führt über eine Distanz von 22 Kilometern, es teilen sich zwei Fahrer die anstrengende Aufgabe auf dem etwas schneller gesteckten Handlingkurs. Zudem wird das Elektrofahrzeug unter anderem einem Regentest unterzogen und muss auf einem Kipptisch beweisen, dass auch bei Schräglage keine Flüssigkeiten austreten. Hinzu kommen umfangreiche Sicherheits-Checks.
Der Dynamik voraus gehen zahlreiche statische Disziplinen, die ebenso in die Wertung eingehen. So müssen die Studenten zum Beispiel einer Expertenkommission das Konzept und die Konstruktion des eigenen Mobils detailliert darlegen. Auch die Betriebswirtschaftler und Marketingspezialisten sind in der Formula Student gefragt: Sie müssen eine detaillierte Kostenanalyse vorlegen sowie einen Geschäftsplan präsentieren, der potenzielle Investoren vom Bau des Prototypen in einer 1.000er-Kleinserie überzeugen kann.