FIA Formel 3 EM
22.10.2017
FIA Formel-3-Europameister 2017: Lando Norris
„Dieser Titel ist der wohl wichtigste in meiner bisherigen Karriere“, strahlte der frisch gebackene FIA Formel-3-Europameister Lando Norris, als ihm der Titel nicht mehr zu nehmen war. „Mein Team Carlin und ich mussten hart dafür arbeiten und wurden für diesen Einsatz letztendlich auch belohnt.“
Schon mit 14 Jahren stieg Lando Norris in den Automobilsport ein, er wählte dafür die britische Ginetta Junior Meisterschaft. Parallel fuhr er noch im Kartsport und gewann dort die Weltmeisterschaft in der KF-Klasse. 2015 erfolgte der Einstieg in die Formel 4 und Lando holte sich den Titel in der britischen MSA Formula. Zwölf Monate später konnte er auch das Jahr 2016 als vollen Erfolg verbuchen: Er entschied die Gesamtwertung in der Toyota Racing Series, im Formel Renault 2.0 Eurocup und in der Formel Renault 2.0 NEC für sich.
Damit fühlte sich der Nachwuchsrennfahrer reif für den Einstieg in die FIA Formel-3-Europameisterschaft, in der er erstmals beim Saisonfinale 2016 startete. 2017 war er auf Anhieb einer der Frontrunner, obwohl er als Rookie gegen erfahrene Piloten wie Joel Eriksson (Motopark), Maximilian Günther (Prema Powerteam) oder Callum Ilott (Prema Powerteam) um die vorderen Platzierungen in der Fahrerwertung stritt. „Anfangs waren wir noch etwas hinter den Rivalen, aber dann haben wir alle hart gearbeitet und haben nun auf vielen Strecken das beste Auto im Feld. In der FIA Formel-3-EM mussten wir definitiv härter dafür arbeiten als in meinen vorherigen Rennserien, um an diesen Punkt zu kommen.“
Lernen musste das Talent zunächst auch den Start mit einem Formel-3-Fahrzeug. Fünf Rennwochenenden lang verlor der Carlin-Pilot auf den ersten Metern regelmäßig Positionen, die er sich in den folgenden Runden teils mühsam wieder zurückerobern musste. „Ich wusste prinzipiell schon, was ich zu tun hatte. Nur leider habe ich es nie wirklich hinbekommen. Wir haben dann an der gesamten Startprozedur gearbeitet und seit Spa-Francorchamps klappt es auch.“ Norris sagte, er habe nach jedem schwachen Start und der folgenden Analyse daran geglaubt, den nächsten Start besser hinzubekommen. „Ich habe nie den Kopf in den Sand gesteckt, denn ich wusste immer, dass es irgendwann funktionieren würde.“
Als sein persönliches Highlight der aktuellen Saison würde Norris das zweite Qualifying von Pau herauspicken. „Da war ich in meiner Gruppe über eine halbe Sekunde schneller als der Zweitplatzierte – obwohl die Strecke mit einer Fahrzeit von nicht einmal 1:10 Minuten sehr kurz ist.“ Der Stadtkurs am Fuße der Pyrenäen steht aber auch für seine größte Enttäuschung in diesem Jahr. „Ich habe beim Grand Prix de Pau in Führung gelegen, als meine Radaufhängung brach und mein Rennen in den Reifenstapeln endete. Schade, denn ein Sieg in Pau wäre schön gewesen.“
Neben den Rennwochenenden und Testfahrten verbringt der vom Formel-1-Team McLaren geförderte Norris viel Zeit im Simulator. „Ich mag diese Arbeit. Für McLaren teste ich vor allem an Freitagen eines Grand-Prix-Wochenendes Dinge, die die Formel-1-Ingenieure anfragen. Ich habe aber auch einen eigenen Simulator zu Hause, den ich häufig nutze. Im Schnitt dauert eine Session zehn Stunden, an guten Tagen werden es aber auch mal 15 Stunden. Dabei fahre ich beispielsweise gerne gegen Freunde und wir haben viel Spaß dabei. Es ist also keinesfalls nur Arbeit.“
Norris gilt in Expertenkreisen als Supertalent. Er gewann 2016 den prestigeträchtigen McLaren Autosport BRDC Award, der alljährlich dem besten britischen Nachwuchspiloten verliehen wird und wurde daraufhin in das Förderprogramm von McLaren aufgenommen. „Auf diese Berufung bin ich stolz und sehe sie als große Chance, meine Ziele im Motorsport zu verwirklichen. Es ist auch toll, dass ich dank McLaren in diesem Jahr meine ersten Kilometer in einem Formel-1-Renner absolvieren durfte. Das sind wertvolle Erfahrungen, die ich sehr genossen habe.“
Wenn der Brite nicht gerade in einem Rennwagen sitzt oder in einem Simulator virtuell die Rennstrecken dieser Welt umrundet, dann beschäftigt er sich gerne mit Design. „Ich habe zum Beispiel meinen eigenen Helm gestaltet und möchte ihn in Zukunft auch selbst lackieren können.“ Möglicherweise kann man diese Kunstwerke dann bald auch in der Formel 1 bewundern.