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DTM
29.04.2017

Vorgestellt: Renningenieur Marius Meier-Diedrich

Lucas Auer biegt in Führung liegend an die Box ab. Seine Crew steht schon mit den Schlagschraubern im Anschlag parat. Gleichzeitig kommt auch der Zweitplatzierte Marco Wittmann zu seinem Boxenstopp herein. Nur wenige Sekunden später geht Lucas wieder ins Rennen – mit einem soliden Stopp verteidigten er und seine Mannschaft den vorübergehenden ersten Platz auf dem Nürburgring. „Das war für mich eine der aufregendsten Situationen des vergangenen Jahres“, sagt Marius Meier-Diedrich, der den Österreicher auch in diesem Jahr als Renningenieur betreut. 

Aber Marius kümmert sich nicht nur um die perfekte Abstimmung eines der beiden „Pink Panther“ im Feld, er ist zusätzlich auch für die Boxenstopps bei HWA zuständig. Er teilt die Pitstop-Crew ein, leitet deren Training und kümmert sich um die technischen Belange sowie die Ausrüstung. „Ich bin dafür verantwortlich, dass wir schnelle Pitstops machen“, betont er. Die größte Herausforderung an seinem Job ist, im richtigen Moment alles richtig zu machen. „Man muss sehr fokussiert sein und die Ruhe sowie den Überblick bewahren können. Sonst trifft man die falschen Entscheidungen.“ 

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Ein bisschen lässt sich seine Rolle mit der eines Fußballtrainers vergleichen – sowohl im Umgang mit seinem Fahrer als auch mit der Boxenmannschaft. „Zusammen mit dem Performance-Ingenieur ist der Renningenieur tatsächlich so etwas wie der Trainer des Fahrers“, stimmt Marius zu. Rennsport ist eben doch ein Mannschaftssport. 

Beim Boxenstopp sind dann alle Augen auf die Mechaniker gerichtet. Entsprechend groß ist der Druck, der auf ihren Schultern lastet. „Jeder geht damit anders um“, erklärt Markus Spielmann, der Nummer-1-Mechaniker am Auto von Gary Paffett. „Ich schließe meistens die Augen, atme noch ein oder zweimal tief durch, dann sehe ich schon das Auto anfahren und spule meine Aufgaben ab.“ 

In dieser Saison kommt den Boxenstopps eine noch wichtigere Rolle zu, da gemäß dem neuen Reglement nur noch acht Mechaniker pro Stopp zugelassen sind. Dabei dürfen sie lediglich zwei Schlagschrauber einsetzen – je einen pro Fahrzeugseite. Dadurch ist die körperliche Fitness noch wichtiger als bisher. „Du musst von vorne nach hinten laufen oder umgekehrt – dadurch wird es noch anstrengender, weil bisher hat man ein Rad gewechselt, jetzt sind es zwei“, sagt Spielmann. Aus diesem Grund absolvieren die Mechaniker jede Woche nicht nur Übungstopps, sondern auch ein Fitnessprogramm. Die harte Arbeit lohnt sich jedoch: „Wenn man in der Box gegen einen Konkurrenten einen Platz gewinnt, ist das ein super Gefühl.“ 

Den nötigen Abstand zum stressigen Job als Renningenieur und Verantwortlichen für die Boxenstopps holt sich Marius im Kreise seiner Familie. „Familie ist mir wichtig. Sie ist auch ein super Ausgleich neben dem Job“, betont er. „Ich bin froh, quasi mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und brauche neben meiner Familie eigentlich kein weiteres Hobby. Das füllt mein ganzes Leben eigentlich schon genug aus.“ 

Denn für Marius ist der Motorsport eine Lebenseinstellung. „Ich war als Kind schon mit meinem Vater an Rennstrecken, habe mir verschiedene Rennen angeschaut, auch historische Rennen“, erinnert sich der Vater einer einjährigen Tochter. „Es ist einfach faszinierend, diese lauten und schnellen Autos auf der Rennstrecke zu erleben und auch zu sehen, wie sich die Fahrer bekämpfen. Es macht einfach eine riesige Faszination aus.“ Umso mehr erfüllt es ihn mit Stolz, sein Team zu vertreten. „Diese riesige Verantwortung zu haben und diese Marke repräsentieren zu dürfen, ist für mich ein Lebenstraum, der in Erfüllung geht.“