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DTM
30.09.2017

Interview mit DTM-Pilot Robert Wickens (Teil 2/4)

Aus Kanada in die weite Motorsportwelt: Robert Wickens hat einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich. In dieser vierteiligen Interview-Reihe geht es um den Menschen hinter dem Rennfahrer. Im zweiten Teil spricht Robert über seinen Kindheits-Albtraum, seine weiblichen Fans und seine Einstellung.

Rob, was war der beängstigendste Moment in deinem Leben? 
Robert Wickens: „Ich habe das Gefühl, dass mir in meiner Jugend allerhand seltsame Dinge wiederfahren sind. Zum Beispiel gingen meine Mutter und ich einmal Erdbeeren pflücken. Ich liebte Erdbeeren über alles, aber heute bin ich dagegen allergisch, was witzig ist. Wir gingen oft dorthin. Eines Tages begann es plötzlich zu regnen. Der Regen war so stark, dass wir die Straße vor uns nicht mehr sehen konnten. Es begann zu hageln und wir fuhren auf den Parkplatz des Einkaufszentrums in der Nähe unseres Hauses. Dann kam ein Tornado die Straße entlang gefegt, auf der wir gerade noch gefahren waren. Er rauschte an uns vorbei und so viel Zeug wurde gegen unser Auto geschleudert. Ich war noch sehr jung und hatte danach für ein ganzes Jahr jede Nacht einen Traum von einem Tornado. Weil ich immerzu diese Träume von Tornados hatte, war ich irgendwann, als ich älter wurde, nicht mehr sicher, ob dieses Erlebnis ein Traum oder Realität war. Vor einigen Jahren fragte ich dann meine Mutter: „Mom, waren wir in einem Tornado als ich jünger war?“ Und sie bejahte es. Es war wirklich verrückt, das Auto bewegte sich auf dem Boden, es wurde angehoben. Das war richtig beängstigend.“

Wie war es für dich später im Privatleben: Als junger Rennfahrer waren sicherlich viele Mädchen an dir interessiert... 
Robert Wickens: „Ich bin an sich eine sehr schüchterne Person. Es dauert, bis ich jemanden richtig kennengelernt habe und mich wohlfühle. Erst dann öffne ich mich. Vielleicht kann ich null flirten, aber ich war noch nie ein Frauenheld oder so etwas in der Art. Ich war kein Rennfahrer-Player, der die Grid Girls ansprach. Ich hatte Teamkollegen, die im Paddock Mädchen ansprachen und dann mit ihnen abzogen. Aber daran hatte ich kein Interesse. Ich war da, um Rennen zu fahren. Ich wollte keine Mädels ansprechen. Ich hatte so hart gearbeitet, um dorthin zu kommen. Ich wollte das nicht wegschmeißen, nur weil ich Mädchen im Kopf hatte und mich nicht auf meine Aufgaben konzentrieren konnte.“

Die Geschichte, wie du deine Freundin über Tinder kennengelernt hast, ist relativ bekannt. Aber wie war es, als ihr euch das erste Mal getroffen habt? 
Robert Wickens: „Dafür muss ich etwas ausholen, denn aufgrund unserer Berufe hat es eine Weile gedauert, bis wir uns tatsächlich getroffen haben. Zunächst habe ich natürlich Fotos von ihren Cosplays, aber auch ganz normale Bilder mit unterschiedlichen Frisuren in ihrem Profil gesehen. Ich war mir nicht ganz sicher und dachte, sie ist vielleicht Friseurin. Jetzt weiß ich, dass sie auch Perücken trug. Aber damals dachte ich mir: Das ist ein bisschen seltsam, aber süß und auch interessant. Leider war es kein Match. Da ich danach im Flieger saß und dann einen Freund im Krankenhaus besuchte, war ich mit den Gedanken aber woanders und bemerkte gar nicht, dass sie mir eine Nachricht geschrieben hatte. Weil ich so abgelenkt war, schien es für sie so, als ob ich mich rarmachen würde. Aber das wollte ich gar nicht. Ich war nie ein Typ, der Spielchen spielte. Ich bin sehr direkt. Das ist es, was ich will und das ist, wie ich bin. Ich werde nie lügen oder irgendetwas vorspielen. Aber weil ich so beschäftigt war, schien ich für sie schwierig zu kriegen zu sein. Dadurch war sie noch interessierter, denn ich wirkte wohl sehr souverän. Dabei versuchte ich das gar nicht. Ich schaute nur nicht auf mein Telefon, weil ich in diesem Moment andere Dinge im Kopf hatte.“

Irgendwann hast du dann aber doch schneller geantwortet, oder? 
Robert Wickens: „Ja, als ich abends ins Hotel fuhr, starteten wir mehr zu chatten. Alles war okay und nachdem ich nach Hause geflogen war, lud ich sie zu einem Fußball-Spiel des Toronto FC ein. Aber sie kam nicht, weil sie niemanden hatte, der mitkommen konnte. Auf dem Heimweg vom Spiel rief sie mich über Facetime an, um zu überprüfen, ob ich echt war. Ein Freund hatte zu ihr gesagt: „Wenn er nicht annimmt, ist er ein Fake.“ Danach musste ich für das nächste DTM-Rennen wieder weg, ich glaub' es war am Lausitzring. Wir trafen uns also auch in den folgenden drei Wochen nicht, aber wir sprachen jeden Tag und starteten eine Art virtuelle Beziehung. Als ich für das Formel-1-Rennen in Montreal zurück nach Kanada flog, ging es direkt vom Flughafen zum ersten Date. Eine Woche später hatten wir unser zweites Date, bevor ich wieder zurück nach Europa musste und auch sie zu einer Show geflogen ist. Durch unsere Berufe war es ein ungewöhnlicher Start, der sich etwas länger als normal hinzog.“